Aldi Nord wird von November an viele Märkte früher schließen, um Energie zu sparen. Zieht das Schwesterunternehmen im Süden Deutschlands nach? Und was ist mit Edeka, Lidl und Co.?

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Abends kurz vor 21 Uhr noch schnell ein paar Lebensmittel kaufen? Für viele Kunden des Discounters Aldi Nord ist das von November an nicht mehr möglich. Der Lebensmittelhändler kündigte vor einigen Tagen an, zahlreiche Märkte aus Energiespargründen früher zu schließen. „Ab 01.11.22 schließen diese Märkte um 20 Uhr. Dies gilt zunächst für die Winterzeit 2022/2023“, ist beim Kurznachrichtendienst Twitter zu lesen.

 

„Als erster Lebensmittelhändler in Deutschland“, wie Aldi Nord selbst betont, geht der Discounter diesen Schritt. Aber wie sieht es beim Schwesterunternehmen Aldi Süd aus, das sowohl in Stuttgart und der Region als auch in ganz Baden-Württemberg zahlreiche Filialen hat? Und denken Konkurrenten wie Lidl, Edeka und Rewe über ähnliche Maßnahmen nach? Wir haben nachgefragt.

Bei Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka sind keine Anpassungen der Öffnungszeiten geplant. Sprecher Florian Heitzmann begründet das so: „Der Großteil der Energie in unseren Märkten fällt ohnehin nicht für Beleuchtung, sondern für die Kühlung der Produkte an.“

Erwartungen der Kunden im Vordergrund

Auch Lidl-Filialen stehen den Kunden „weiterhin während der gewohnten Öffnungszeiten zur Verfügung“. Das teilte Sprecherin Michelle Mueller mit. Beim Lebensmitteleinzelhändler Kaufland, der wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, sollen sich die Öffnungszeiten – in den meisten Filialen von 7 bis 22 Uhr – ebenfalls nicht ändern. Laut Sprecher Dominik Knobloch kämen diese Zeiten „insbesondere den Berufstätigen entgegen“ und die Erwartungen der Kunden stünden bei der Festlegung der Ladenöffnungszeiten im Vordergrund.

Die Rewe-Group, zu der Rewe und Penny gehören, will in beiden Märkten an den Öffnungszeiten festhalten und begründet das ähnlich wie Edeka: „Die so erzielbare Energieeinsparung wäre marginal. Denn auf (Kälte-)Technik entfällt mehr als die Hälfte des Energiebedarfs unserer Märkte und die ist unabhängig von den Öffnungszeiten“, so Sprecherin Susanne Münch.

Verkürzte Öffnungszeiten machen oft wenig Sinn

Tatsächlich macht eine Verkürzung der Ladenöffnungszeiten oft wenig Sinn. „Viele Unternehmen verfügen bereits über ein professionelles Energiemanagement, das große Einsparungen nicht mehr zulässt. Entsprechend gering würden auch die Einsparungen bei verkürzten Öffnungszeiten ausfallen“, sagt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverband Baden-Württemberg (HBW).

Viele Geschäfte generierten Strom etwa über eigene Photovoltaikanlagen und heizten über die Abwärme der Kühlanlagen, „die im Lebensmittelbereich ohnehin rund um die Uhr laufen müssen“. Und die Beleuchtung der Geschäfte erfolge in der Regel über sparsame LED-Lampen. All das trifft laut Unternehmensangaben auf Kaufland, Rewe und Penny zu.

Auch Lidl nutze LED-Beleuchtung, umweltfreundliche Wärmepumpen und energieeffiziente Kältemittel. Von Edeka heißt es ebenfalls, man setze sich „seit vielen Jahren kontinuierlich dafür ein, den Primärenergiebedarf von Märkten sowie von Gebäuden der Logistik und Produktion zu senken und die Energieeffizienz zu steigern.“

Und Aldi Nords Schwesterunternehmen im Süden Deutschlands? – Das hält sich eher bedeckt: „Unsere Aufgabe als Lebensmittelhändler ist es, die Grundversorgung unserer Kundinnen und Kunden mit Waren des täglichen Bedarfs zu sichern. Wir richten unsere Öffnungszeiten nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden aus“, teilt Sprecherin Linda van Rennings lediglich mit. Und weiter: Ali Süd halte sich dabei an gesetzliche Vorgaben und berücksichtige bei Bedarf gesellschaftspolitische Themen.

Was Kunden sagen

Viele Verbraucher dürfte freuen, dass der Großteil der Lebensmittelgeschäfte an den gewohnten Öffnungszeiten festhält. Denn einige hatten mit der Aldi Nord-Entscheidung bereits angekündigt, von nun an bei der Konkurrenz einkaufen zu wollen. Andere haben die langen Ladenöffnungszeiten dagegen noch nie verstanden.

Im flächenmäßig größten Bundesland Deutschlands versteht man die Aufregung ohnehin nicht. „Für diejenigen, die hier den Untergang des Abendlandes erkennen: In Bayern schließen alle Supermärkte spätestens um 20 Uhr, und niemand verhungert deshalb“, kommentiert ein Nutzer den Tweet von Aldi Nord.