Die EnBW hat einige leer stehende Bauwerke und noch keine Pläne für die künftige Nachnutzung: Das Kraftwerk Gaisburg ist schon außer Betrieb, die alten Kammern des Trinkwasserspeichers Kanonenweg sind leer – und der Gaskessel wird auch nur noch für begrenzte Zeit benötigt.

S-Ost -

 

Klimakrise, Energiewende, Modernisierung der Infrastruktur – all diese hochaktuellen Themen beschäftigen die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) seit Jahren intensiv. Das Energieversorgungsunternehmen investiert, baut, erneuert oder legt Einrichtungen still. Und so riesig die dann leer stehenden Bauwerke zum Teil sind, so groß – und unbeantwortet – ist die Frage, was mit den zum Teil denkmalgeschützten Bauwerken, von denen manche auch richtige Wahrzeichen der Stadt sind, künftig geschehen soll.

Der Gaskessel

Der Gaskessel in Gaisburg im Stuttgarter Osten ist so ein Wahrzeichen, wenn nicht für da ganze Stadt, dann auf alle Fälle für den Stadtbezirk Ost und vermutlich auch für alle die sich aus Richtung Esslingen und aus dem Remstal der Landeshauptstadt nähern. Der erste große Gaskessel an der Stelle gleich neben der Gaisburger Brücke war in den Jahren 1928 und 1929 gebaut worden. In dem Gasbehälter wurde das im Gaswerk hergestellte Stadtgas zwischengespeichert. Bei den Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg war der Kessel eines der Hauptziele – mit entsprechenden Folgen für die Umgebung. Um ihn zu schützen, wurde der Gaskessel mit einem von Oskar Schlemmer entworfenen Tarnanstrich versehen. Trotzdem wurde er im Februar 1944 zerstört. Der heutige Scheibengaskessel wurde 1949 errichtet. Er ist gut 102 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 69 Metern und fasst rund 300 000 Kubikmeter Erdgas. Der Stuttgarter Gaskessel ist der größte noch betriebene Scheibengasbehälter in Europa und als Technikdenkmal geschützt. Allerdings braucht die EnBW den Gaskessel eigentlich nicht mehr oder zumindest nicht mehr lange. Was dann mit ihm geschieht, ist völlig offen. Andernorts wurden einstige Gasometer zu Veranstaltungsräumen umgestaltet (Berlin-Schöneberg), zum Planetarium umgebaut (Halle) oder mit Restaurant, Fitnessstudio und Ausstellungsräumen versehen (Wuppertal). Die künftige Nutzung des Stuttgarter Gaskessel hängt wahrscheinlich auch davon ab, was auf dem gesamten einstigen Gaswerkareal entstehen wird.

Das Kohlekraftwerk Gaisburg

Das alte Kohlekraftwerk Gaisburg mit seinen weithin sichtbaren hohen Schornsteinen ist seit Anfang dieses Jahres außer Betrieb. Es wurde durch das neue, umweltfreundlichere und viel kleinere Gasheizkraftwerk direkt daneben ersetzt, was auch das Ende der Kohlezeit in Gaisburg bedeutete. Auch hier ist noch völlig unklar, was mit dem riesigen Gebäudekomplex geschehen soll. Ein Abriss ist aufwendig, teuer und wahrscheinlich wegen der unmittelbar benachbarten wichtigen Infrastruktureinrichtungen für die Stadt gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Auch für solche großen Kraftwerksanlagen scheint es einige Um- und Nachnutzungsmöglichkeiten zu geben. In Alabama hat Google geplant, in ein stillgelegtes Kohlekraftwerk ein Rechenzentrum einzubauen, im Rheinland wollen Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt aus den Kraftwerken gigantische thermische Speicher machen und in Nordrhein-Westfalen hat Daimler aus einem Kohlekraftwerk einen Speicher für Auto-Akkus gemacht.

Der Trinkwasserspeicher

Schon seit einiger Zeit leer stehen die unterirdischen Kammern des Trinkwasserhochbehälters Kanonenweg am Urachplatz. Er wurde durch einen zehn Millionen Euro teuren Behälter direkt daneben ersetzt und wird am Freitag, 11. Oktober, um 17 Uhr eingeweiht. Von dort aus werden 100 000 Stuttgarter und beispielsweise auch das Daimler-Werk Untertürkheim mit Wasser versorgt. Die hallenähnlichen Speicher stammen aus den Jahren 1881 und 1926 und sind denkmalgeschützt. Auch dafür werden Ideen für eine Nachnutzung gesucht.