Die Bachelor-Studiengänge an der Uni Hohenheim können bald individueller gestaltet werden. Neue Formen der Wissensvermittlung werden erprobt.

Stuttgart - Die Universität Hohenheim geht neue Wege beim Bachelor-Studium. Vom Wintersemester an wird es möglich sein, das Bachelor-Studium zeitlich und inhaltlich individueller zu gestalten, es werden auch neue Pfade der Wissensvermittlung und Studienbegleitung ausprobiert. Sie sollen rund 6000 Studierenden neue Freiräume und mehr individuelle Möglichkeiten schaffen und nebenbei Alternativen zu den überfüllten Hörsälen bieten. Die Universität reagiert damit auch auf die Kritik aus dem Bildungsstreik.

 

Frontalunterricht vor 500 Studierenden, die sich im Hörsaal drängen und mal zuhören, mal nebenbei über Facebook mit Freunden kommunizieren, ist für Martin Blum, den Prorektor für Lehre, nicht mehr die ideale Form der Wissensvermittlung. Statt Frontalunterricht soll es daher mehr aktive Wissensvermittlung geben. Statt im Fachgebiet Biologie zum Beispiel eine Vorlesung über Zellen zu halten, will er Studenten in Zukunft in kleinen Gruppen selber Zellmodelle entwickeln und sich das Thema erarbeiten lassen. Unterstützt von neuen Softwareprogrammen können sich die Studenten dann die Infos mobil abrufen und auch mobil kommunizieren. „Das kann statt im Hörsaal auch unter einem Baum im Park sein oder in der Mensa“, skizziert Blum die neuen Lehrformen als Alternative zu Massenveranstaltungen.

Möglich werden die neuen Lehrkonzepte durch das Preisgeld, das sich die Uni beim Wettbewerb „Studienmodelle individueller Geschwindigkeit“ vom Wissenschaftsministerium geholt hat. Für drei Jahre gibt es eine halbe Million Euro, um den Bachelor attraktiver zu machen, die Hochschule muss die gleiche Summe dazugeben. Neu wird auch sein, dass Bachelor-Studiengänge nach individuellem Wunsch in sechs, sieben oder acht Semestern absolviert werden können. Dies soll auch mehr Freiraum für Auslandsaufenthalte, Praktika und Projekte schaffen. Als Begleiter erhalten Studienanfänger sogenannte Studiencoaches an die Seite gestellt.

Um neue forschungsorientierte Lehrkonzepte zu entwickeln und zu betreuen, wird die Universität Hohenheim 13 zusätzliche wissenschaftliche Mitarbeiter einstellen. Auch soll eine Lernwerkstatt eingerichtet werden, in der Sudienanfänger fit für das selbstständige Lernen gemacht werden. Möglich werden diese und weitere geplante Verbesserungen durch fast acht Millionen Euro aus dem Fördertopf der Initiative „Qualitätspakt Lehre“ des Bundes und der Länder. Die Hochschule wie auch die Studentenvertretung sehen freilich Bedarf für weitere finanzielle Mittel.