Eine Ausstellung im Bürgerhaus in Stuttgart-Möhringen zeigt eine Retrospektive mit Arbeiten des Zeichners Hans-Dieter Sumpf. Er illustriert Klänge und Geräusche.

Möhringen - Angefangen hat alles mit Fix und Foxi und Mickey Mouse: Als Kind hat Hans-Dieter Sumpf diese Bildergeschichtchen geliebt. Mit Comics haben die Zeichnungen des Möhringer Künstlers jedoch nur entfernte Ähnlichkeit. Der Zeichner bannt gerne Geräusche oder Klänge aufs Papier. Unter dem Titel „Die Töne von Rasteau, Les sons de Rasteau ... und andere Töne“ zeigt er derzeit im Bürgerhaus Möhringen seine Zeichnungen und Aquarelle.

 

Zickzack zwischen Unterricht und Kunst

Der gebürtige Stuttgarter war schon als Schüler mit dem Zeichenstift unterwegs. Nach dem Besuch der Freien Kunstschule studierte er an der Akademie der Künste in Stuttgart und parallel dazu an der Universität Pädagogik. Ein Leben als freier Künstler war seine Sache jedoch nicht und er wurde Kunsterzieher. Die beruflichen Stationen verliefen im Zickzack zwischen Freiburg und Stuttgart. Hans-Dieter Sumpf unterrichtete gerne, doch es blieb nicht ausreichend Zeit für die eigene Kreativität. Sechs Jahre lang nahm er also eine Auszeit und zeichnete Plakate und Postkarten. Er illustrierte Kinder- und Schulbücher, stellte in Cafés aus. „Das Geld hat immer nur gerade so gereicht“, erinnert er sich. Daher kehrte er zurück in den Beruf und unterrichtete bis zu seiner Pensionierung vor einigen Jahren an einem Böblinger Gymnasium. Seinen Lebensmittelpunkt fand er in Möhringen, der Heimat seiner Ehefrau.

Klänge, Geräusche, Musiker

Sein Thema all die Jahre hindurch waren Klänge, Geräusche, Musik. Er zeichnete Musikinstrumente, insbesondere die Kontrabässe seiner WG-Mitbewohner. Für das Theaterstück „Der Kontrabass“ von Patrick Süßkind ist so ein Plakat entstanden. Sumpf selbst spielt Klarinette – „mäßig und nur zum eigenen Vergnügen“, wie er sagt. Sein eigentliches Ausdrucksmittel sind Filzstifte in unterschiedlichen Grautönen, mit denen er seine kleinformatigen Zeichnungen gestaltet. Farbiger wird es lediglich bei Kinderbüchern wie seinem „Tierorchester Quietscheton“ oder bei den in der Bretagne entstandenen Aquarellen.

Ein kleines Dorf in Südfrankreich

Im Mittelpunkt der auf Einladung des Kunstkreises Möhringen zusammengestellten Ausstellung im Bürgerhaus stehen die Klänge von Rasteau. Das kleine Dorf in Südfrankreich liegt nördlich von Avignon. Dort, mit Blick auf den Mont Ventoux, hat der Zeichner den Geräuschen des Alltags nachgehorcht und seine Eindrücke in einem Buch zusammengefasst. Er hat Mauersegler gezeichnet, die über Dächern sirren. Das Gluckern des Dorfbrunnens, Kirchenglocken, Regen, der auf Dachziegel prasselt, das Geräusch des Mistrals, der durch Pinien rauscht. Oft sind es Zufälle, die ihn inspiriert haben: der quietschende Bagger im Weinberg, ein Ventilator, der röhrende Auspuff eines alten R4.

Klang, in Bilder übersetzt

Es ist Klang, in Bilder übersetzt. Schlichte und zugleich poetische Texte auf Deutsch und Französisch ergänzen die Bilder und lassen die Betrachter im Kopf hören, was sie vor sich sehen. „Steinchen knirschen unter den Schritten“, „Der Wasserstrahl pullert in die Kanne“, „Die lockere Bodenkachel klickt beim Drauftreten“. Der Böblinger Chansonnier Marc Delpy fand es nicht immer einfach, die richtigen Worte für die französische Übersetzung zu finden. Die Ausstellung mit dem zweisprachigen Titel vermittelt ein speziell französisches Lebensgefühl mit zirpenden Grillen zwischen Weinstöcken und Boulekugeln, die aneinander klacken.

Kleine Geschichten

Auch Musikfreunde kommen auf ihre Kosten, wenn aus den in Serie dargestellten Instrumenten Noten purzeln oder der Innenraum eines Autos mit Klängen gefüllt zu sein scheint. Auf den ersten Blick mag das alles konventionell erscheinen, doch die kleinen Geschichten, die Hans-Dieter Sumpf beschreibt, sind es alle wert, erzählt zu werden. Die Zeichnungen von Hans-Dieter Sumpf im Bürgerhaus Möhringen, Filderbahnplatz 32, sind bis 16. Dezember montags von 14.30 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 0711/71 72 48 zu sehen.