Ein Mann soll bei seinem Arbeitgeber, der LBBW, 750 000 Euro gestohlen haben. Am Mittwochabend wird der Fall in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ gezeigt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ über den polizeilich gesuchten Christian Schmidt sieht sich die LBBW in der Defensive. Zwar ist die Bank eigentlich das Opfer der kriminellen Machenschaften des Gesuchten. Das Magazin zitiert aber Bekannte des Mannes, der 750 000 Euro aus der Zentralkasse des Instituts gestohlen haben soll, die berichten, dass der Mann bereits zwei Firmen in die Zahlungsunfähigkeit geführt und eine Privatinsolvenz hinter sich haben soll. Außerdem soll er spielsüchtig sein. Das Magazin warf die Frage auf, warum die Bank jemanden mit dieser Vita einstellt und dort arbeiten lässt, wo Bargeld in großen Mengen über den Tisch geht. „Wir überprüfen nicht das Vorleben unserer Bewerber“, sagt Christian Potthoff, Sprecher der LBBW, in Reaktion auf die in dem Artikel erhobenen Vorwürfe – und verweist auf den Datenschutz.

 

„Dazu können wir nichts sagen, da das auch nicht Gegenstand unserer Ermittlungen ist“, sagt dazu der Polizeisprecher Tobias Tomaczewski. Die Polizei konzentriert sich auf die Fahndung nach dem Mann, dessen Spur sich am zweiten Weihnachtsfeiertag verliert. Das Fest soll der 42-Jährige aus Besigheim (Landkreis Ludwigsburg) mit der Familie seiner Schwester verbracht haben.

Vorwurf: 750 000 Euro beiseite geschafft

Der Mann wird gesucht, weil er am 23. Dezember beim Geldzählen in der Zentralkasse der LBBW am Hauptbahnhof eine große Summe beiseite geschafft haben soll. Er versteckte offenbar das Geld, während er mit Kollegen dort beschäftigt war, und kam später zurück, um es zu holen. Wie er es geschafft haben soll, 750 000 Euro vor der Nase der Kollegen abzuzwacken, dazu schweigt die Bank. Vergangene Woche hieß es am Rande einer Bilanzpressekonferenz für das vergangene Jahr lediglich, man habe die Abläufe überprüft und keine größeren Sicherheitsmängel entdeckt.

Die Bank habe bei der Einstellung ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis des Christian Schmidt gesehen, sagt Christian Potthoff. Ansonsten habe man sich nicht mit der Vorgeschichte befasst. „Das geht ja datenschutzrechtlich gar nicht.“

Die Polizei hat nach ihrem Fahndungsaufruf am vergangenen Montag ein paar Anrufe von Zeugen erhalten, die nichts zur Flucht des Gesuchten erzählen konnten. Sie hätten sich „allgemein zum Hintergrund und mit ihrer Einschätzung der Person“ zu Wort gemeldet, fasst Tobias Tomaszewski zusammen. Die Polizei sucht seit Dreikönig nach dem 42-Jährigen Banker. Er soll, so berichtet der „Spiegel“, Geld an verschiedene Personen verschickt haben, darunter seine ehemalige Partnerin, die in einer Reinigung arbeitet. Sie und eine weitere Exfreundin des Mannes zitiert das Magazin in seiner Geschichte. Die Polizei äußert sich nicht zu den Gerüchten, auch nicht dazu, dass der Mann einen Brief hinterlassen haben soll, der etwas von einem Abschiedsbrief habe und auf Pläne, aus dem Leben scheiden zu wollen, schließen lassen könnte. Darin soll stehen, der Gesuchte wolle mit dem gestohlenen Geld noch einmal seiner Sucht, dem Glücksspiel, frönen. Diese Sucht soll schuld sein an seinen Geldproblemen in der Vergangenheit.

Aktenzeichen XY. . . bringt einen Fahndungsaufruf

Die Polizei teilt mit, dass das Auto der Schwester, mit dem der Mann seinen Wohnort verlassen haben soll, in der Nähe des Flughafens gefunden worden sei. Ob und wohin er geflogen sein könnte, ist offen. Spekuliert wird, dass es Kenia sein könnte, ein früheres Urlaubsziel. Oder Las Vegas, wo er viel verloren haben soll.

Vielleicht bringt ein Fahndungsaufruf in der Sendung „Aktenzeichen XY. . . ungelöst“ neue Erkenntnisse. Die Sendung beginnt am Mittwoch um 20.15 Uhr im ZDF.