Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch beendet ihre Auszeit. Nach zwei Monaten bei ihrem Arbeitgeber Bundeswehr soll es nun wieder hoch hinaus gehen.

Stuttgart - Unteroffizierin Jungfleisch, marsch! Ein ungewöhnliches Kommando für eine Weltklasse-Hochspringerin. Doch Marie-Laurence Jungfleisch vom VfB Stuttgart hat im November für zwei Monate Spikes mit Springerstiefeln und Sportdress mit Uniform und Rucksack getauscht. Unter anderem ein Drei-Tages-Marsch mit mehr als 50 Kilometern stand auf dem Programm.

 

Auszeit im Leistungssport für zwei Monate. Physisch und auch psychisch kein Problem für die immer fröhliche Jungfleisch. „Die Bundeswehr gibt mir finanzielle Unterstützung, deshalb sind solche Lehrgänge in Ordnung“, sagt die 26-Jährige, die sich derzeit auf den Saisonhöhepunkt WM (in London, 5. bis 13. August) vorbereitet. Am Anfang dieses Wegs stehen am Wochenende die deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig auf dem Programm.

Ein Jahr mit Höhen und Tiefen

„Marie ist aufgrund des Bundeswehr-Lehrgangs noch nicht so weit, wie sie sein sollte“, sagt ihr Trainer Tamas Kiss. Hinter Jungfleisch liegen große Wettkämpfe wie die Weltmeisterschaften in Moskau und Peking, Europameisterschaften in Zürich und Amsterdam sowie Olympische Spiele in London und Rio. „Die Athleten sind keine Maschinen“, sagt Kiss auch im Hinblick auf die WM in London und die Heim-EM 2018 in Berlin. Da ist zwischendrin Regeneration angesagt.

Jungfleisch hat ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter sich. Im Juli stieß sie mit ihrem ersten Zwei-Meter-Sprung in neue Dimensionen vor, war im Sommer 2016 weltweit die Nummer zwei. Eigentlich wäre mehr drin gewesen.

Die Spanierin Ruth Beitia wurde mit 1,97 Metern Olympiasiegerin. „Eine Olympiamedaille war noch nie so leicht zu gewinnen“, bedauert Jungfleisch, Olympiasiebte mit 1,93 Metern, ein halbes Jahr später noch immer. Bereits achtmal ist die Wahl-Stuttgarterin deutsche Meisterin geworden. Sie weiß aber: Nun wird es Zeit für eine internationale Medaille.

1,90 Meter im Training

Sie fährt mit einer aktuellen Hallenbestleistung von 1,86 Metern nach Leipzig. Seit August ist sie nicht mehr gesprungen, erzählt Jungfleisch. Dafür war sie erstmals drei Wochen auf Martinique, der Heimat ihres Vaters. Die Jahresbeste ist Jossie Graumann (LG Nord Berlin) mit immerhin 1,92 Metern. Die vergangenen Jahre war der Hochsprung ob der Dominanz von Jungfleisch eher langweilig. Am Samstag verspricht das Duell Graumann gegen Jungfleisch dagegen Spannung.

„Mein Trainer ist zuversichtlich, und auch ich bin optimistisch“, sagt Jungfleisch mit einem Lächeln im Gesicht. Ein Grund: Unter der Woche ist sie im Training 1,90 Meter gesprungen. Ein weiterer Grund: Drei ihrer vier Hallentitel gewann Jungfleisch im Leipziger Sportforum. Ob sie zu den Hallen-Europameisterschaften nach Belgrad (3. bis 5. März) fährt, will sie erst nach dem Wettkampf in Leipzig entscheiden.

„Schneller anlaufen, Kurve enger gestalten, steiler abspringen“ – die Kommandos sind wieder sportlicher Natur. Denn längst hat Trainer Kiss im Stuttgarter Olympiastützpunkt wieder das Kommando über „seine“ Unteroffizierin übernommen.