Gute Schule geht nur mit genug Lehrern, sagt der Elternbeirat. Die zukünftige Landesregierung will frei werdende Lehrerstellen streichen.  

Stuttgart - Der Gesamtelternbeirat (GEB) der Stuttgarter Schulen reagiert "entsetzt" auf die Ankündigung der zukünftigen Landesregierung. Diese hatte noch vor Beendigung der Koalitionsverhandlungen erklärt, sie wolle einen Teil der durch rückläufige Schülerzahlen frei werdenden Lehrerstellen streichen, um den Landeshaushalt zu sanieren. Das Elterngremium argumentiert, dass neue Schulmodelle wie etwa längeres gemeinsames Lernen oder das zehnte Schuljahr für alle nur mit zusätzlichen Lehrerstunden realisiert werden könnten. "Wenn all die Vorhaben, die Schulen in Zukunft weiterentwickeln sollen, in den Verdacht geraten, Lehrereinsparmodelle zu sein, verpufft die Bereitschaft, Neues zuzulassen und mitzutragen - auch bei uns Eltern."

 

So erforderten Ganztagsschulen, wenn sie wirklich neue Lernformen gewährleisten sollen, mehr Lehrerstunden und auch zusätzlich pädagogisch ausgebildetes Personal - diese Erkenntnis hat jüngst auch die Bilanz eines Fachtags ergeben. Auch das Ziel, künftig mehr behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten (Inklusion), werde nur mit ausreichend Personal funktionieren. Das bedeutet nach Ansicht des GEB, dass an Regelschulen künftig Sonderpädagogen eingestellt werden müssten: "Es darf nicht dazu kommen, dass Sonderpädagogen ,Schulhopping' betreiben müssen" - also von Schule zu Schule fahren, um jeweils nur wenige Stunden dort zu sein.

Zusätzliche Lehrer seien auch für die Berufsausbildung wichtig

Die vieldiskutierte individuelle Förderung sei nur umzusetzen, wenn Förderstunden in den Pflichtstundenbereich aufgenommen und nicht mehr dem Ergänzungsbereich zugeordnet würden, so das Elterngremium. Auch dies sei nur zu erreichen, wenn zusätzliche Lehrer eingestellt würden. Auch den Lehrermangel an den beruflichen Schulen wollen die Eltern nicht länger hinnehmen. Dass Teile des Unterrichts ausfielen, schwäche die duale Ausbildung. Dies sei auch im Blick auf die Gewinnung von Fachkräften nicht akzeptabel. Deshalb müsse hier dringend etwas geschehen.

Vorangetrieben werden müsse auch der Ausbau der beruflichen Gymnasien, um mehr Realschülern als bisher den Weg zum Abitur zu ermöglichen. Auch dafür seien zusätzliche Lehrerstellen erforderlich, argumentieren die Eltern.


Sorge bereite ihnen auch die Praxis, neue Grundschullehrer nach den Sommerferien einzustellen und vor den nächsten Sommerferien wieder zu entlassen. Gerade wenn die Grundschulempfehlung künftig wegfalle, komme es auf die Kontinuität von Lehrer-Schüler-Beziehungen an, und die Grundschulkinder müssten umso intensiver unterstützt werden. "Es darf nicht darauf hinauslaufen, dass die ,Sortierung' dann in den ersten Jahren der weiterführenden Schulen geschieht", sagt die GEB-Vorsitzende Sabine Wassmer.

Um den Stundenausfall in allen Schularten aufzufangen, verlangen die Eltern im Blick auf die fehlenden Krankheits- und Schwangerschaftsvertretungen, "die Lehrerstellen auf 120 Prozent auszubauen, so dass tatsächlich 100 Prozent Unterricht stattfinden kann". Der GEB erwarte, "dass die neue Landesregierung die Prioritäten so setzt, dass die Bildung unserer Kinder an erster Stelle steht".