Randale gab’s auch in Stuttgart in der Silvesternacht – doch nicht so heftig wie in anderen Großstädten. Hat die zentrale Party den Schlossplatz befriedet? OB Frank Nopper setzt sich für eine Neuauflage Ende des Jahres ein – doch das Land müsse mitzahlen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der gesamte Schlossplatz war abgesperrt – vom Ehrenhof bis nach hinten zur Königstraße. So groß ist die Umzäunung sonst nicht mal bei den Jazz Open oder beim SWR-Sommerfestival. 15.000 zahlende Gäste erlebten bei der Party in der City einen friedlichen Jahreswechsel mit Künstlern wie Glasperlenspiel und Paul Potts. „Sehr viele Karten wurden noch am Abend verkauft“, berichtet Fabian Metzger, der Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, „dazu haben sicherlich auch die milden Temperaturen beigetragen.“ Die eine Million Euro, die der Gemeinderat als Zuschuss für die zentrale Silvesterfeier unter dem Motto „Zusammen“ genehmigt hat, um den Platz zu befrieden, war aus Sicht der Organisatoren gut angelegtes Geld.

 

Lasershow statt Feuerwerk

Ganz ohne Ausschreitungen blieb es in Stuttgart trotzdem nicht. Randalierer haben Polizistinnen und Polizisten mit Böller attackiert. In der Stadt wird nun diskutiert: Wäre alles noch viel schlimmer gekommen, wäre der Schlossplatz nicht für ein zahlendes Publikum mit einer Lasershow statt einem Feuerwerk reserviert worden, wären dort Knallkörper nicht verboten gewesen? Aus Sicht von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) ist die Rechnung aufgegangen. Die Party auf dem Schlossplatz sei „ein gelungenes Fest“ gewesen, findet der Rathauschef. Damit sei dem Schlossplatz und der gesamten Innenstadt „eine fried- und freudvolle Silvesternacht“ beschert worden.

Nopper will dem Gemeinderat deswegen vorschlagen, Ende 2023 erneut eine ähnliche Veranstaltung zu bezuschussen, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. Die nächste Party aber sollte – soweit dies ohne Abstriche bei Qualität und Sicherheit möglich sei – „kostengünstiger“ werden. Der OB will dabei das Land, auf dessen Areal die Veranstaltung durchgeführt wird, „in die Pflicht nehmen“. Mit anderen Worten: Auch das Land sollte mitzahlen, wie es dies bereits beim SWR-Sommerfestival tut.

Wie können die Verantwortlichen verhindern, dass beim nächsten Jahreswechsel nicht erneut Beamtinnen und Beamte mit Böller angegriffen werden? Der OB verweist darauf, dass nach geltendem Recht in der Silvesternacht für den Cityring aufgrund der Menschenansammlungen ein Böllerverbot ausgesprochen werden könne, dies aber in anderen Teilen des Stadtgebiets „nur bei Vorliegen einer besonderen Gefahrenlage, etwa einer Brandgefahrenlage möglich“ sei, wenn etwa Menschenansammlungen zu erwarten seien.

Städtetag plädiert dafür, Regeln „nachzuschärfen“

Die Feuerwerksraketen am Stuttgarter Silvesterhimmel haben dem Rathauschef gefallen. Einerseits spricht er von einem „stimmungsvollen Bild“, andererseits setzt er sich dafür ein, „auf Bundesebene über eine teilweise Verschärfung des Sprengstoffrechts durch ein Verkaufsverbot von extrem lauten und besonders gefährlichen Feuerwerkskörpern ernsthaft nachzudenken, die in aller Regel gar keine visuelle Wirkung haben“. An Orten und Plätzen, an denen viele Menschen zusammenkommen, sei es gut, geltende Regeln nachzuschärfen, heißt es beim Deutschen Städtetag. Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Andreas Schwarz, steht einer landesweiten Regelung für Böllerverbote offen gegenüber. „Wichtig ist mir, die Idee nach allen Seiten abzuwägen, um die Konsequenzen richtig abschätzen zu können“, sagte Schwarz dem SWR. Er wolle sich daher zunächst mit den Betroffenen austauschen. „Denn wir sprechen hier von Regelungen, die in Stuttgart und auch in Sigmaringen gelten würden“, erklärte der Fraktionschef.