Die tausendste Flasche Zacke ist bereits verkauft. Die nächste Abfüllung gibt es ab dem 8. Juni.

S-Süd - Den Namen Zacke verbinden die meisten Stuttgarter eigentlich mit der Zahnradbahn. Die Bewohner des Lehenviertels dagegen assoziieren damit seit kurzem eine Biermarke, eine Biermarke, an die man außerhalb des Lehenviertels nur schwer herankommt. Der Beliebtheit des Zacke tut das keinen Abbruch. Kaum kommt eine neue Abfüllung auf den Markt, sind die Flaschen mit dem stilisierten Brauerstern schon vergriffen.

 

Mit dieser Resonanz hatten die sechs Köpfe hinter dem Zacke-Bier nicht gerechnet. Eigentlich war das Projekt zunächst als einmalige Aktion gedacht, sagt der Psychologe Marcus Lösch. Nach den Sternen des Südens saß Lösch mit Roland Weninger vom Kiosk Schlagzeile, dem Möbelrestaurator Oliver Ball, dem Kunsthistoriker Winfried Stürzl, dem Architekten Michael Meyer und Jochen Siegel vom gleichnamigen Kommunikationsbüro im Gasthaus Lehen zusammen. Bis dahin kannten sich die Männer nur flüchtig. Sobald das Gespräch am Tisch aber auf das Thema Bierbrauen kam, waren sie sich einig, dass sie das Projekt eines eigenen Bieres angehen wollen.

Zwei Zacke-Varianten gibt es: malzig und fruchtig

Als Partner gewannen die Geschäftsleute den Braumeister Daniel Bleicher. Bleicher betreibt die Cast-Brauerei im Heusteigviertel. Gemeinsam mit Bleicher entwickelten die Männer das Rezept für ihre beiden Zacke-Varianten. Die erste nennt sich Lehenviertel Rotgold, wird untergärig gebraut und ist etwas malziger im Geschmack. Herber – mit einer leichten Zitrusnote – kommt das obergärig gebraute Lehenviertel Pale Ale daher.

Ursprünglich sollten von beiden Sorten nur jeweils rund 120 Liter in Flaschen abgefüllt werden. Diese verschenkten die Geschäftsleute Weihnachten 2012 an ihre Familien, Freunde und Kunden. Weil das Bier jedoch so gut angekommen ist, haben die sechs Männer bei Bleicher weitere Fässer geordert. Mehr als 1000 Flaschen sind bereits verschenkt und verkauft worden. Der dritte Sud wird demnächst abgefüllt.

Die Flaschenform bezeichnen Bierkenner als Handgranate

„Wir hatten das Glück, dass jeder von uns eine Kompetenz hatte, die er einbringen konnte“, sagt Winfried Stürzl. Der Kunstkommunikator hat beispielsweise den Text auf dem Etikett geschrieben. Der Entwurf des Labels stammt aus der Feder von Jochen Siegel. Er hat darin auch die Markuskirche als Symbol des Lehenviertels aufgegriffen. „Wir wollten ein besonderes Etikett, das auf keinen Fall an Alcopops erinnert“, sagt Siegel. Der Kontrast zwischen klarer Schrift für die Marke und der kleinen, verschnörkelten Unterzeile „Das Bier aus Stuttgarts schönstem Flecken“ ist eine weitere Hommage an die Vielfalt des Lehenviertels.

Doch nicht nur das Etikett ist einzigartig. Die Flasche, in der das Bier abgefüllt wird, ist keineswegs typisch. Nur ein einziger Produzent in Deutschland stellt die 435 Gramm schwere Flasche mit dem langen Hals her, die im Biertrinkerjargon Handgranate genannt wird, weil sie an eine Stabgranate erinnert. An diese besonderen Flaschen heranzukommen, war und bleibt für die Bierbrauer eine Herausforderung. „Der Hersteller produziert erst ab einer Menge von 80 000 Flaschen. „Von drei unterschiedlichen Brauereien mussten wir uns deshalb die Flaschen zusammenbetteln“, sagt Lösch. Da war es schon etwas einfacher, an die Zutaten für das Bier zu kommen.

Das Schwierigste war die Namensfindung

Wobei die Mengen auch dort ein Problem waren. „Einige Produzenten haben schon gelacht und gemeint, ein paar Tonnen wären kein Problem. Kleine Mengen schon eher“, sagt Lösch, der selbst nach dem Abitur in den USA ein halbjähriges Praktikum in einer kleinen Brauerei gemacht hat.

Das Schwierigste am Entstehungsprozess des Bieres war übrigens die Namensfindung. „Das Bier war schon fast fertig gebraut, als wir uns endlich auf den Namen Zacke geeinigt hatten“, sagt Weninger. Zacke hat übrigens nichts mit der Zahnradbahn zu tun, sondern meint einen Sternenzacken. Zum einen, weil die Geschäftsleute im Lehenviertel unter dem Namen Sterne des Südens für ihr Viertel werben, zum anderen weil ein sechszackiger Stern das alte Symbol der Brauerzunft ist. Bei den Stuttgarter Straßenbahnen hat man aber auch kein Problem damit, wenn jemand das Bier mit der Zahnradbahn in Verbindung bringt, versichert Pressesprecherin Susanne Schupp.