Die Stuttgarter Lebensmittelkontrolleure haben bei ihrer Pressekonferenz am Montag die üblichen Ekelbilder von gammeligen Kuchentheken, verdreckten Putzlappen und widerlichen Fußböden gezeigt. Doch es geht auch anders im Restaurantgewerbe.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - In diesem Jahr hat sich Thomas Stegmanns etwas Neues einfallen lassen. Bei seiner Bilanz des Jahres 2014 präsentierte der Leiter der Lebensmittelüberwachung nicht nur die üblichen Ekelfotos, die alle Jahre wieder bei den Teilnehmern der Pressekonferenz ein leicht flaues Gefühl im Magen verursachen. Er zeigte auch picobello saubere Küchen mit blitzblanken Edelstahloberflächen, Messer, Schaumlöffel und Suppenkelle nach Größe sortiert aufgehängt. „Das sind keine Ausstellungsstücke und keine Aufnahmen aus Werbeprospekten – auch das gibt es natürlich“, sagte Thomas Stegmanns über die mustergültigen Gastronomiebetriebe.

 

Das Land hat Geld für zusätzliche Stellen bewilligt

Die Präsentation der Musterknaben ist jedoch nicht die einzige gute Nachricht, die der Chef der Lebensmittelkontrolleure verkünden kann. Sein Team ist voraussichtlich Ende des Jahres wieder fast so groß wie 2005, als der Wirtschaftskontrolldienst (WKD) im Zuge der Verwaltungsreform aufgelöst wurde und die Aufgaben an die Kommunen übertragen wurden. Von 24 WKD-Kontrolleuren gingen damals 18 zur Lebensmittelkontrolle der Landeshauptstadt über. Seit Januar sind 20 Kontrolleure im Dienst, drei weitere Stellen sollen noch hinzukommen, letztere verdankt die Stadt dem Land: In den Haushalten 2015 und 2016 ist Geld für 22 zusätzliche Kontrolleure in ganz Baden-Württemberg eingestellt, drei davon bekommt Stuttgart.

Aber nicht nur das Geld vom Land habe geholfen, sagte Stegmanns. Auch die Stadtverwaltung habe Weichen gestellt, um die Lebensmittelkontrolleure länger in Stuttgart zu halten. „Es gibt inzwischen die Möglichkeit, Kontrolleure zu verbeamten“, erläuterte Stegmanns. Von den aktuell 20 in Stuttgart Beschäftigten hätten neun das bereits angenommen. Das bedeute nicht nur ein etwas besseres Einkommen – angestellte Kontrolleure verdienen als Einstiegsgehalt 2200 Euro brutto, Beamte etwas mehr – mit dem die hohen Lebenshaltungskosten in Stuttgart besser zu meistern seien. „Unsere Leute kommen aus dem Handwerk oder der Gastronomie. Wer eine Betriebspleite hinter sich hat oder im Umfeld erlebt hat, für den ist das Beamtenverhältnis aufgrund der Sicherheit natürlich ein gutes Angebot.“

Stuttgart kann nun Kontrolleure verbeamten

In den zurückliegenden Jahren sei die Fluktuation hoch gewesen. In Stuttgart sei nicht nur das Einkommen angesichts der hohen Kosten – etwa für Miete – ein Problem. Auch sei die Aufgabe in der Stadt natürlich stressiger als auf dem Land: „Wenn sie in ländlicher Gegend einen Gasthof Lamm oder Grüner Baum haben, dann besteht der über Generationen hinweg. In Stuttgart wechseln die Betreiber viel häufiger“, sagt Thomas Stegmanns. Hinzu kommen viele Termine an Wochenenden wegen Festen und Veranstaltungen. Am Wochenende war beispielsweise eine Sonderschicht wegen des Streetfood-Markts fällig.

Mit der besseren Personalsituation sei es möglich, wieder mehr Betriebe in der Stadt zu kontrollieren. 4637 Betriebe bekamen im vergangenen Jahr Besuch von den Mitarbeitern der Dienststelle, damit seien 43 Prozent der Stuttgarter Betriebe kontrolliert worden. Das ist eine bessere Quote als im Vorjahr, als sie noch bei 39 Prozent gelegen hatte. Die Zahl der – zumindest vorübergehend – geschlossenen Betriebe erhöhte sich auf das Doppelte, es waren 2015 insgesamt 125 (2014 waren es 63 gewesen). Das bedeute nicht, dass die Gesamtsituation schlechter geworden sei, sondern dass der Schutz der Verbraucher durch die höhere Kontrolldichte besser sei, sagte der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) bei der Präsentation der Bilanz.

Letztlich durften natürlich auch die üblichen Ekelbilder nicht fehlen. Mit einem bewies der Dienststellenleiter, dass hohe Preise keine Garantie für hygienische Verhältnisse seien: In einem Lokal, das keine Vorspeise unter 15 Euro führt, fand man Fische unter einem schmuddeligen Küchentuch. Sehr weit oben auf der Ekelskala lag auch die Aufschnittschneidemaschine aus einem Metzgerbetrieb: Vom Personal habe niemand gewusst, wie man diese öffnet – was aber notwendig ist, um sie zu reinigen. Entsprechend sah es im Inneren aus.