Arbeitgeber, Hochschulrektoren und die Grünen positionieren sich in der Debatte um die Reform der Lehrerausbildung. alle wollen die Umstellung auf Bachelor und Master. Doch die SPD ist zurückhaltend.

Stuttgart - Eigentlich wollte die Regierung noch vor der Sommerpause ihre Vorschläge zur Reform der Lehrerausbildung präsentieren, doch die Debatte stockt. Der Vorschlag der Expertengruppe, alle weiterführenden Lehrämter in einem Studium zu vereinen, hatte unter dem Kampfbegriff „Einheitslehrer“ riesige Wellen geschlagen. Diese Idee schien vom Tisch. Die Grünen haben am Dienstag einen Beschluss pro Reform gefasst. Jedoch gibt es in der SPD Bedenken, ob man die Lehramtsstudiengänge auf die Bachelor -/Masterstruktur umstellen sollte.

 

Arbeitgeber für den Bachelor

Das ist jedoch für die Hochschulen keine Frage und auch der Arbeitgeberverband Südwestmetall positioniert sich klar. „Es ist nur konsequent, die Lehrerausbildung auf Bachelor- und Master umzustellen“, sagte Stefan Küpper, der Geschäftsführung Bildung bei Südwestmetall auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung. Entsprechend wird sich der Verband demnächst auch in seiner offiziellen Stellungnahme äußern. „Die gestufte Studienstruktur bietet ganz andere Möglichkeiten der Profilbildung und mehr Interdisziplinarität“, sagt Küpper.

Die Arbeitgeber halten es auch für sinnvoll, vor dem Übergang in das Masterstudium die Qualitäten der Interessenten noch einmal zu überprüfen. Gleichzeitig erwartet der Verband, dass die Lehrerausbildung an den Universitäten einen höheren Stellenwert erhält, und der Bezug zur Arbeitswelt in den Studienplänen einen festen Platz findet. Der Verband tendiert dazu, dass alle Lehrer zehn Semester studieren sollten.

Ohne Bachelor nichts zu gewinnen

Das hören die Rektoren der Pädagogischen Hochschulen gern. Die sechs Institutionen haben zwar unterschiedliche Positionen zu einzelnen Reformpunkten, doch beim Bachelor sind sie sich alle einig. Martin Fix, der Rektor der PH Ludwigsburg bringt es auf den Punkt: „Wenn es doch nicht zu der Umstellung kommt, wären wir an der Reform nicht interessiert. Ohne Bachelor und Master gewinnen wir nichts.“ Mit Bachelor und Master ließe sich die von den Experten vorgeschlagene Kooperation mit den Universitäten umsetzen.

Während es auf der politischen Ebene gegenwärtig hakt, sind die Fachleute recht weit gekommen. Acht Universitäten und Pädagogische Hochschulen haben sogar eine gemeinsame Erklärung zusammengebracht, was Fix schon fast als historischen Schritt einstuft. Die Positionen sind von der Suche nach Kompromissen geprägt. Der erste Kompromiss ist der Vorschlag, zwei Lehrämter als Profile anzubieten: Ein Profil Sekundarstufe eins, und eines für die Sekundarstufe zwei. Pädagogische Hochschulen und Universitäten könnten unabhängig voneinander sechssemestrige Bachelorstudiengänge anbieten. Danach käme ein Masterstudium bei dem die Studenten auf das Lehramt focussieren.

Im Master käme auch die Kooperation von Uni und PH zum Tragen. Fix sieht darin eine Chance, „die Stärken der System zu verbinden“. Bisher widmet sich die PH mehr der Fachdidaktik, der Wissenschaft von der Vermittlung des Lehrstoffes, an der Uni stehen die Fachwissenschaften im Vordergrund. Kooperationen bieten sich besonders dort an, wo PH und Uni an einem Ort sind, wie in Heidelberg und Freiburg. Aber auch Stuttgart, Ulm, Karlsruhe und Ludwigsburg wollen kooperieren.

Chance für Weingarten und Gmünd

Abgelegene Standorte wie die Hochschulen Weingarten und Schwäbisch Gmünd sahen viele als Verlierer einer Reform. Doch wollen die Hochschulen sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben. „Das Modell muss so sein, dass auch Standorte allein ein Angebot machen können“, sagt Fix. Weingarten und Gmünd geben sich selbstbewusst. Weingarten setzt auf ein Bachelorstudium, das neben dem Lehramt viele andere Wege offen hält und nach sechs Semestern verschiedene Berufsfelder erschließt. Geht es um die spezielle Lehrerausbildung wolle man sich gerne dem Wettbewerb stellen, betont Ursula Pfeiffer-Blattner, die Prorektorin für Lehre. Kooperationen seien nur sinnvoll, wenn sie die Qualität steigerten.

Als solitärer Standort sieht sich auch die PH Schwäbisch Gmünd. Man habe zwar lockere Kooperationen mit Stuttgart und Ulm , sagt die Rektorin Astrid Beckmann, doch strebe Gmünd, „die einzige lehrerbildende Hochschule im östlichen Baden-Württemberg“, durchaus danach, eigenständig Lehrer auszubilden. Fünf fachwissenschaftliche Professuren wären nötig und das Angebot würde stehen, sagt Beckmann. Die PH Gmünd könnte dabei noch ihre Stärken in Sprachförderung, Mint-Förderung und „kompetenz- und outputorientierter Lehrerausbildung“ nutzen.

Grüne verständigen sich auf Eckpunkte

Die inhaltlichen Vorschläge sind das eine. Die Hochschulen befürchten, die Politik diskutiere die Reform eher ökonomisch als inhaltlich. Sollten Lehrer länger studieren, hätten sie nach bisheriger Auffassung Anspruch auf höhere Gehälter. Doch der erste Absolvent nach einem reformierten Modell käme erst 2021 in den Schuldienst. „Wir könnten die Debatte um die Bezahlung ohne Risiko vertagen“, sagt Rektor Fix und hofft, dass sich etwas bewegt.

Die Grünen im Landtag haben sich am Dienstag in Sachen Lehrerbildung positioniert. Die Umstellung auf Bachelor und Master sei unabdingbar, heißt es in dem Fraktionsbeschluss. Nur dies ermögliche die Durchlässigkeit zwischen Uni und PH.

Die Grünen wollen vier Lehrämter: Grundschule, Sekundarstufe eins (Klasse fünf bis zehn), Sekundarstufe zwei (bis Klasse zwölf/13) und für Sonderpädagogik. Fachdidaktik und Bildungswissenschaften sollen eine stärkere Rolle spielen. Das sei der richtige Weg zu einer besseren Ausbildung der Lehrkräfte.