Die Lebensmittelkontrolleure haben im vergangenen Jahr wieder etliche Lokale aufgrund ekliger Zustände schließen müssen. Manchmal werden sie sogar von Mitarbeitern der betroffenen Betriebe alarmiert.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es liegt in der Natur der Dinge, dass die Lebensmittelkontrolleure bei der Präsentation ihrer Bilanz vor allem schlechte bis eklige Nachrichten überbringen. Angeschimmelte Oliven, Kakerlakenbrut in der Küche oder eine ganze Mäusefamilie, die einen Drogeriemarkt besiedelt hat – das sind die Geschichten in dem Jahresbericht der Dienststelle. Doch in diesem Jahr hat deren Chef Thomas Stegmanns auch eine gute Nachricht parat: Zum ersten Mal seit langem ist er mit der Personalsituation zufrieden. „Wir haben wieder so viele Leute wie zu Zeiten des Wirtschaftskontrolldienstes vor der Verwaltungsreform“, verkündete er stolz. 24 Mitarbeiter sind das.

 

In den zurückliegenden Jahren hatte die Dienststelle immer mal wieder über Personalmangel geklagt. Das Problem war auch, dass die Kontrolleure, die sich in Stuttgart ausbilden ließen, der günstigeren Lebenshaltungskosten und des geringeren Stresses wegen – immerhin hat Stuttgart mehr als 10 000 zu kontrollierende Betriebe – aufs Land zogen. „Das ist jetzt nicht mehr so, weil die Stadt die Verbeamtung ermöglicht hat“, sagt Stegmanns. Alle fünf frisch ausgebildeten Kontrolleure seien im vergangenen Jahr bei der Stadt Stuttgart geblieben und zählen nun fest zum Team.

Die Kontrolleure haben auch Karteileichen entfernt

Dass die Lebensmittelkontrolle personell besser aufgestellt sei, würden auch die Zahlen belegen. 50 Prozent der Betriebe in der Stadt seien im vergangenen Jahr kontrolliert worden. 5204 Wirte und Imbissbetreiber und weitere Lebensmittel anbietende Betriebe waren das. Ein Vergleich mit dem Vorjahr sei schwierig, denn man habe nun auch endlich mal den Datenbestand aktualisiert und einige Karteileichen beseitigt. „Wir sind jetzt wieder auf dem aktuellen Stand, wir haben 10 405 Betriebe in der Stadt. Zuvor hatten wir noch eine Kartei mit 12 203, das stimmte nicht mehr“, erläutert der Chef der Dienststelle.

Die Zahl der geschlossenen Betriebe könne man hingegen mit den Vorjahren vergleichen: Es waren 120 und damit 36 mehr als im Jahr 2016. „Das zeigt, dass wir auch die Richtigen kontrollieren“, so Stegmanns. Es gebe keine Sparte, die besonders auffalle. Vom China-Imbiss bis zum Lokal, das schwäbisch-traditionelle Speisen serviert, sei bei den Verstößen alles zu finden. Nur in einer Sparte sei man absolut sicher: „In der gehobenen und in der Sterneküche geht es immer tadellos zu. Das sind Vollprofis, und die wissen auch , dass sie einen Namen zu verlieren haben“, sagt Stegmanns.

291 Verbraucher haben sich bei der Dienststelle gemeldet

Die Notwendigkeit der Kontrollen belege nicht nur die Zahl der geschlossenen Betriebe. Auch die Zahl der eingehenden Beschwerden sei dafür ein Indiz. 291 Verbraucher hätten sich gemeldet. Etwa die Gäste, die in einem Lokal eine Kakerlake im Essen entdeckt hatten und sich dann von der Wirtin anhören mussten, sie sollten sich nicht so haben, anderswo esse man Insekten. Die Kontrolleure schauten nach: „Das war kein Einzelgänger. Die Kakerlake hatte viele Brüder und Schwestern in dem Laden“, schildert Stegmanns.

Mitunter seien es nicht Besucher, sondern sogar Mitarbeiter, die Missstände melden: Aus einer Bäckerei kam der Hinweis, dass während der Umbauphase im Baustaub weiter gebacken werde. Auch hier wurde der Betrieb vorerst mal dicht gemacht. „Umgerechnet sind das zwei Verbraucherbeschwerden pro Tag und ein bis zwei Anrufe von Leuten pro Woche, die krank geworden sind.“ 69 Personen waren das im vergangenen Jahr, darunter 20, die sich den Norovirus geholt hatten.

Zur Jahresmitte zeige sich, dass die Aufstockung von 19 auf 24 Kontrolleure sich bemerkbar mache. Bereits 5000 Kontrollen habe man gemacht. 2017 waren es insgesamt 8390 Stichproben gewesen.