Die Verunsicherung beim Einkaufen ist groß. Spuckschutz an den Kassen, Abstandslinien auf dem Boden und Kunden mit Mundschutz und Handschuhen. Doch was ist mit den Lebensmitteln und Verpackungen? Muss man die Einkäufe jetzt desinfizieren?

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Wie überträgt sich das Virus?

Es gibt zwei Möglichkeiten der Übertragung: Die Tröpfcheninfektion über die Luft und die Schmierinfektion über Gegenstände. Derzeit weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass es keine Berichte über eine Ansteckung mittels kontaminierter Lebensmittel oder anderer Oberflächen wie zum Beispiel Verpackungen gebe. Dies gelte sowohl für SARS-CoV-2 als auch für andere Coronaviren.

 

Das heißt jedoch nicht, dass eine Schmierinfektion generell unmöglich ist. Die Verbraucherzentrale Hamburg berichtet mit Bezug auf die Daten einer vorveröffentlichten amerikanischen Studie, dass sich die Coronaviren bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu 3 Tage auf Kunststoff und Plastik halten können. Würde also eine infizierte Person eine Verpackung durch Husten oder Niesen in größerer Menge mit Viren kontaminieren und eine andere Person sich kurze Zeit später nach der Berührung derselben ins Gesicht fassen, wäre eine Infektion möglich. Dieser Übertragungsweg ist jedoch äußerst unwahrscheinlich.

Zum einen sind menschliche Coronaviren sehr instabil auf trockenen Oberflächen, wie das BfR berichtet. Dies bestätigen auch die Befunde aus der oben genannten Studie. Je länger die Viren auf den Oberflächen saßen, desto geringer war ihre Konzentration und damit auch das Infektionsrisiko. Zum anderen vermutet der Virologie Christian Drosten, dass die Virenkonzentration in der Laborumgebung viel größer war, als dies im Alltag beim Einkauf der Fall sei. Auch das Robert-Koch-Institut weist in seinen FAQs zum Coronavirus darauf hin, dass wissenschaftliche Untersuchungen in Laborumgebungen nicht das Übertragungsrisiko im Alltag widerspiegeln können.

Selbst wenn Sie also mit einem potenziell kontaminierten Gegenstand in Kontakt kämen, wäre die Virenkonzentration aller Wahrscheinlichkeit nach so gering, dass die Ansteckungsgefahr äußerst gering wäre. Die Gefahr einer Ansteckung sinkt außerdem, wenn Sie die allgemeinen Hygienetipps berücksichtigen: Hände regelmäßig gründlich waschen und nicht ins Gesicht fassen. Vermeiden Sie es außerdem, an Lebensmitteln zu riechen, um deren Frischegrad zu prüfen.

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Muss ich Lebensmittel und Verpackungen also desinfizieren?

Nein. Der deutsche Lebensmittelverband stellte in einer Pressemitteilung vom 31. März 2020 fest, dass weder Lebensmittel noch Verpackungen nach dem Einkaufen desinfiziert werden müssen, da von diesen kein Infektionsrisiko ausgeht. Diese Aussage bestätigen aktuelle Erkenntnisse des BfR und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Zudem könne man gerade durch den Einsatz von Desinfektionsspray auf Lebensmitteln sogar allergische Reaktionen oder Vergiftungen hervorrufen, wie der deutsche Lebensmittelverband ebenfalls berichtet.

Anstatt die Einkäufe zu desinfizieren, sollten Sie die allgemeinen Regeln der Hygiene beachten, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt. Das heißt, sich vor und nach der Zubereitung von Speisen die Hände zu waschen, die Arbeitsflächen regelmäßig zu reinigen, Geschirrtücher alle paar Tage bei mindestens 60 °C zu waschen und Gemüse und Früchte vor dem Verzehr mit Wasser abzuspülen. Durch Schälen und Erhitzen der Lebensmittel kann zusätzlich das Infektionsrisiko gesenkt werden.

Nach dem Einkaufen sollten Sie sich aber in jedem Fall die Hände waschen. Die Hygieneexpertin Dr. Sieglinde Stähle aus der wissenschaftlichen Leitung des deutschen Lebensmittelverbandes meint außerdem, dass man sich nach dem Einräumen der Einkäufe erneut die Hände waschen könne. Im Vorratsschrank sollen laut der Expertin aber weder Viren noch Keime aktiv bleiben.

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