Tausende Flüchtlingskinder werden ab Montag an den Schulen in Baden-Württemberg unterrichtet, viele von ihnen sind traumatisiert. Psychologe Georg Pieper fordert mehr Unterstützung für die Lehrer.

Friebertshausen/Stuttgart - Bei der Unterstützung von traumatisierten Flüchtlingskindern kommt den Schulen nach Ansicht des Traumaexperten Georg Pieper eine Schlüsselrolle zu. Lehrer könnten in den Vorbereitungsklassen recht einfache therapeutische Mittel einsetzen, um den Kindern bei der Bewältigung ihres Traumas zu helfen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Dass Lehrer diese Aufgabe übernehmen, ist der einzige Weg. Wir können nicht all die Tausenden Flüchtlingskinder zum Therapeuten schicken, dafür haben wir keine Kapazitäten.“

 

Doch die Lehrer müssten für diese Aufgabe geschult werden, und dafür müssten Gelder her, forderte Pieper. Traumatisierte Kinder spielten häufig das, was sie erlebt haben, immer wieder durch. Doch wenn Kinder Krieg oder Erschießen spielten, seien die Betreuer oft vollkommen überfordert. Dabei könne diese Art der Beschäftigung mit schlimmen Erlebnissen sogar hilfreich sein. Das gelte aber nur dann, wenn die Kinder darin unterstützt würden, einen positiven Ausgang für die gespielten Szenen zu finden.

Pieper rechnet damit, dass zwei Drittel der Kinder, die derzeit aus Kriegsgebieten etwa in Syrien und dem Irak nach Deutschland kommen, eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Sie seien dünnhäutiger, schneller krank und nicht so stressbelastbar. Sie hätten im Leben eine schlechte Ausgangsposition.

Manche Kinder wirkten auch brutal und emotionslos und zeigten wenig Einfühlungsvermögen. Diese Kinder seien nicht böse, sondern hätten eine verletzte Seele. Traumatisierte Kinder hätten in der Regel recht gute Chancen, sich im Laufe der Zeit zu stabilisieren. Wichtig sei, dass sie sich sicher, willkommen und akzeptiert fühlten.