Auf vielen Weihnachtsmärkten gibt es sogenannte lebendige Krippen – mit Schafen, Kühen und Eseln. Was die einen freut, lehnen die anderen ab.

Ditzingen - Wenn sich Schafe, Esel und Ziegen in sogenannten lebendigen Krippen auf Weihnachtsmärkten tummeln, leuchten Kinderaugen. Auch beim Ditzinger Weihnachtsmarkt, der an diesem Wochenende rund ums Rathaus stattfindet, gibt es eine lebendige Krippe mit Schafen. Daran üben Tierschutzorganisationen Kritik.

 

Tiere haben auf dem Weihnachtsmarkt nichts verloren“, sagt Herbert Lawo, der Vorsitzende des Verbands. Ständiger Trubel und Lärm, fehlende Rückzugsmöglichkeiten, harter Untergrund, kaum Bewegungsspielraum sowie falsche Fütterung durch Besucher sind laut Lawo ein Problem. Manche Krippentiere verendeten aufgrund ungeeigneter Nahrung an Koliken. Auch die Tierrechtsorganisation PETA spricht sich gegen lebendige Krippen aus. „Tiere gehören nicht in die Innenstadt und auf einen hochfrequentierten Platz“, sagt der Fachreferent Peter Höffken. Provisorische Hütten seien kein ausreichender Rückzugsort. Auch Höffken verweist darauf, dass Besucher die Tiere mit Waffeln oder Lebkuchen fütterten. Giesela Mayer hingegen, die Vorsitzende des Ditzinger Tierschutzvereins, sieht das Ganze weniger kritisch: „Wenn sich die Schafe zurückziehen können, ist es in Ordnung.“ Das sei „wie im Zoo“. Wichtig sei, dass die Tiere nicht ständig gestreichelt werden könnten.

Abseits des Getümmels

Der Standort an der Konstanzer Kirche ist aus Sicht des Mitveranstalters, des Vereins Aktive Wirtschaft, gut für die Tiere. „Sie stehen eben nicht mitten im Marktgetümmel, sondern etwas abseits und geschützt“, sagt der Geschäftsführer Wolfgang Bunge. Im Übrigen seien die Tiere an die Menschen gewöhnt und wären daher auch keinem Stress ausgesetzt. Auch sein Vereinskollege Christof Kämpf kann die Aufregung der Tierschützer nicht nachvollziehen. „Das ist doch total an den Haaren herbeigezogen. Diese Tiere sind an die kalte Witterung gewöhnt und werden bei uns absolut gut behandelt.“

Anette Hochmuth, die Pressesprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen, kann über die Bedenken der Tierschützer ebenfalls nur den Kopf schütteln. „Wir haben beim Bietigheimer Weihnachtsmarkt seit vielen Jahren eine lebendige Krippe und kümmern uns gut um die Tiere. Sie haben genügend Auslauf, Stroh und Futter und einen Stall, in den sie sich bei zu viel Trubel zurückziehen können“, sagt sie.

„Eine Zumutung für die Tiere“

Die Sache mit dem Rückzugsort spielt auch bei den lebendigen Krippen auf dem Esslinger Mittelaltermarkt und dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt eine wichtige Rolle. Auf beiden Märkten werden die Schafe von Anette Wohlfahrt, der Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes, betreut. Die Tiere seien alle strengstens untersucht und geimpft, zudem hätten sie einen genügend großen Stall, in den sie sich jederzeit vom Trubel zurückziehen könnten. „Neben den Krippen haben wir extra Verkaufsstände gebaut, damit wir die Tiere im Blick haben und niemand sie mit ungesundem Zeug füttert“, betont Wohlfahrt. Die Zeit auf den Weihnachtsmärkten sei jedenfalls niemals stressig für die Tiere, wie der Landestierschutzverband behaupte.

Auf dem Ludwigsburger Barock-Weihnachtsmarkt gibt es schon seit Jahren keine lebendige Krippe mehr. „Wir haben das vor einigen Jahren durchgesprochen, uns aber ganz bewusst dagegen entschieden, weil wir finden, dass es eine Zumutung für die Tiere ist“, sagt Beate Schweickhardt von Tourismus & Events Ludwigsburg. Jeder, der schon einmal an einem Wochenende auf dem Ludwigsburger Markt unterwegs gewesen sei, könne sich sicher lebhaft vorstellen, was sie damit meine.