Immer noch keine Legionellen-Entwarnung in Warstein. Die Einwohner sauerländischen Warstein haben sich auf die Situation eingestellt. Doch Touristen bleiben wegen einer Reisewarnung weg.

Warstein - Die Suche nach der Ursache für den beispiellosen Legionellen-Ausbruch im Sauerland gestaltet sich schwierig. Jetzt ist eine Kläranlage in Warstein in den Mittelpunkt der Untersuchungen geraten. Von dort könnten die Krankheitserreger stammen, durch die mehr als 150 Menschen erkrankt und zwei Männer gestorben sind. Doch absolut sicher ist das noch nicht. Die Warsteiner müssen deshalb weiter auf Entwarnung in einem der größten Legionellen-Fälle in Deutschland warten.

 

Alltag in Warstein geht weiter

Während Experten am Ort und in verschiedenen Laboren dem Weg der Legionellen nachspüren, geht der Alltag in Warstein weiter. Nach dem Ende der Sommerferien begann am Mittwoch der Schulunterricht. Nur Touristen bleiben wegen einer Reisewarnung des Kreis-Gesundheitsamtes in Soest aus.

„Wir hatten nur einen Schüler, der vermutlich wegen der Legionellen nicht zum Schuljahresbeginn gekommen ist“, sagt der Schulleiter des Warsteiner Gymnasiums, Werner Humbeck. Er hatte den Eltern wegen der noch immer unklaren Situation freigestellt, ob sie ihren Nachwuchs zur Schule schicken. „Wenn ich hier durch die Stadt fahre, fällt mir nichts auf“, sagt er zur Stimmung in der Stadt.

Am Krisenmanagement des Kreises Soest äußert der Schulleiter Kritik: „Wir fühlen uns ein bisschen alleingelassen.“ Es habe keine Informationen und Empfehlungen gegeben. Im Unterricht sind die Bakterien schon angekommen. Ein Biologie-Kurs der Oberstufe befasste sich gleich am ersten Schultag mit der aktuellen Situation.

Viele Warsteiner bekommen seit der Empfehlung des Kreises, auf unnötige Besuche in der Stadt zu verzichten, überraschende Anrufe von Verwandten und Bekannten. Weil die Warnung bundesweit durch die Medien ging, machen sie sich Sorgen um die Warsteiner.

Einbußen für Einzelhandel und Gastronomie

Die Empfehlung sorgt in den Hotels für Stornierungen, die Gastronomen haben deutlich weniger Gäste. Auch in den Geschäften gibt es weniger Kunden als üblich. Auf bis zu 50 Prozent beziffern manche Einzelhändler ihre Umsatz-Einbußen. „Ich glaube nicht, dass mich ein Bürgermeister irgendwo in der Republik derzeit um meinen Job beneidet“, sagt auch Bürgermeister Manfred Gödde. Er hofft, dass spätestens in der kommenden Woche weitere Laborergebnisse eine Entwarnung erlauben.

Bis dahin müssten die Warsteiner noch mit der Unsicherheit leben. „Wir können doch nicht flüchten“, sagt Gödde. Die Aufmerksamkeit, die seine Stadt derzeit erregt, hätte er sich lieber mit positiven Nachrichten gewünscht.