Derzeit ist die Rendite höher, wenn man sein Geld nur für kurze Zeit bindet, statt es auf Jahre anzulegen, meint unser Kommentator Thomas Magenheim.

Die Zinsen steigen. Das wird sich jetzt auch in meiner seit Jahren renditemäßig schwer unter Druck stehenden Lebensversicherung positiv bemerkbar machen. So ähnlich dürften viele Vorsorgesparer in Deutschland gehofft haben. Pustekuchen. Lebensversicherer, die ihre Zinsen für kommendes Jahr erhöhen, muss man mit der Lupe suchen. Fast die gesamte Branche hält ihre Verzinsung lediglich konstant, wie die aktuellen Ankündigungen für 2023 zeigen. Das liegt daran, dass Versicherer dem Braten, sprich der Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten, nicht trauen. Es gibt Indizien dafür, dass sie gut daran tun.

 

Viele Kapitalanlagen aus Niedrigzinsphasen im Bestand

Normal wäre, dass der Zins steigt, je länger man anlegt. Derzeit aber ist die Rendite am Finanzmarkt höher, wenn man sein Geld nur für kurze Zeit bindet, statt es für lange Jahre anzulegen. Diese verkehrte Zinsstruktur signalisiert, dass die allgemeinen Zinserhöhungen nur von kurzer Dauer sein dürften.

Zudem haben Lebensversicherer derzeit eine Menge Kapitalanlagen aus der Niedrigzinsphase der letzten Jahre im Bestand, die bei steigenden Marktzinsen weniger wert sind. Sie ohne Verlust gegen mittlerweile höher verzinste Anlagen umzuschichten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist von daher für manchen Versicherer erst einmal eher schlechter, bis es dann wieder besser wird.

Bis 2024 ist nicht mit steigenden Zinsen zu rechnen

Vorsorgesparer können das zwar rational nachvollziehen. Was die künftige Rentabilität ihrer Lebenspolice angeht, hilft das aber nicht weiter. Die hohe Inflation nagt nun zusätzlich an ihrer Werthaltigkeit. Bis mindestens 2024 ist bei Lebenspolicen in der Breite nicht mit kräftig steigenden Zinsen zu rechnen, auch wenn es einzelne Ausreißer geben mag. Unter Verbraucherschützern kursiert schon länger die Erkenntnis, dass sich eine kapitalbildende Lebenspolice nicht zur Altersvorsorge eignet.

Die Alternative für Verbraucher heißt unweigerlich höheres Risiko etwa in Form von Aktienfonds. Hier werden deutlich geringere Gebühren oder Provisionen erhoben und man bleibt als Anleger flexibler. Ein Zurück zu guten alten Zeiten ist jedenfalls bei der Lebensversicherung nicht in Sicht.