Ein Lehrpfad an der Mittelmühle informiert seit Samstag über die Arbeit der Christbaumproduzenten und den ökologischen Stellenwert der Kulturen

Adelberg - Schlank und rank soll sie sein, auch weich und wohlriechend – nein, die Rede ist nicht von einer Frau, sondern von einer Tanne, die das weihnachtliche Wohnzimmer schmücken soll. In der Beziehung zum Weihnachtsbaum scheint Eros eine gewisse Rolle zu spielen. So spricht der Christbaumproduzent Harald Müller etwa von „geküssten Tannen“, wenn Vögel die Baumspitzen zerzupft haben und es ganz danach aussieht, dass dies dem Baum eine ganz besondere Note verleihen wird. Auch sonst gibt es über diese Nadelgewächse viel zu sagen, wie neuerdings ein Lehrpfad mit 20 Tafeln entlang der Müller’schen Christbaumkultur an der Mittelmühle bei Adelberg deutlich macht. Zur Einweihung am Samstag lud Harald Müller zu einer kurzweiligen Führung.

 

Aufklärung über eine besondere Kultur

Die Idee, einen Lehrpfad anzulegen, hat der Adelberger Christbaumproduzent zusammen mit Gerhard Weinberg, einem Kollegen aus dem hohen Norden, ausbaldowert. Die beiden kennen sich von der Interessengemeinschaft Weihnachtsbaumanbauer, deren Mitglieder sich zweimal im Jahr treffen. „Wir wollen mit dem Pfad über unsere Arbeit und den ökologischen Wert unserer Kulturen informieren“, sagt Müller. Weinberg hat bei Nordhorn ebenfalls einen Lehrpfad errichtet.

So ein Christbaum braucht das ganze Jahr über viel Pflege, das wird bei der Lektüre der Tafeln klar. Das fängt schon im Frühjahr an, wenn Harald Müller Bodenproben zieht, um anschließend gezielt düngen zu können. Die Bäume benötigen für einen ebenmäßigen Wuchs ausreichend Nährstoffe, eine Überdüngung aber ist kontraproduktiv. „Dann bilden die Christbäume zu lange Triebe aus, das ist nicht erwünscht.“ Vorsicht ist auch während der Eisheiligen geboten. Die zarten Triebe sind sehr empfindlich. Bei nächtlichen Temperaturen um null Grad lässt Harald Müller die Tannen und Fichten mit Wasser berieseln. Diese sogenannte Frostschutzberegnung verhindert, dass die Bäume erfrieren.

Viel Unterstützung bei der Pflege

Bei der Bodenpflege hat der Christbaumproduzent viele tierischen Helfer, Regenwürmer etwa, die den Boden auflockern. Auch Vögel sind gerne gesehen. Sie vertilgen Schädlinge. Und Bussarde, Milane und Eulen halten sogar die Mäuse in Schach. Auch Schafe lässt Harald Müller für sich arbeiten. Eine kleine Herde Shropshire-Schafe hält das Grünzeug um die Bäume herum kurz. Das Alleinstellungsmerkmal dieser Rasse aus der englischen Grafschaft Shropshire ist, dass sie keine Nadelbäume frisst. Müller schwenkt einen Eimer mit Futter. Flugs ist er von den Tieren umringt. Besonders ins Herz geschlossen hat er „Ausreißerle“. Der pfiffige Hammel weiß nicht nur, wie er unter dem Zaun durchkommt, er liebt es auch, ausgiebig gekrault zu werden.

Auf dem sieben Hektar großen Südhang entlang der Straße zum Herrenbachstausee stehen Christbäume in jeder Größe. Die Vorherrschaft hat die Nordmanntanne, wegen ihres dichten, gleichmäßigen Wuchses der Deutschen liebster Weihnachtsbaum. Dabei stammt sie gar nicht von hier, sondern aus Russland. Ihre größte Konkurrentin, die Blaufichte, ist auch eine Rei’g’schmeckte. Sie kommt aus Amerika, so wie die Kork-, Colorado- und Frasertannen. „Man weiß nicht, wie sich das Klima verändert, für diesen Fall will ich gewappnet sein“, sagt Müller. Wenn es wärmer werde, fühle sich die Frasertanne wohler.