Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Ist es schwer, als Pädagoge Grenzen zwischen Stoff und Meinung zu ziehen?

 

In der Ausbildung lernen die Lehrer, das zu trennen. Natürlich können sie eine Meinung haben, und die dürfen die Schüler auch kennen. Wenn wir den Kindern eine eigenständige Urteilsfähigkeit vermitteln wollen, wäre es doch absurd so zu tun, als hätten ausgerechnet ihre Lehrer keine Ansichten. Außerdem unterschätzt das die Schüler: Die sind schlau genug zu merken, wie einer denkt. Nicht vereinbar mit dem Neutralitätsgebot ist, wenn man sich für oder gegen die Wahl von Parteien ausspricht. Aber ich würde jedem Lehrer empfehlen, Positionen aus Partei- oder Wahlprogrammen von der Sache her zu diskutieren.

Wie macht man das handwerklich?

Für die Fächer Politik und Geschichte ist vor mehr als vierzig Jahren im Beutelsbacher Konsens eine Art Grundkanon für den Unterricht in Deutschland festgelegt worden. Das wichtigste Element ist das Überwältigungsverbot. Das heißt, dass Lehrer Schülern keine bestimmte Meinung aufzwingen, sie nicht indoktrinieren und in diesem Sinne „überwältigen“ dürfen. Außerdem müssen Lehrer Themen kontrovers darstellen und verschiedene Positionen zum Tragen kommen lassen.

Was halten Sie von Initiativen, solche AfD-Portale mit Scherzmeldungen lahmzulegen?

Wie ordnen Sie das politisch ein?

Es gab zwei totalitäre Systeme in Deutschland. Unser Bildungsplan verlangt, dass wir uns der besonderen Verantwortung, die sich daraus ergibt, stellen und die Schüler entsprechend erziehen. Alle Bestrebungen in eine totalitäre Richtung müssen beobachtet, thematisiert und diskutiert werden. Das gilt auch für die AfD und diesen Vorstoß.

Was dürfen Lehrer, die einem Neutralitätsgebot unterliegen, heute über die AfD sagen, und was nicht? Darf man sie zum Beispiel mit den Nazis vergleichen?

Gleichsetzen sollte man sie nicht. Aber es gibt ein Vokabular, das die AfD benutzt und das der Nazi-Sprache entlehnt ist. Das ist kein Zufall und natürlich ein Thema für den Unterricht. Viele Referendare werfen diese Frage in ihren Unterrichtsplanungen auf. Meine Antwort ist, dass Lehrer das ansprechen müssen. Wir können Schüler nicht im luftleeren Raum auf gesellschaftliche Diskussion vorbereiten.

Wie Lehrer im Unterricht Grenzen ziehen und was Eltern in Konfliktfällen tun können

Ist es schwer, als Pädagoge Grenzen zwischen Stoff und Meinung zu ziehen?

In der Ausbildung lernen die Lehrer, das zu trennen. Natürlich können sie eine Meinung haben, und die dürfen die Schüler auch kennen. Wenn wir den Kindern eine eigenständige Urteilsfähigkeit vermitteln wollen, wäre es doch absurd so zu tun, als hätten ausgerechnet ihre Lehrer keine Ansichten. Außerdem unterschätzt das die Schüler: Die sind schlau genug zu merken, wie einer denkt. Nicht vereinbar mit dem Neutralitätsgebot ist, wenn man sich für oder gegen die Wahl von Parteien ausspricht. Aber ich würde jedem Lehrer empfehlen, Positionen aus Partei- oder Wahlprogrammen von der Sache her zu diskutieren.

Wie macht man das handwerklich?

Für die Fächer Politik und Geschichte ist vor mehr als vierzig Jahren im Beutelsbacher Konsens eine Art Grundkanon für den Unterricht in Deutschland festgelegt worden. Das wichtigste Element ist das Überwältigungsverbot. Das heißt, dass Lehrer Schülern keine bestimmte Meinung aufzwingen, sie nicht indoktrinieren und in diesem Sinne „überwältigen“ dürfen. Außerdem müssen Lehrer Themen kontrovers darstellen und verschiedene Positionen zum Tragen kommen lassen.

Was halten Sie von Initiativen, solche AfD-Portale mit Scherzmeldungen lahmzulegen?

Die Idee gefällt mir. Ich traue unseren Schülern da viel Kreativität zu. Darüber hinaus muss die Politik sich vor die Lehrer stellen und ihr Vertrauen in die Pädagogen ausdrücken.