Ein Discounter in der Nähe von Hannover verbannt alle Lebensmittel aus dem Sortiment, die direkt oder indirekt von Bienen und anderen bestäubenden Insekten abhängig sind. Die Aktion soll für das Thema sensibilisieren.

Hannover - Für einen halben Tag mussten die Einwohner von Langenhagen bei ihrem wöchentlichen Einkauf auf alltägliche Lebensmittel verzichten. Im Penny-Markt der kleinen Gemeinde nördlich von Hannover blieb am Montagvormittag ein Großteil der Regale leer.

 

Die Ursache dafür ist gar so bedeutend, dass die Bundesregierung in Berlin das Thema schon vor Monaten im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat. Die Rede ist von Bienen, genauer gesagt dem immer drastischeren Schwund der schwarz-gelben Brummer. In den vergangenen 20 Jahren sind in Deutschland nicht nur viele Insektenarten ausgestorben, auch die rückläufigen Zahlen einzelner Individuen von bis zu 70 Prozent stellen eine Bedrohung unseres Öko-Systems dar.

Zusammen mit dem niedersächsischen Umweltministerium und dem Naturschutzbund (Nabu) wollte die Supermarkt-Kette der REWE-Group auf das Bienensterben und dessen unmittelbare Folgen aufmerksam machen. „Man macht sich überhaupt keine Vorstellung davon, wie viele Produkte ohne die Bestäubungsleistung der Insekten wegfallen würden“, wird Penny-Vorstand Stefan Magel in einer Pressemitteilung des Lebensmittel-Discounters zitiert. Auch will die Kette ihre Kunden für den Schutz und Erhalt von Bienen durch Blumenwiesen und Insektenhotels im Garten oder auf Balkonen sensibilisieren, wie Magel weiter ausführt.

Rund 60 Prozent der Waren sind von Insektenbestäubung abhängig

Dennoch müssen einige Kunden ziemlich verwundert ausgesehen haben, als sie den Laden betraten. Ungefähr 60 Prozent des Warenangebots hängt mehr oder weniger mit der Bestäubung durch Insekten zusammen und wurde vorübergehend aus dem Sortiment entfernt. Die Aktion wurde ohne Ankündigung durchgeführt, um bei den Verbrauchern einen noch größeren Effekt zu erzielen. Am Sonntag findet zudem der erste Weltbienentag der Vereinten Nationen statt.

„Es ist paradox, dass vor allem die Landwirtschaft in hohem Maße von Insekten abhängig ist, beispielsweise für die Bestäubung der Kulturpflanzen oder für die biologische Schädlingsbekämpfung – und zugleich als einer der Haupttreiber ihres Verlustes gilt. Wenn also zukünftig die Bestäuber geschützt werden sollen, ist ein Umdenken in der Landwirtschaft unausweichlich“, betont Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Müller.

Erst vor wenigen Wochen hat die EU den Einsatz der Insektengifte Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam im Freien per Gesetz verboten. Diese sogenannten Neonicotinoide sind ab 2019 nicht mehr zulässig – was nicht alle Bauern freut.