Gymnasien fürchten wegen der vom ­Kultusministerium vorgesehenen schulartunabhängigen Bildungspläne um ihre Existenz. Ohne eigene Pläne können sie nicht garantieren, dass ihre Abiturienten fit für die Uni sind, warnen sie.

Stuttgart - Der Philologenverband verschärft seine Proteste gegen die vom Kultusministerium vorgesehenen schulartunabhängigen Bildungspläne. Der Verband, der rund 8000 Gymnasiallehrer vertritt, startet jetzt eine Unterschriftenaktion an den rund 450 öffentlichen und privaten Gymnasien im Land. Wenn die Gymnasien keine eigenen Bildungspläne mehr hätten, könnten sie die Studierfähigkeit ihrer Schüler nicht mehr garantieren, warnt der Verband. Ein gemeinsamer Bildungsplan gefährde den Fortbestand des Gymnasiums. Das Kultusministerium beginnt jetzt mit der Reform der Bildungspläne. Vorgesehen ist, eine gemeinsame Basis für alle Schularten zu erstellen und unterschiedliche Leistungsniveaus zu definieren. Der Prozess soll bis 2015 dauern.

 

Bedeutsam für Gemeinschaftsschulen

Danach könnten ausgehend von einem Bildungsplan separate Versionen für einzelne Schularten oder Bildungsgänge erstellt werden, erklärt ein Sprecher des Kultusministeriums. Die Leistungsfähigkeit der Gymnasien werde ausgebaut, nicht geschwächt, die Bildungsstandards für das Abitur würden angewendet. Ein schulartunabhängiger Bildungsplan ist für die neue Gemeinschaftsschule von Bedeutung. Dort sollen Schüler aller Niveaus unterrichtet werden. Ihnen soll der Anschluss an das Gymnasium ermöglicht werden.

Indessen werden Vorbehalte gegen die neue Schulart lauter. Für die CDU monierte ihr Fraktionsvize Winfried Mack, die Regierung wolle alle Schulen zwingen, nach einem „Einheitsbildungsplan zu unterrichten“. Die CDU werde sich „mit allen Mitteln gegen diese Einführung der Einheitsschule durch die kalte Küche wehren“. Aus dem Rhein-Neckar-Kreis schicken Eltern Unterschriftenlisten und wehren sich ebenfalls gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule „durch die Hintertür“.

Übergangszahlen verlangt

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) verlangt, das Ministerium solle die Übergangszahlen auf die bestehenden 44 Gemeinschaftsschulen offenlegen. Dann werde sich zeigen, ob nur Kinder mit Hauptschulempfehlung dorthin gingen. Die Zahlen gingen aus der Schulstatistik hervor. Dem widerspricht das Ministerium nicht. Die Statistik liege jedoch erst im Januar vor, sagte eine Sprecherin. Früher hatte das Haus erklärt, es sei nicht festzustellen, welche Empfehlung die Kinder hätten, da diese nicht mehr verbindlich sei.