Einige Menschen wünschen sich immer noch die Parkflächen auf dem Arsenalplatz zurück. Emanuel Hege ist selbst Dauer-Autofahrer und kommentiert: Nehmt uns noch mehr Parkraum weg!

Ludwigsburg : Emanuel Hege (ehe)

Man glaubt es kaum: Es ist 2025, und noch immer wird Parkplätzen hinterhergetrauert. In Besigheim mussten die armen Autos Sonnenschirmen, Palmen und Gastronomie weichen. In Ludwigsburg wurde der alte Arsenalplatz für die Menschen der Stadt plattgemacht: mit Bäumen, Spielmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten. Wie kann man nur?

 

Doch Spaß beiseite: Statt sich über lebenswertere Innenstädte zu freuen, dominiert vielerorts der Blick auf das vermeintlich Verlorene – die Parkplätze. Noch immer hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass Stellflächen und Autos den Erfolg einer Innenstadt sichern. Dabei zeigt die Realität längst: Innenstädte leben nicht vom Blech, sondern von Begegnung und Atmosphäre. Es geht um Aufenthaltsqualität – nicht um den Halt direkt vor dem Ladeneingang.

Noch müssen die Bäume auf dem Arsenalplatz wachsen. Foto: Simon Granville

Argumente machen müde

Seit Jahrzehnten werden die gleichen Argumente ausgepackt, um den Fortschritt von Innenstädten zu verlangsamen. Ohne Parkplätze vor der Tür, heißt es, breche der Einzelhandel ein. Auch Immobilienbesitzer klagen, dass ihre Einzelhandelsflächen ohne Parkplätze an Wert verlieren würden.

Hinzu kommen persönliche Gewohnheiten: „Ich habe da schon immer geparkt.“ Aus diesen drei Argumenten spricht ein eigentümliches Selbstverständnis, wonach sich Stadtentwicklung nach individueller Bequemlichkeit zu richten habe – nicht nach dem Gemeinwohl.

Zwei Argumente verdienen jedoch ernsthafte Beachtung: Erstens braucht es Parkplätze im öffentlichen Raum für Menschen mit Einschränkungen. Zweitens müssen weggefallene Stellflächen sinnvoll ersetzt werden – in Ludwigsburg wurde dafür ein neues Parkhaus gebaut, in Besigheim stehen ausreichend Parkmöglichkeiten direkt vor den Toren der Altstadt bereit.

Es ist schwierig nachzuvollziehen, warum sich der Auto- und Parkmythos in deutschen Innenstädten so lange hält. Ein Grund ist sicherlich die jahrzehntelange autozentrierte Lokalpolitik, die großzügig Flächen für stehende Autos reservierte – oft in bester Innenstadtlage. Zum Glück denken Lokalpolitik und Verwaltungen mittlerweile größtenteils um – mal mehr, mal weniger energisch. Wohl auch, weil etliche Studien das alte Parkplatzmärchen entkräften.

Am vergangenen Wochenende wurde auf dem Arsenalplatz gemeinsam gestrickt. Foto: Simon Granville

Parkplätze von der Straße verbannen

In Oslo etwa zeigte sich, dass sich die Umsätze im Einzelhandel verbesserten, nachdem das Stadtzentrum weitgehend autofrei wurde. Zwei unabhängige Untersuchungen der Universität Brüssel und der Hochschule Aachen ergaben zudem, dass Verkehrsberuhigungen den Einzelhandel nicht nur positiv beeinflussen können – zu viele Parkplätze in Einkaufsstraßen schaden sogar dem Geschäft. Die klare Botschaft für eine kaufkräftige Innenstadt: Parkende Autos von der Straße in die Parkhäuser verbannen und den öffentlichen Raum besser nutzen.

An dieser Stelle will ich anmerken, dass ich selbst die meisten meiner Einkäufe und Erledigungen mit meinem Benziner mache. Ich erlebe den Komfort des überdimensionierten Raums für Autos in unseren Städten – finde das deswegen aber noch lange nicht sinnvoll.

Ich will von der Straße auf einen Park&Ride-Platz oder in ein Parkhaus gezwungen werden, doch finde in den allermeisten Innenstädten des Kreises immer noch ausreichend Möglichkeiten, meine Blechschüssel einfach am Straßenrand abzustellen. Der könnte jedoch viel besser genutzt werden – für Schatten, Gespräche, eine Partie Schach oder einen Kaffee in der Mittagspause. Besigheim und Ludwigsburg machen es vor.