Die Immobilientochter soll zügig mit dem Verkauf ihres Wohnungsbestandes beginnen.

Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) treibt den Verkauf ihrer Immobilientochter voran. Die Investmentbank Leonardo sei mit der Käufersuche für die Gesellschaft mit rund 20.000 Wohnungen beauftragt worden, berichtete die „Financial Times Deutschland“ am Montag. Die LBBW muss sich von der Sparte auf Geheiß der EU trennen. Dem Bericht zufolge soll der Verkaufsprozess im Sommer beginnen. Der Wert der Wohnungen werde auf rund 1,5 Milliarden Euro beziffert. Die LBBW wollte sich nicht dazu äußern.

 

Als mögliche Interessenten an den LBBW-Beständen hatte sich bisher nur die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen AG aus der Deckung gewagt. Nach FTD-Informationen sind auch die Deutsche Annington und die Augsburger Immobiliengesellschaft Patrizia interessiert. Aus Finanzkreisen verlautete, dass es fünf oder mehr Bieter geben werde. Patrizia hatte vergangene Woche den früheren Deutschlandchef des Finanzinvestors Fortress verpflichtet, der bei Investoren Geld einsammeln und Wohn- und Gewerbeimmobilien einkaufen soll.

Kommunen sind unzufrieden mit Privatisierung

Allerdings gibt es gegen den Immobilienverkauf auch Widerspruch, da viele Kommunen, in denen sich die Wohnungen befinden, privaten Investoren nicht über den Weg trauten. Befeuert wird die Angst nach Angaben des Blatts durch Meldungen über die Wohnbedingungen in Siedlungen, die sich bereits in privater Hand befinden und die Klage der Stadt Dresden gegen die Immobiliengesellschaft Gagfah wegen Vertragsbruch. Gagfah soll sich nach dem Kauf von 48.000 Wohnungen nicht an vereinbarte Regeln zum Mieterschutz gehalten haben.

Die LBBW hatte wegen der Finanzkrise 2008 und 2009 Milliardenverluste eingefahren. Brüssel verordnete der Stuttgarter Bank im Gegenzug für die milliardenschweren Hilfen der Eigner - Land, Sparkassen, Stadt Stuttgart - eine drastische Schrumpfkur. Das Geldhaus soll sich künftig auf sein Kerngeschäft mit Mittelständlern und Privatkunden konzentrieren.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die LBBW im dritten Jahr in Folge tiefrote Zahlen geschrieben. Der Vorsteuerverlust liegt nach vorläufigen Zahlen bei rund 340 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte das Institut noch einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Euro verbucht. 2010 war die Landesbank vor allem von Europas Schuldenkrise hart getroffen worden. Die Belastungen aus Staatsrisiken summierten sich alleine auf rund 700 Millionen Euro. 2011 will die LBBW wieder schwarze Zahlen schreiben. An diesem Mittwoch wird LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter auf der Jahrespressekonferenz über die Pläne des Bankhauses für dieses Jahr berichten.