Der Renninger Velten Schneider ist bei den U23-Europameisterschaften in Estland über 3000 Meter Hindernis dabei. Auch Lisa Sophie Hartman hat ein Ticket gelöst – mit der 4 x 400 Meter Staffel.

Renningen/Leonberg - Wenn vom 8. bis 11. Juli in der estländischen Hauptstadt Tallinn die U 23-Europameisterschaften über die Bühne gehen, ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit einem großen Aufgebot dabei. Insgesamt 65 Athletinnen und Athleten wurden für diesen sportlichen Höhepunkt im Nachwuchsbereich nominiert, darunter auch fünf Sportlerinnen und Sportler vom VfL Sindelfingen.

 

Einer davon ist der Renninger Velten Schneider. Der 21-Jährige feierte zuletzt in Koblenz den Titelgewinn bei den Deutschen Meisterschaften über die 300 Meter Hindernis, die er in seinem gewohnt starken Finish in 8:38,98 Minuten gewonnen hatte. „Die Qualifikation für die Europameisterschaft war ganz klar mein Saisonziel“, sagte Schneider kurz vor seinem Aufbruch nach Estland.

Velten Schneider freut sich bereits auf seinen Vorlauf am Freitag in Tallinn. „Auf der Meldeliste bin ich in guter Position, die Konkurrenz liegt nah beieinander.“ Am liebsten wäre ihm ein taktisches Rennen. „Das ist vor allem auf internationaler Ebene immer spannend und ein großer Kampf auf fairer Basis, wo am Hindernis über den Wassergraben schon mal Boxhiebe verteilt werden, da muss man hellwach bleiben“, sagt Schneider, der in Homburg im achten Semester Medizin studiert. Während des coronabedingten Lockdowns verbrachte er viel Zeit zu Hause in Renningen bei seiner Familie, seine Vorlesungen setzte er online fort.

Trauer um den Trainer

Der Langstreckenläufer ist in dieser Saison in ganz besonderer Weise motiviert und möchte in Tallinn natürlich auch am Sonntag im Finale dabei sein. „Ich widme jedes Rennen Harald Olbrich, der nicht nur mein Trainer war, sondern auch ein echter Freund, und ich hoffe, dass er seinen Spaß an meinen Wettkämpfen hat, egal wo er jetzt ist.“

Olbrich, Coach der Sindelfinger Mittel- und Langstreckler, war Anfang des Jahres kurz nach seinem 62. Geburtstag ganz plötzlich verstorben und hinterließ nicht nur die Leichtathleten in großer Trauer. Seitdem trainiert Velten Schneider, derzeitiger Vierter der europäischen U 23-Bestenliste, erst einmal in Eigenregie, hat als Mitglied des Bundeskaders aber gute Unterstützung.

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Auch Lisa Sophie Hartmann ist in Tallinn dabei. Die 400-Meter-Hürden-Läuferin aus Renningen hat bei den Deutschen Meisterschaften in Koblenz die Qualifikation in ihrer Spezialdisziplin durch einen unglücklichen Sturz an der letzten Hürde zwar verpasst, gehört aber zum Kader der 4 x 400-Meter-Staffel.

Komplettiert wird die VfL-Delegation von den aktuellen deutschen U 23-Meistern Lea Riedel (Kugelstoßen) und Stefan Volzer (110 Meter Hürden) sowie von Kugelstoßer Eric Maihöfer, der in Koblenz deutscher Vizemeister wurde.

Vielleicht ein kleines bisschen Hoffnung auf einen Start bei den U 20-Europameisterschaften, die vom 15. bis 18. Juli ebenfalls in Tallinn ausgetragen werden, hat sich Hanna Render gemacht. Die 18-Jährige aus Gebersheim, die im Trikot der LG Gäu Athletics startet, hatte im vergangenen Jahr als 400-Meter-Hürden-Debütantin überraschend bei den Deutschen U 18-Jugendmeisterschaften den Titel in dieser Disziplin geholt und schaffte damit den Sprung in den Bundeskader. „Als Mehrkämpferin habe ich die 400 Meter Hürden mal ausprobiert und es lief auf Anhieb richtig gut“, sagt die Abiturientin, die nach einem anstehenden Praktikum Umweltschutztechnik studieren möchte.

Am vergangenen Wochenende durfte sie in Mannheim bei der Juniorengala über ihre neue Spezialdisziplin an den Start gehen. Hier kämpften die U 20-Athletinnen und -Athleten noch einmal um die Qualifikation für die U 20-EM in Tallinn. Die Gebersheimerin landete mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 60,99 Sekunden auf dem fünften Rang. Für ein EM-Ticket hat es nicht ganz gereicht. „Ich glaube, dass ich noch schneller laufen kann, muss jetzt vor allem an meinem Rhythmus arbeiten.“

Der Sieg geht an Dänemark

Vorne machten andere das Rennen. Nach einem Fehlstart der favorisierten Norwegerin Andrea Rooth sprang eine weitere Skandinavierin in die Bresche: Martha Rasmussen aus Dänemark brachte 58,79 Sekunden auf die Bahn und holte sich damit knapp vor der deutschen Jahresbesten Lara Steinbrecher den Sieg. Für die Magdeburgerin blieb die Uhr bei 58,82 Sekunden stehen, sie war damit schneller denn je. Dritte wurde die Schweizerin Debby Schenk (60,48), Vierte Lotta Mage von der LAV Stadtwerke Tübingen (60,70).

Den Wettkampftag rundete schließlich das 4x400-Meter-Rennen der Frauen ab: Die norwegischen Langsprinterinnen freuten sich über einen neuen Landesrekord (3:37,50 Minuten) – nur knapp dahinter kam die deutsche Auswahl, bestehend aus Lysann Helms (Hamburger SV), Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund), Tessa Srumf (LAV Bayer Uerdingen Dormagen) und Maja Schorr (SV Saar 05 Saarbrücken) ins Ziel. In 3:37,64 Minuten unterboten auch sie die U 20-EM-Norm. Hanna Render durfte ganz spontan in der zweiten deutschen Staffel, die ausschließlich aus Hürdenläuferinnen bestand, dabei sein (3:46,24). „Das war einfach eine schöne Zugabe“, so Render.