Zu viele Schulgebäude sind heruntergekommen oder triste Lernfabriken, beklagt der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Das wirke sich auf das Verhalten der Schüler aus.

Stuttgart - Marode Schulgebäude und trister Beton tragen nach Ansicht des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg dazu bei, dass Schüler aggressiver werden. „Mit Sorge registriert der VBE immer wiederkehrende Berichte über Gewalt, die auch von Schülern ausgeht“, erklärt der VBE-Sprecher Michael Gomolzig. Zwar handle es sich stets um Einzelfälle, doch bleibe „das ungute Gefühl, was wohl als nächstes passieren könnte.“ Gomolzig verzeichnet bei Jugendlichen eine gesunkene Hemmschwelle und eine „zunehmende Brutalität der Aggressionen.“

 

Als Ursache macht der Schulleiter unter anderem marode Schulgebäude, zu volle Klassen und Unterrichtsausfälle aus. „Man müsste sich über latente Gewalt von Schülern weniger Sorgen machen, wenn es an den Schulen anders aussehen würde“, meint Gomolzig. Zu viele Schulhäuser seien „baulich heruntergekommen oder schmuck- und seelenlose Lernfabriken aus tristem Beton mit zu vielen Schülern, die sich überwiegend fremd sind.“

Klassenzimmer zu selten renoviert

Zu viele Kinder und Jugendliche würden häufig „in viel zu kleinen, viel zu selten renovierten Räumen“ sitzen. Auch pädagogisch liegt nach Ansicht des VBE-Sprechers vieles im Argen. Klassenlehrer hätten zu wenig Zeit, mit den Schülern Probleme aufzuarbeiten. Es fehle an Stützkursen und Arbeitsgemeinschaften.

Gleichzeitig werde von den Schulen erwartet, dass sie gesellschaftliche Probleme aufarbeiten. „Aggressions- und Gewaltabbau können im Unterricht aber nicht so nebenher betrieben werden“, mahnt Gomolzig und fordert mehr Schulpsychologen und Sozialarbeiter zur Prävention von Gewalttaten und zur Betreuung gefährdeter Kinder und Jugendlicher. „Das scheitert aber am fehlenden Geld“, beklagt der VBE-Sprecher.

Laut Kriminalstatistik ist die Zahl der an Schulen im Land begangenen Straftaten im Jahr 2017 um fünf Prozent auf 13 209 Taten gestiegen. Allerdings müssen diese Taten nicht unbedingt mit dem Schulbetrieb zu tun haben. An jeder sechsten Schule im Südwesten wurden in den vergangenen fünf Jahren Schüler gewalttätig gegen Lehrer, wie aus einer Studie des Forsa-Instituts im Auftrag des VBE von 2018 hervorgeht.