Sie wollte ihn verlassen, am Frühstückstisch stach er zu. Ein 74-Jähriger aus dem Odenwald ist für den Mord an seiner Ehefrau zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er sagt: „Ich liebe sie noch immer.“

Mosbach - Weil er seine Ehefrau ermordet hat, ist ein 74-Jähriger aus Walldürn im Odenwald zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Überzeugung des Vorsitzenden Richters am Landgericht Mosbach tötete der Angeklagte seine 72 Jahre alte Ehefrau im Juni heimtückisch am Frühstückstisch. Bei dem Angriff mit einem Messer sei die Frau überrascht worden. „Sie war völlig arglos, sie war völlig wehrlos“, sagte der Richter am Donnerstag.

 

Der Angeklagte hatte ein Geständnis abgelegt. Als Motiv gab der Ungar an, seine Frau habe sich nach 49 Jahren Ehe trennen wollen und eine geplante Auswanderung nach Budapest abgesagt.

Kinder als Nebenkläger

Daraufhin habe er sie in einer Art Kurzschlussreaktion getötet. „Ich habe diese Frau geliebt und ich liebe sie noch immer“, sagte er. Die 42 Jahre alte Tochter - sie und ihr Bruder traten als Nebenkläger auf - gab an, ihr Vater habe die Auswanderung rücksichtslos durchsetzen wollen. Der Mutter sei nur der Ausweg der Trennung geblieben, weil sie bei Kindern und Enkelkindern habe bleiben wollen.

Mit dem Urteil folgte das Gericht den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Der Verteidiger hatte wegen Totschlags eine Freiheitsstrafe von maximal fünf Jahren gefordert.

Tötungsdelikte werden immer wieder auch bei älteren Paaren registriert. Der Göttinger Sozialwissenschaftlerin Barbara Nägele zufolge sind solche Taten zwar bei jüngeren Menschen häufiger zu beobachten. „Aber natürlich kommt es auch zwischen älteren Partnern zu Gewaltausbrüchen“. Ursachen seien etwa angestaute Konflikte oder Folgen einer jahrelangen Gewaltbeziehung.