Das Verwaltungsgericht Stuttgart befasst sich mit der Ablehnung des Bürgerbegehrens durch den Gemeinderat. Ein Förderverein soll indes Spenden sammeln für die kostspielige Auseinandersetzung vor Gericht.

Asperg - Ottmar Breckel ist immer noch aufgebracht, wenn er an den 7. März 2017 denkt. Damals lehnte der Gemeinderat mit einer Stimme Mehrheit die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens ab, welches das Lehrschwimmbecken im Ort erhalten wollte. Begründung: der Finanzierungsvorschlag der Bürgerinitiative sei nicht ausreichend. „Uns fuchst es einfach, dass wir hier so abgespeist wurden“, sagt Breckel. Er ist Leiter der Abteilung Schwimmen im TSV Asperg, Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet das Bädle“ – und jetzt auch Kläger vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart.

 

Ende dieses Jahr soll dort verhandelt werden, ob die Ablehnung des Bürgerbegehrens durch den Gemeinderat zulässig war. Aktuell bereite man noch die Klage-Begründung vor, sagt Breckel. Lange waren die Beteiligten sich unsicher, ob sie den Rechtsweg gehen sollen, denn die Prozesskosten von bis zu 15 000 Euro müssen die Schwimmer selbst vorstrecken.

Ein Förderverein soll Spenden sammeln

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich Anfang August auch ein Verein zur Förderung des Schwimmens in Asperg gegründet. Er soll Spenden sammeln, die wiederum die Klage finanzieren helfen. An diesem Wochenende treten die Beteiligten, darunter auch Ottmar Breckel als Vorsitzender, zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf – mit einem Infostand bei der Asperger Kirbe. „Die Spendenbereitschaft bei den Bürgern ist da“, sagt Gerhard Piontek, der stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Laut Piontek und Breckel ist der Förderverein in Asperg dringend nötig: Seit der Schließung des Freibads sitzen die Asperger auf dem Trockenen. Das Lehrschwimmbecken hat Ende April endgültig seine Tore geschlossen.

Ersatz in Egolsheim gefunden

Die Schwimmer des TSV haben im Lehrschwimmbecken der Schubart-Schule in Eglosheim einen Ersatz gefunden. Dort sollen sie von kommender Woche an immer freitags von 18 bis 22 Uhr trainieren können. Allerdings sei noch nicht klar, wie viele der knapp 80 betroffenen Kinder und Jugendlichen dem Angebot folgen werden und wie der Transfer nach Ludwigsburg laufen könnte. „Das ist aber keine Lösung auf Dauer“, sagt Breckel. Zumal auch die Asperger Schulen beim Schwimmunterricht auf dem Trockenen sitzen und die DLRG-Ortsgruppe keine Kurse anbieten kann.

Doch nicht nur die Schwimmer fehlt die Trainingsstätte, auch die Stadt kommt nicht recht voran: Die wollte das Grundstück, auf dem das Lehrschwimmbecken steht, eigentlich verkaufen und mit dem Erlös von einer Million Euro die 6,5 Millionen Euro teure neue, geplante Sporthalle gegenfinanzieren. Die alte ist, ebenso wie das Lehrschwimmbecken, so marode, dass eine Sanierung sich laut Verwaltung nicht mehr lohnt.

Sporthallen-Pläne eingefroren

Aus den Sporthallen-Plänen wird nun erst einmal nichts, wie der noch amtierende Bürgermeister Ulrich Storer sagt: „Solange keine Entscheidung des Gerichts da ist, werden wir nichts tun, was die Sache in irgendeine Richtung beeinflussen könnte. Die Situation wird eingefroren.“ Damit wird auch der Abriss des Lehrschwimmbeckens aufgeschoben. Man rechne mit einer „deutlichen Verzögerung“ bei der Inbetriebnahme der neuen Sporthalle. Die war für das Jahr 2021 geplant. Wie lange das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart dauert, weiß niemand genau. Ulrich Storer schätzt, „zwischen einem halben und zwei Jahren“.

Der frisch gewählte, aber noch nicht eingesetzte Bürgermeister Christian Eiberger sieht in der Causa Bädle eines von drei großen Themen, die die Stadt und ihn in Zukunft beschäftigen werden. Er plädiert dafür, so bald wie möglich mit den Planungen für die neue Sporthalle zu beginnen – und zwar so, dass ein späterer Anbau eines Schwimmbeckens möglich bleibt – für den Fall, dass wieder Geld in der Stadtkasse verfügbar ist. Laut Breckel könnte es dann aber schon zu spät sein: „Wenn wir in Asperg keine Perspektive fürs Schwimmen bekommen, wird es über kurz oder lang aussterben.“