Die Alb kann man auch auf zwei Rädern bezwingen. Der neue Lauter-Alb-Lindach-Radweg bietet sich aber vor allem für jene an, die die Anstrengung nicht scheuen. Denn sobald man das Flusstal verlässt, gilt es einige Steigungen zu überwinden.

Kirchheim - Nicht dem weißen Kaninchen, nicht dem gelben Ziegelsteinweg, sondern den grün-weißen Schildern muss man folgen, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Jedoch Obacht: der neue Radweg Lauter-Alb-Lindach, der auf Initiative der Stadt Kirchheim entstanden ist, führt nicht immer entlang der Strecken, an denen besagte Schilder stehen. Damit die Radler trotzdem wissen, wohin sie der knapp 63 Kilometer lange Rundweg führt, werden in diesen Tagen neue Wegweiser angebracht. In einem Faltblatt gibt es ebenfalls genaue Anweisungen.

 

Eine „sportliche Tour“ sei es, so steht es jedenfalls im Flyer. Und das ist nicht zu viel versprochen. Denn während Radwege, die entlang von Bächen und Flüssen verlaufen, naturgemäß selten starke Steigungen haben, ist der Lauter-Alb-Lindach-Radweg als Tagestour allein aufgrund seiner Länge und des Aufstiegs auf die Alb anspruchsvoll.

Wer die komplette, lassoförmige Strecke fahren will, beginnt und endet in Wendlingen. Zunächst fährt man über Ötlingen nach Kirchheim und startet von dort in die große Runde über die Alb. Von Kirchheim geht es zunächst nach Dettingen – und hier werden dankenswerterweise die Hinweise der grünweißen Schilder ignoriert, um das Industriegebiet weiträumig zu umfahren. Stattdessen führt der Weg durchs Grüne, vorbei am Segelfluggelände Hahnweide.

Bis hinter Schopfloch geht der Aufstieg auf die Alb

„Wir haben lange diskutiert“, sagt der Kirchheimer Bürgermeister Günter Riemer, „ob wir den Weg so lange und nah wie möglich an den namengebenden Gewässern entlang führen, oder ob wir mit Umwegen den Autoverkehr so weit wie möglich vermeiden.“ Schließlich seien sich dann alle Beteiligten einig geworden, die Strecke über die Hahnweide zu führen. „Allerdings muss man da einen ordentlichen Anstieg überwinden“, sagt Riemer.

Die Idee für den Weg hatten Günter Riemer und die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Der ursprüngliche Plan war es, einen Lautertal-Radweg als Arm des Neckarradweges einzurichten. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus Fahrradverbänden entwickelte die Stadt Kirchheim die Streckenführung weiter. Nun verlässt der Radler die Lauter in Lenningen. Dann folgt ein weiterer ordentlicher Anstieg, der Kondition erfordert: Bis hinter Schopfloch muss man durchhalten, erst dann kann man das Rad über Neidlingen, Weilheim, Holzmaden und Jesingen wieder den Albhang hinunter nach Kirchheim rollen lassen.

Keine Tour für Kinderbeine

Auch wenn auf dem Weg einige durchaus kindgerechte Attraktionen liegen – ein schön gestalteter Wasserspielplatz in Dettingen, die Gutenberger Höhlen und das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb weiter oben oder die Burg Reußenstein – für Kinderbeine ist die gesamte Tour ganz sicher nichts. Die Strecke zwischen Wendlingen und Kirchheim ist trotz des leichten Anstiegs auf der ersten Hälfte gut zu meistern, auch der Weg entlang der Lauter Richtung Owen lässt sich entspannt radeln. Die Streuobstwiesen, Wäldchen und Felder links und rechts bieten nicht nur im Frühling eine schöne Aussicht. Günter Riemer jedenfalls ist von der Strecke überzeugt. „Der Radweg eröffnet am Rand der Schwäbischen Alb hervorragende Ein- und Ausblicke“, sagt er. Je nach dem, wo man absichtlich ein paar Meter vom Weg abkommt, um Museen, Architektur oder Natur zu bestaunen, können diese Blicke in Natur und Kultur sehr unterschiedlich ausfallen.

Die Kosten für das Konzept und die Schilder liegen laut Riemer im niedrigen fünfstelligen Bereich. Die Kommunen, durch die der Weg führt, bezahlen jeweils die Schilder, die auf ihrer Gemarkung stehen, und auch der Verkehrsverein Teck-Neuffen und der Verein für Naherholung im Neckartal haben sich finanziell beteiligt. „Über den Zustand der Beschilderung halten uns die Radfahrer der Fahrradverbände auf dem Laufenden“, so Riemer. Insgesamt sei das Projekt eine gelungene Kooperation verschiedener Seiten. Jetzt fehlen nur noch die Radler, die es nutzen.

Der Lauter-Alb-Lindach-Radweg

Länge
: 62,6 Kilometer ist die Strecke lang, wenn man keine Extratouren fährt. Der Plan schlägt aber einen Abstecher nach Gutenberg vor zur Quelle der Schwarzen Lauter – das sind noch einmal acht Kilometer obendrauf.

Höhe
: Insgesamt 964 Meter Steigung muss man überwinden. Wer nach 21 Kilometern seine Beine schonen will, kann vom 1. Mai bis 20. Oktober an Wochenenden und Feiertagen in Oberlenningen den Radbus nehmen. Pedelec-Ladestationen entlang der Strecke sorgen bei Elektrorädern für volle Batterien.

Wegweiser:
Um sich nicht nur auf die Schilder am Wegesrand verlassen zu müssen, kann man den Flyer zum Radweg zu Rate ziehen. Er ist in den Rathäusern der teilnehmenden Kommunen und in der Kirchheim-Info erhältlich. Darin wird die Strecke beschrieben und auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht.