Eine junge Frau stranguliert sich beim Versuch, Altkleider aus einem Container zu holen, selbst. lmmer wieder kommt es zu solchen Unfällen – wie sicher sind derartige Container?

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Ein Fußgänger hat die leblose Frau am Samstag gegen 8.45 Uhr an einem Altkleidercontainer auf dem Parkplatz der Prinz-Eugen-Halle in der Rebenstraße gefunden und die Polizei gerufen. Ein Notarzt war zwar kurz darauf vor Ort, konnte aber nur noch den Tod der Frau feststellen. Die Polizei geht nach derzeitigem Kenntnisstand davon aus, dass die 26-Jährige in den Container steigen wollte, um Altkleider zu entnehmen. „Sie steckte mit dem Hals in der Einwurfklappe fest, die Druck auf den Hals ausgeübt hat, und konnte sich offenbar nicht mehr befreien“, teilt ein Polizeisprecher mit. Die Frau habe sich unabsichtlich selbst stranguliert und sei erstickt.

 

Dass sich Personen in Sammelcontainern schwer oder im schlimmsten Fall sogar tödlich verletzen, komme leider immer wieder vor, sagt Thomas Ahlmann, Geschäftsführer des Vereins Dachverband Fairwertung, einem bundesweiten Zusammenschluss von 155 gemeinnützigen Organisationen, die gebrauchte Textilien sammeln. Zwischen 160 000 und 180 000 Altkleidercontainer sind in Deutschland aufgestellt, die täglich meist mehrfach benutzt werden. Grundsätzlich seien die Sammelbehälter Tüv-geprüft und relativ sicher, bei missbräuchlicher Nutzung könnten allerdings schwere, gar tödliche Unfälle passieren. „Jeder dieser Fälle ist einer zu viel“, sagt Ahlmann.

Ehering in der Hose vergessen? Anrufen!

Zu den Unfällen kommt es beim Versuch, Kleidungsstücke aus den Containern zu holen und Säcke rauszuangeln. „Um Diebstahl vorzubeugen, ist die Klappe der mannshohen Container so konstruiert, dass Textilien nicht einfach entnommen werden können“, sagt Ahlmann. Wer dennoch in die knapp ein Meter breite Öffnung klettert, läuft Gefahr, dass sich der Kippmechanismus durch das Eigengengewicht wieder schließt. „Die Leute steigen auf das Schloss, heben die Klappe an, um in den Container zu gelangen. Beim Reinhängen drückt der Körper gegen den Griff der Klappe, und sie schließt sich wieder.“ Wenn sich der Schwerpunkt der Person noch außerhalb befinde, stecke man im Mechanismus fest, bekomme schlimmstenfalls keine Luft mehr und ersticke.

Aus zweierlei Gründen versuchten Leute, an die Säcke zu gelangen. Um sie zu stehlen – oder weil sie als Spender der Textilien eventuell beim Einwurf einen Wertgegenstand vergessen hätten. „Das kann etwas sein wie der Autoschlüssel oder der Ehering“, sagt Thomas Ahlmann.

Bevor man in so einem Fall auf eigene Faust versucht, an Jacke oder Hose zu gelangen, sollte man die Telefonnummer anrufen, die auf jedem legal aufgestellten Container aufgedruckt ist. Da könne man dann einen Treffpunkt vereinbaren und beim Entleeren des Containers in Ruhe und ohne Risiko für Leib und Leben nach seinen versehentlich eingeworfenen Sachen suchen.

Kein Schutz vor missbräuchlicher Nutzung

„Wir bemühen uns, die Behälter so sicher wie möglich zu machen“, betont Kai-Uwe Jobst, der Geschäftsführer von JO-BA. Das Bremer Unternehmen stellt nach eigenen Angaben jährlich zwischen 7000 und 8000 Altkleidercontainer her. Auch der Container in Weinstadt, an dem das Unglück am Samstag passiert ist, stammt aus deren Fertigung. „Alle unsere Container sind GS-zertifiziert und Tüv-geprüft und seit 2014 mit Piktogrammen und Hinweisen versehen, die vor dem Einstieg warnen“, sagt Jobst. „Vor Missbrauch und Diebstahl per se schützt das leider nicht.“ Dennoch habe man nach Todesfällen in den vergangenen Jahren weitere Verbesserungen zur Sicherheit der Spender vorgenommen. Zum einen wurde der kantige Verschluss an der Front des Containers abgeflacht, damit man dort seinen Fuß schlechter aufstützen kann, um in die Öffnung zu klettern. Auch der Griff an der Einwurfklappe wurde verkleinert.

Bei dem älteren Modell in Weinstadt waren diese Veränderungen jedoch noch nicht vorhanden. Den größten Schutz vor tödlichen Unfällen biete seiner Ansicht nach eine veränderte Klappe mit verringerter Einwurfgröße. Sie teilt die bislang knapp einen Meter breite Öffnung in zwei Größen, entweder jeweils rund 50 Zentimeter oder im Verhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln. „Dies hat den Vorteil, dass eine Person nicht mehr in den Container hineinklettern kann.“ Ein Nachteil sei, dass große, prall gefüllte Kleidersäcke nicht mehr ohne Weiteres hineinpassten. Spender müssten sich daher umstellen und könnten Kleidung nur in kleineren Einheiten einwerfen.

Veränderte Klappe könnte helfen

„In Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind diese Klappen schon länger erfolgreich im Einsatz“, sagt Jobst. „Seit Ende vergangenen Jahres bieten wir diese Klappen auch für den deutschen Markt an – für rund 30 Euro das Stück.“