Jahrelang hat Hitboutique englische Ohrwürmer neu interpretiert. Jetzt stellt die Band ihr erstes deutsches Programm vor. Sängerin Lea Helbig spricht über Therapieerfolge mit Musik, Erotiknummern und das Singen mit Publikum.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Zur „Deutschland Therapie“, so der Showtitel, bittet Hitboutique im neuen Programm. Erstmals singt die Stuttgarter Band mit der Ohrwurmgarantie auf Deutsch. Vor dem Auftritt am kommenden Freitag, 20.15 Uhr, im Theaterhaus sprachen wir mit Sängerin Lea Helbig.

 
Frau Helbig, mit deutschen Hits, heißt es auf Ihrer Webseite, entsteht die Bibel des Glücks. Die Hasskommentare bei Facebook zeigen viel Unzufriedenheit im Land. Fehlt es an Musik?
Ein tief liegender Ursprung für Hass und Hasskommentare ist Angst. Vertrauen, Liebe, Freude können Angst beseitigen. Deshalb können wir mit unseren Konzerten die Menschen ein Stück weit therapieren, indem wir sie mit Musik einfach glücklich machen – zumindest für die Dauer des Konzerts.
Wird bei uns zu wenig deutsch gesungen?
Wahrscheinlich wird insgesamt zu wenig gesungen – egal in welcher Sprache. Alle Menschen, die in Chören oder in Fußballstadien singen, kennen dieses Glücksgefühl, wenn man vereint als ein Klangkörper singt. Deshalb lieben wir es, wenn unser Publikum mitsingt. Dass es ein wachsendes Bedürfnis nach deutscher Musik gibt, sieht man auch an den vielen deutschsprachigen Künstlern, die gerade riesigen Erfolg haben.

„Die erste Wirkung ist meist ein Lächeln“

Hits sind Ihr Ding, wie der Bandname sagt.
Ja, wir bleiben unserem Motto treu, bekannte Hits, die jeder mitsingen kann – auch wenn er sie schon fast nicht mehr hören kann – neu zu interpretieren. Natürlich klingen alle Songs anders als das Original. Wenn man sie dann erkennt, ist die erste Wirkung meist ein Lächeln – allerspätestens beim Einstieg in den Refrain. Jeder Song wird von meinen drei Praxishelfern und mir therapeutisch wertvoll und mit einem deutlichen Augenzwinkern neu interpretiert.
Können Sie uns Beispiele nennen?
Die Hitboutique-Version von „Über sieben Brücken musst du gehen“ etwa hat die Kraft, Menschen mit depressiven Tendenzen abzuholen und neuen Lebensmut zu schenken. „Da da da“ von Trio erklärt in unserer Version den alltäglichen Kampf der Geschlechter, und „Abenteuerland“ von Pur wird zu einer Erotiknummer à la „50 Shades of Grey“. Die Texte geben das durchaus her – es ist eben Interpretationssache.
Früher haben Sie auf Englisch gesungen. Führen deutsche Hits besser zum Therapieerfolg?
Um dem Glück bereits in der ersten Sitzung so nah wie möglich zu kommen, ist die „Deutschland Therapie“ eine – speziell für unser Publikum konzipierte – sprachlich barrierefreie Musik-Show. Ich glaube, dass sich in jedem Song eine Lebensweisheit versteckt, egal in welcher Sprache er verfasst wurde. Es stellt sich nur eine Frage: Wie komme ich an diese Weisheit heran?

Hits von Udo Lindenberg bis Jan Delay

Sind die Lieder in der eigenen Sprache verfasst, verstehen wir Deutsche sie umso besser. Bei Englisch ist das nicht immer sicher.
Unser neues Programm auf Deutsch zu machen war eine demokratische, bandinterne Entscheidung. Ehrlich gesagt, habe ich mich am Anfang sehr schwer getan, all die deutschen Gassenhauer zu singen – dann haben ich bemerkt, dass man in jedem Stück einen Teil seines eigenen Lebens wiederfindet.
Wo haben Sie Ihr eigenes Leben gefunden?
Meine Lieblingszeile ist „Irgendwann muss ich für immer gehen – dann will ich sagen, diese Welt war schön!“. Hätten Sie es gewusst? Das sagt nicht Richard David Precht, sondern der gute alte Nino de Angelo.
Zur Person:

Die 1976 geborene Sängerin der Stuttgarter Band Hitboutique arbeitet hauptberuflich als Therapeutin bei der Rehabilitationseinrichtung Rehamed in Stuttgart-Vaihingen.

Mit ungewöhnlichen Arrangements von Pophits in englischer Sprache ist Lea Helbig mit ihren drei Musikern bekannt geworden. Das neue Programm „Deutschland Therapie“ besteht aus deutschen Hits, die von Udo Lindenberg bis Jan Delay stammen. Auch diesmal werden bekannte Melodien fantasievoll interpretiert und zu einem überraschenden Klangerlebnis umgewandelt, die vom Original möglichst weit entfernt sind.

Am Freitag, 19. Januar, 20.15 Uhr, tritt Hitboutique im Theaterhaus auf. Karten unter Telefon 07 11 / 4 02 07 20.