Carola Hattwig-Feller hat erst vor wenigen Jahren das Malen für sich entdeckt und ist doch bei den meisten Mitgliederausstellungen von Kultur am Kelterberg in Vaihingen präsent.

Vaihingen - Je mehr Farbschichten ein Bild enthält, desto spannender wird es, findet Carola Hattwig-Feller. Die Vaihingerin, Mitglied beim Kunstverein Kultur am Kelterberg, hat erst vor wenigen Jahren das Malen für sich entdeckt und lässt den Zufall gerne die Hand bei ihrer Arbeit führen. Das Ergebnis sind Gemälde, die durch ihre Struktur wirken. Manchmal steckt hinter deren Entstehung eine persönliche Erfahrung, doch die erschließt sich nicht auf den ersten Blick.

 

Umbrüche und Umzüge

Als Kind habe sie dem Vater gerne in der Schreinerwerkstatt geholfen. „Zum Missfallen meiner Mutter“, gibt die 59-Jährige lachend zu. Handwerkliche Betätigung war wohl nicht mädchenhaft genug. So lag die Kreativität lange brach. Bedingt durch den Beruf ihres Mannes reiste die gebürtige Dortmunderin viel in der Weltgeschichte herum und zog ihre Kinder groß. Über die Gegensätze ihrer Auslandsaufenthalte kann sie sich heute noch verwundern: Barcelona empfand sie als besonders lebensfroh, Moskau erlebte sie in einer Zeit, in der die Menschen Nahrungsmittel horteten. Diese Erfahrungen, davon ist Carola Hattwig-Feller überzeugt, fließen nun in ihre Arbeiten ein.

Der Knoten ist erst spät geplatzt

Umbrüche und Umzüge hat es viele in ihrem Leben gegeben. 2007 hat sich die Physiotherapeutin mit einer eigenen Praxis an der Stoßäckerstraße selbstständig gemacht, in der sie Manuelle Therapie anbietet. Zur Kunst fand sie über eine Freundin, mit der sie vor einigen Jahren einen Malkurs besuchte. „Und dann ist der Knoten geplatzt. Ich liebe es, mit Farben und mit Materialien herumzumanschen“, erzählt Carola Hattwig-Feller.

Das figürliche Arbeiten ist nicht so sehr ihr Ding. Wenn sich Gestalten aus den Farben herausschälen, dann ist das dem Zufall geschuldet, und selbst mit Kohle gezeichnete Schemen ordnen sich dem übrigen Material unter. „Es ist interessant, was sich aus Dingen entwickelt, die man nicht vorhersagen kann“, sagt die Malerin dazu.

In der jüngsten Mitgliederausstellung am Kelterberg war sie mit einem Diptychon in Blau, Grün, Gelb und Türkis vertreten. Kalte Farben? „Mir gefällt’s. Ich kombiniere auch gerne Farben, bei denen andere die Hände zusammenschlagen“, sagt die Malerin.

Ein Fehler führt zu einem Kakadu

Ihr neuestes Werk ist einem Fehler geschuldet: Beim Mischen des Marmormehls hatte Carola Hattwig-Feller den Binder vergessen, die in der Sonne getrockneten Farben bröckelten. Also hat sie Tinte darüber laufen lassen, die sich mit dem Bestehenden vermischte. Durch das Aufbrechen des Mehls sind seltsame Formen entstanden, die dem Bild seine Struktur geben. Zu ahnen ist ein rot leuchtender Kakadu, der sich vor einer mintfarbenen Fläche räkelt. Das Bild muss nur noch mit Spray fixiert werden.

Sand, Kaffeemehl, Kies, Samen: die Materialien, mit denen die Vaihinger Malerin umgeht, sind vielfältig. Schmale Linien aus mit dem Spachtel aufgetragenem Gips winden sich durch ihre Bilder wie Leitungen. Die Wahl der Farben dagegen, so findet Hattwig-Feller, ist eine Frage der Stimmung. Mit den Jahren ist sie von dunkleren mehr und mehr zu helleren Farben übergegangen.

Ein amputierter Frauentorso

Ein Beispiel ist eine Arbeit mit hellblauen und dunkelgelben Strichen, das einen Frauentorso mit nur einer Brust erscheinen lässt. Mit diesem Bild hat die Malerin die Krebserkrankung ihrer Mutter verarbeitet, es heißt „Amputation“. Ein sehr persönliches Bild, das wesentlich freundlicher wirkt, als das Thema vermuten lässt. „Über die Malerei kann man viel ausdrücken“, sagt Carola Hattwig-Feller dazu.