Legendäre Disko in Ludwigsburg vor dem Aus Die Rockfabrik steht am Abgrund

Noch im April sah alles danach aus, als sei die Rockfabrik in Ludwigsburg gerettet. Doch der Mietvertrag für die legendäre Diskothek wird wohl doch nicht verlängert. Der Hintergrund ist mysteriös.
Ludwigsburg - Die Chancen auf eine Rettung der Rockfabrik (Rofa) in Ludwigsburg sind völlig überraschend wieder drastisch gesunken. In einem öffentlichen Hilferuf haben die Rofa-Chefs am Dienstag mitgeteilt, dass Deutschlands bekannteste Rockdiskothek „ernsthaft in ihrer Existenz bedroht ist“. Der Grund ist, dass der Ende 2019 auslaufende Mietvertrag für den Club in der Ludwigsburger Weststadt immer noch nicht verlängert wurde. Bislang habe der Immobilieneigentümer, die Max-Maier-Immobiliengesellschaft, keine Bereitschaft dazu signalisiert, heißt es in der Mitteilung. Inzwischen hat Maier die Rockfabrik offenbar sogar aufgefordert, das Gebäude zu räumen.
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Die Nachricht kommt unerwartet, weil der Vermieter noch vor zwei Monaten sehr wohl Interesse an einer Vertragsverlängerung zeigte. Im April hat Andreas Naumann, der als Immobilienmanager für Maier arbeitet, gegenüber unserer Zeitung versichert, man habe „keine Ambitionen, das Gebäude anderweitig zu verwenden oder anderweitig zu vermieten“. Auch ein Abriss stehe nicht zur Diskussion. Es gehe also nur noch darum, Konditionen für eine Vertragsverlängerung auszuhandeln.
Auf die Hoffnung folgt die Ernüchterung
In der Rofa knallten danach die Sektkorken. Immer wieder gab es Gerüchte, Max Maier plane auf dem Areal einen Neubau. Der schwerreiche Unternehmer hat in der Weststadt viele alte Industriegebäude aufgekauft, die Eventlocation Urban Harbour und das supermoderne Werkzentrum West hochgezogen, in das sich unter anderem Porsche und Bosch eingemietet haben. Die Rofa wirkt dort wie ein Fremdkörper. Das Gebäude, ebenfalls eine alte Industriehalle, ist in die Jahre gekommen. Was gleichzeitig bedeutet, dass Maier die Immobilie wohl nicht ohne Weiteres anderweitig vermieten kann. Aus diesem Grund schien im April, nach Naumanns Aussagen, der Durchbruch nahe zu sein. Denn wenn Maier das Gebäude tatsächlich nicht abreißen will, bleibt ihm vorerst nur die Möglichkeit, den Vertrag mit der Rofa zu verlängern.
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Das dachten jedenfalls alle. „Wir waren sehr zuversichtlich“, sagt Johannes Rossbacher, einer von drei Rofa-Geschäftsführern. Dann aber sei ein Schreiben von Max Maiers Anwaltskanzlei eingetroffen – mit dem unmissverständlichen Hinweis, dass der Mietvertrag Ende 2019 auslaufe und das Gebäude bis dahin zu übergeben sei. Außerdem habe Maier gefordert, dass die Immobilie in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebaut werden müsse.
Der Vermieter verweigert das Gespräch
Einen Grund, warum er nicht mehr über eine Vertragsverlängerung verhandeln will, habe Maier nicht genannt, sagt Rossbacher. „Wir versuchen seit einem Jahr, einen Gesprächstermin bei ihm zu bekommen, was leider nicht möglich ist.“ Warum Maier das Gespräch verweigere, wisse er nicht. „Wir haben immerhin 36 Jahre pünktlich Miete gezahlt, und zwar keine kleinen Summen.“ Für eine Stellungnahme war Max Maier am Dienstag nicht zu erreichen; ebenso wenig wie Andreas Naumann, der den Rofa-Leuten im April so viel Hoffnung gemacht hatte.
Was das Unternehmen plant, ist somit völlig unklar. Dass Max Maier sprunghaft und exzentrisch sein kann, ist bekannt – er hat sich in Ludwigsburg nicht nur Freunde gemacht. „Genie und Wahnsinn liegen bei dem Mann ziemlich nah beieinander“, sagt ein Mitarbeiter des Rathauses. Auch in der Stadtverwaltung sähe man es gerne, wenn die Rofa weitermachen dürfte. Rümpften anfangs noch manche in Ludwigsburg die Nase angesichts der lauten Rockfans, hat die Stadt längst erkannt, dass die Rofa ein wichtiger Imagefaktor ist. Bekannt in ganz Deutschland, lockt der Club immer noch jede Woche tausende Besucher an.
Der Rockfabrik bleiben nur noch sechs Monate
Geht es weiter? „Ich bin immer Optimist“, sagt Johannes Rossbacher. Zwar werde die Zeit knapp, aber er werde weiter versuchen, mit Maier ins Gespräch zu kommen. Einen Umzug ziehe man noch nicht in Betracht – einerseits, weil es schwer wäre, eine passende Immobilie zu finden. „Andererseits, weil wir hier, in Ludwigsburg, etabliert sind und niemand weiß, ob die Rofa an einem anderen Standort überhaupt funktionieren würde.“ Sicher sei daher momentan nur eines: „Wir wollen bleiben und geben nicht auf.“
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