Es ist früh am Morgen, aber die erste Kundschaft ist schon da. Ein brauner Boxer wartet brav vor dem Frischkauf-Lebensmittelmarkt in Hoffeld auf sein Herrchen, drinnen sortiert Geanina Geonea frisches Gemüse ein. Sie ist seit Kurzem die Marktleiterin des Ladens im Zentrum von Hoffeld. Die Wochen zuvor sind turbulent gewesen. Vor dem Sommer hatten sowohl die damalige Marktleitung als auch die Stellvertretung gekündigt – mitten in der Urlaubszeit. In der Folge blieben mitunter Regale leer, weil schlichtweg das Personal fürs Einräumen fehlte. „Die HoffelderInnen machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Supermarktes“, schrieb eine Leserin an die Redaktion.
„Das war schon eine schwierige Zeit“, sagt auch Karsten Fischer. Er ist operativer Geschäftsführer der Stuttgarter Bonus gGmbH, die als gemeinnütziges Unternehmen 20 Lebensmittelmärkte betreibt. Bonus ist eine hundertprozentige Tochter des Sozialunternehmens SbR, das wiederum den Frischkauf führt. Was die beiden eng verbandelten Unternehmen gemeinsam haben: Sie beschäftigen klassische Angestellte wie Geanina Geonea, aber auch Menschen vom zweiten oder dritten Arbeitsmarkt, etwa Langzeitarbeitslose. Deren Stellen werden vom Jobcenter gefördert. Teilnehmer nennt Karsten Fischer diese Beschäftigten. Gleichzeitig besetzen die Läden eine Nische: „Standorte, wo der traditionelle Handel sich zurückgezogen hat“, erklärt Karsten Fischer. Dabei geht es um kleine Läden mit wenig Frequenz, etwa seit 2020 den Bonus auf der Weidacher Höhe in Stetten. Durch die Förderung durchs Jobcenter können Bonus und SbR auch diese wenig lukrativen Märkte betreiben und zumindest eine schwarze Null rausholen. „Nur so funktioniert unser Konzept“, sagt Karsten Fischer. Dieses Konzept, es sichert vielerorts die Nahversorgung.
Doch das Geschäft wird schwieriger. Das sagt nicht nur Karsten Fischer, sondern auch Felix Nieter, der kaufmännische Geschäftsführer von Bonus und SbR. Steigende Mieten, höhere Energiepreise und Personalkosten, „die Rahmenbedingungen ändern sich permanent“, sagt Karsten Fischer. Den Markt in Notzingen hat Bonus deswegen im August geschlossen. Zudem sprechen beiden Männer von deutlichen Kürzungen beim Jobcenter. „In den letzten Jahren wird das nicht mehr so gefördert“, sagt Felix Nieter, die jeweiligen Jobcenter setzten in ihren Budgets selbst die Schwerpunkte. Jüngst hat sich auch der Stuttgarter Sozialausschuss mit den Auswirkungen der Kürzungen beim sogenannten Eingliederungsbudget befasst. „Der inzwischen vom Bundeskabinett beschlossene Haushalt 2025 sieht umfangreiche Kürzungen in der Mittelausstattung der Jobcenter vor“, heißt es dort, die exakte Höhe des Jobcenter-Budgets werde voraussichtlich Ende November feststehen.
Karsten Fischer und Felix Nieter sagen, dass ihnen immer weniger sogenannte Teilnehmer zugewiesen werden. In den Läden fehle deswegen oftmals Personal. In Hoffeld etwa gebe es derzeit keine Arbeitnehmer mit geförderten Stellen, in Stetten wiederum, wo es zuletzt aus unterschiedlichen Gründen ebenso Personalprobleme gab, soll das Team bald wieder wachsen. „Wir sind angewiesen auf einen gewissen Zustrom“, sagt Felix Nieter. Karsten Fischer betont, man verfolge grundsätzlich das Ziel, die Teilnehmer wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, „sie verweilen nicht bei uns“. Die Kommunen wiederum haben ein großes Interesse, dass die Nahversorgung auch an abgelegenen Standorten erhalten bleibt. Karsten Fischer spricht von 20 bis 30 Anfragen pro Monat, die Bonus aus dem ganzen Bundesgebiet erreichten.