Led-Zeppelin-Klänge bei Sindelfingen rockt Das Mutterschiff zündet spät, aber es zündet

Mothership-Sänger Andrea Ranfagni kommt nahe an Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant heran Foto: Stefanie Schlecht

Die Led-Zeppelin-Tribute-Band Mothership lockt Kenner des gepflegten Hard Rock auf den Sindelfinger Marktplatz. Musikalisch war das Konzert ein Leckerbissen, der aber nicht bei jedem gleichermaßen verfing. Bis zum furiosen Finale.

Böblingen: Jan-Philipp Schlecht (jps)

Um 21.06 Uhr sprang der Funke über. Er entflammte freilich keinen mit Wasserstoff gefüllten Zeppelin wie am 6. Mai 1937 im US-amerikanischen Lakehurst, sondern das Sindelfinger Rock-Publikum. Dies war am dritten Abend der diesjährigen Konzertreihe auf den Marktplatz geströmt, um der Led-Zeppelin-Reinkarnation Mothership zu lauschen. Um kurz nach neun schlug Gitarrist Marco Felix nach einem ausgedehntem Schlagzeug-Intro die Akkorde zum Klassiker Kashmir an. Das Rockgewitter elektrisierte die Menge. Und das Mutterschiff hob zum finalen Flug ab.

 

Denn bei den vorigen beiden Sets war die Stimmung eher auf dem Boden der Tatsachen geblieben. So ließ das Publikum die bluesig-melodiösen Klänge als Hintergrundmusik über sich hinwegziehen, statt inbrünstig im Takt zu wippen. Einer von ihnen ist an diesem Abend Sven aus Maichingen. Der Hüne mit dem langen Bart und den Piercings ist schon von weitem als eingefleischter Rockfan auszumachen. Trägt er doch das unvermeidliche schwarze Band-Shirt, allerdings nicht von den britischen Kult-Hardrockern, denen am Mittwoch gehuldigt wurde. „Eigentlich bin ich Motörhead-Fan“, sagt der 29-Jährige, der mit ein paar Freunden gekommen ist.

Die Musik gefällt ihm trotzdem: „Die machen das gut“, sagt er anerkennend. Weniger schmecken ihm die Getränkepreise: „Acht Euro für einen Cuba Libre ist schon heftig“, sagt er über seinen Cocktail im Plastikbecher. Vom Kommen abgehalten hat es ihn trotzdem nicht. An schwarzen Band-Shirts mangelt es im überwiegend männlichen Publikum im Übrigen nicht: Auf manchen prangt sogar der Name Mothership, die sich nach ihrer Premiere bei der Konzertreihe vor sieben Jahren in Sindelfingen zum zweiten Mal die Ehre geben.

Fangemeinde in Sindelfingen

Sie scheinen sich eine kleine Fangemeinde erspielt zu haben, sind was für Rock-Feinschmecker. „Musikalisch war das mit das Anspruchsvollste“, sagt Veranstalter Johannes Leichtle über die Led-Zeppelin-Kopie aus Italien. Leichtle: „Wer sich darauf eingelassen hat und dem Gitarristen bei der Arbeit zuhörte, wird es gemerkt haben.“ Tatsächlich breitet sich der langhaarige Marco Felix mit seiner Gibson SG gerne in den Songs des großen Vorbilds Jimmy Page aus und kostet die Solo-Parts aus. In der Mitte des Konzerts schwebt das Mutterschiff in gedehnten, psychedelischen Sphären.

Nah am Original: Mothership Foto: Stefanie Schlecht

„Das spricht eher nicht die breite Masse an“, sagt Leichtle. Das zeigte sich auch in den Besucherzahlen an diesem dritten Mittwoch. Am Ende des Konzerts steht der Sindelfinger Ordnungsamtsleiter Mehmet Koc mit seinen Kollegen und dem Sicherheitsleiter Frank Ockert zusammen. Sie schätzen die Zahl der Besucher auf 1500 bis 2000 – und die waren absolut friedlich. „Es gab überhaupt kein Einschreiten von unserer Seite.“ Es mag auch am etwas fortgeschrittenen Alter des Publikums gelegen haben.

Denn der Blick in die Menge zeigt: Das Haupthaar vieler Zuhörer ist bereits merklich ergraut. Doch, wie soll es anders sein, bei einem Tribut an Led Zeppelin? Dieser Band, die neben Deep Purple und Black Sabbath als wichtigste Urmutter aller Hard’n’Heavy-Bands gelten darf. Ihre Gründung liegt 56 Jahre zurück, ihre spektakuläre Trennung nach dem Tod des Schlagzeugers John Bonham auch schon 40 Jahre. Nur für ein einziges Konzert standen Sänger Robert Plant, Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones noch einmal gemeinsam auf der Bühne – vor 17 Jahren in der O2-Arena in London, beim sogenannten Celebration Day am 10. Dezember 2007.

Zugabe als Höhepunkt

Doch wie ein guter Wein, der mit dem Alter immer besser wird, lief Mothership am Ende zur Hochform auf. Um kurz vor halb zehn spielen sie eine schmissige Version von „Whole lotta Love“, eine der bekannteren Led-Zep-Nummern. Die Krönung des Abends aber war zweifelsohne „Stairway to heaven“, deren Gitarrenpart die Nagelprobe eines jedes Rock-Gitarristen darstellt. So gut wie jedes Jahr landet der epische Rocksong auf Nummer eins der SWR-Hitparade.

Grauhaarig, aber kein bisschen leise: Frontman Ranfagni Foto: Stefanie Schlecht

Als letzte Zugabe des Abends präsentiert, überzogen Mothership mit dem Neunminüter das vorgegebene Konzertende um 22 Uhr um genau: neun Minuten. Die allerdings hätten nicht fehlen dürfen, geht man von der Reaktion eines harten Kerns im Publikum aus, die durchaus frenetisch ausfiel. Mehr davon ist bei den noch folgenden Konzerten der Reihe zu erwarten: Am kommenden Mittwoch steht Queen auf dem Programm oder besser gesagt die Salvo Vinci International Queen Tribute Band.

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