Der LBBW-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter rechnet mit einem öffentlich-rechtlichen Bieter.  

Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bereitet mit Hochdruck den Verkauf der 24.000 Wohnungen ihrer Immobilientochter vor. Die Wohnungen sollen nach Angaben von LBBW-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter als Gesamtpaket veräußert werden, der Verkaufsprozess solle im Sommer starten. Die LBBW habe eine Investmentbank damit beauftragt, den Immobilienbestand zu bewerten und den Verkaufsprozess zu organisieren, heißt es in Unternehmenskreisen.

 

Die EU-Kommission hatte der Bank infolge ihrer finanziellen Schieflage unter anderem den Verkauf der Immobilien sowie von Beteiligungen verordnet. Kommunen im Südwesten hatten daraufhin Vorstöße unternommen, die in ihrer Gemarkung liegenden Wohnungen direkt von der Bank zu erwerben. Vetter sprach am Mittwoch von einem "hohen Interesse an den Wohnungen vonseiten der Kommunen", betonte aber: "Wir müssen alles zusammenhalten. Ein Rosinenpicken kommt nicht infrage."

Zu dieser Haltung Vetters passt, dass die Stuttgarter Konzerntochter LBBW Immobilien einen Vertriebsstopp für die Wohnungen verhängt hat. Entsprechende StZ-Informationen bestätigte gestern eine Unternehmenssprecherin. Das heißt, dass die Mieter, die an einem Kauf ihrer Wohnung interessiert sind, nicht zum Zug kommen. Die mit Einzelprivatisierungen beauftragten Vertriebspartner seien gebeten worden, "alle Vermarktungsaktivitäten sofort einzustellen". Gleichzeitig seien die entsprechenden Verträge gekündigt worden, und zwar "ordentlich zum nächstmöglichen Zeitpunkt".

Förderinstitut L-Bank wird als Käufer gehandelt

Nach StZ-Informationen sind etwa zehn Handelsvertreter und ihre Mitarbeiter betroffen, die in den vergangen Jahren fast ausschließlich für die LBBW Immobilien tätig waren. Unter ihnen herrscht dem Vernehmen nach großer Unmut über die Kündigung. Insgesamt stünden etwa vierzig Betroffene "vor dem Nichts", hieß es. In den vergangenen Jahren hatte die LBBW Immobilien jeweils mehrere Hundert Wohnungen aus ihrem Bestand verkauft.

Als ein möglicher Käufer des Wohnungspakets wird das öffentlich-rechtliche Förderinstitut L-Bank gehandelt. Dort könnten die Wohnungen geparkt und Objekte an die interessierten Kommunen weiterveräußert werden. Dieser Weg wird zumindest vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW) favorisiert, in dem die kommunalen Wohnungsunternehmen vertreten sind. "Ich gehe davon aus, dass es von öffentlich-rechtlicher Seite ein Angebot für das Immobilienpaket gibt. Dem könnten wir auch etwas abgewinnen", sagte Landesbankchef Vetter am Mittwoch dazu.

"Auch den Mietern soll es vernünftig ergehen"

Die LBBW wolle dafür Sorge tragen, dass die Arbeitsplätze der Beschäftigten auch nach einem Eigentümerwechsel dauerhaft gesichert seien, sagte der Vorstandschef und ergänzte: Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst." Gleichzeitig aber wolle die Bank den Interessen der Eigner - das Land Baden-Württemberg, die Stadt Stuttgart und die Sparkassen im Land - gerecht werden. Der Verkauf müsse "unter betriebswirtschaftlichen Aspekten" vonstatten gehen. Das heißt, die Bank werde das Wohnungspaket zu "marktgerechten Preisen" abgeben, denn "wir sind nicht scharf darauf, uns Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft einzuhandeln", sagte Vetter.

Beim Abbau von Beteiligungen sei die LBBW vorangekommen. Aus dem Verkauf des 14,8-prozentigen Anteils an der Deka, dem Fondsdienstleister der Sparkassen, fließen der Landesbank, wie berichtet, 700 Millionen Euro von den Sparkassen in Deutschland zu. Der Deka-Anteilsverkauf werde sich mit einem außerordentlichen Ertrag von 100 Millionen Euro in der Bilanz niederschlagen, sagte Vetter gestern.

Im vergangenen Jahr seien zudem unter anderem die US-Tochter LBBW Securities, die LRI Invest und das Privatkundengeschäft der LBBW Luxemburg veräußert worden. Darüber hinaus sei der Verkauf der Landesbankanteile an der Leipziger Strombörse EEX fast komplett abgeschlossen, erläuterte Vetter. Zudem habe die Landesbank im vergangenen Jahr gemäß Restrukturierungsplan acht ihrer elf europäischen Repräsentanzen geschlossen. Im März 2011 hatte Volkswagen den Aktienbestand von 4,43 Prozent der Süd-Kapitalbeteiligungs-Gesellschaft, einer Tochtergesellschaft der LBBW, an SGL Carbon, einem Hersteller von Kohlenstoff- und Grafitprodukten, übernommen.