Das Landgericht Stuttgart hat Daniel E. wegen Mordes verurteilt – er geht in Revision. Für die Hinterbliebenen ist das Urteil nur teilweise ein Schlussstrich. Besonders die Kinder leiden noch unter dem Verbrechen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang/Stuttgart - Erleichtert und zugleich tief bewegt hat der älteste Bruder der ermordeten Katharina K., am Donnerstag nach dem Urteil seine Freunde umarmt. Besonders von ihm, von der ältesten Schwester und dem Vater des Opfers fiel eine große Last ab: Fast jeden Prozesstag hatten die drei im Gerichtssaal verbracht. Sie hörten den grausamen Obduktionsbericht ebenso an wie die Einlassung von Daniel E., der versucht hatte, die ganze Familie in ein schlechtes Licht zu rücken.

 

Für die Hinterbliebenen sei das Urteil ein „gewisser Schlussstrich“, sagte der Ludwigsburger Rechtsanwalt Ingo Hauffe, der Katharina K.s Vater vertreten hat. Von Zufriedenheit will er nicht sprechen – „dafür ist die Tat zu fürchterlich.“ Aber der Prozess sei „hervorragend durchgezogen“ und das Urteil gut begründet worden – auch wenn er noch immer glaube, dass E.s beste Freundin beim Beseitigen der Leiche geholfen habe. „Aber das ist für die Tat selbst ohne Bedeutung“, so Hauffe.

Bruder des Opfers glaubt: „Da wird noch was kommen.“

Daniel E. hat das Urteil – wie den ganzen Prozess – völlig emotionslos zur Kenntnis genommen. „Mit dem Urteil war zu rechnen“, sagte sein Verteidiger Thomas Raich. Er kündigte an, in Revision zu gehen; zu verlieren habe E. angesichts der verhängten Höchststrafe ohnehin nichts. Daniel E. hatte ausdrücklich ihn als Verteidiger gewünscht, weil beide sich von früheren Prozessen kannten. Den Inhalt der im Urteil heftig kritisierten Einlassung E.s habe er vorher nicht gekannt, sagte Raich. Im Gegensatz zu E. selbst, der sich als unschuldig dargestellt hatte, hatte Raich auf Totschlag plädiert.

Katharinas älterer Bruder glaubt indes, dass er und die anderen Hinterbliebenen trotz der lebenslangen Haftstrafe nicht das letzte Mal mit Daniel E. zu tun hatten: „Da wird noch was kommen. Wenn er irgendwann wieder rauskommt, wird er versuchen, irgendetwas auf unseren Namen zu drehen“, sagte er – und spielte damit auf die große kriminelle und betrügerische Energie von E.s an.

Durch die beiden Kinder hat die Familie eine Erinnerung an Katharina K.

Am schlimmsten von der Bluttat betroffen sind freilich die beiden kleinen Kinder des Opfers, die während des Mordes in angrenzenden Zimmern geschlafen hatten. Der siebenjährige Sohn bricht noch heute selbst in fröhlichen Situationen manchmal unvermittelt in Tränen aus. Ihm wurde eine professionelle Trauerbegleitung beiseite gestellt, er lebt nun bei seinem leiblichen Vater. Sein kleiner Bruder, der gemeinsame Sohn von Opfer und Täter, wächst bei seiner Tante auf. „Durch die beiden Kinder haben wir immer noch zwei Teile von Katharina bei uns“, sagte Katharina K.s ältere Schwester.