Die 17-jährige Kira Weis (KSG Gerlingen) hat im vergangenen Jahr gleich drei Deutsche Meistertitel gewonnen.

Gerlingen - Kira Weis ist ein Schlumpflaufteam-Kind der ersten Stunde. Nachdem das Kinderlaufteam der KSG Gerlingen vor zehn Jahren gegründet worden war, zog sie als Drittklässlerin erstmals ihre Bahnen im Breitwiesenstadion. Inzwischen ist sie den Laufschlümpfen längst entwachsen und hat im vergangenen Jahr nunmehr die Früchte ihres regelmäßigen Trainings geerntet: Die 17-Jährige gewann gleich drei Deutsche Meisterschaften und konnte sich über ihre erfolgreichste Laufsaison freuen. „Das war wirklich kein schlechtes Jahr“, sagt die Gebersheimerin bescheiden, die bis zu zwölf Trainingseinheiten pro Woche absolviert – teilweise vor der Schule.

 

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Den ersten Titel sicherte sich Kira Weis Ende Juli bei den Deutschen U 18-Meisterschaften in Rostock. Auf ihrer Paradestrecke über 3000 Meter gab sie von Beginn an das Tempo vor und sorgte dafür, dass sich das Feld immer weiter auseinanderzog. Zu Beginn der Schlussrunde konnte ihr nur noch eine einzige Läuferin folgen, die sie jedoch mit einer erneuten Tempoverschärfung 300 Meter vor dem Ziel abschüttelte. In 9:44 Minuten kam sie zehn Sekunden vor der Zweitplatzierten Linda Meier (LAC Passau) ins Ziel und feierte ihre zweite nationale Meisterschaft über diese Distanz nach 2019.

Einzel- und Mannschaftstitel

Gleich zwei Titel räumte die Schülerin des Gymnasiums Rutesheim Mitte Dezember bei den Deutschen Cross Meisterschaften im niederrheinischen Sonsbeck nahe der holländischen Grenze ab. Auf der gut vier Kilometer langen Runde, mit einem matschigen Hügel als größte Herausforderung, zog Kira Weis ihren rund 60 Konkurrentinnen von Beginn an davon und setzte sich nach 8,2 Kilometern am Ende mit drei Sekunden Vorsprung in 15:31 Minuten durch.

Da Lisa Maisch und Pia Kircher zeitgleich die Plätze 24 und 25 belegten, landete die KSG Gerlingen in der Mannschaftswertung mit zwei Zählern Vorsprung knapp vor Münster und Löningen auf dem ersten Rang – der dritte DM-Titel für Kira Weis. Das starke Teamergebnis vervollständigten Anna Schädel und Helena Scholz auf den Rängen 45 und 50. „Das war die absolute Krönung“, freute sich der Trainer Ralph Sagasser.

Europameisterschaft wird abgesagt

Nur zu gerne wäre Kira Weis im vergangenen Jahr auch international gestartet. Die Norm für die 3000 Meter in der U 18-Altersklasse hatte sie beim Langstreckentag in Freiburg im Mai (9:39 Minuten) um sechs Sekunden unterboten. Doch ein Start im italienischen Leichtathletik-Mekka in Rieti blieb Wunschdenken – wegen der Coronapandemie wurden die kontinentalen Titelkämpfe abgesagt.

Um den Traum von einem internationalen Start dennoch wahr werden zu lassen, versuchte sich Kira Weis an der Quali-Norm über 3000 Meter für die U 20-Europameisterschaft in Tallin (Estland). Und auch diese knackte sie beim Jump-and-Run-Meeting in Dortmund: In 9:29,26 Sekunden stellte sie eine persönliche Bestzeit auf und unterbot als Sechstplatzierte die deutsche Jahresbestleistung um gleich zehn Sekunden.

Olympiasiegerin am Start

Doch damit nicht genug: Erstmals wagte sich die 17-Jährige auf die 5000 Meter-Distanz. Bei der langen Laufnacht in Karlsruhe unterbot sie in 16:34,24 Sekunden auch hier die für Tallin geforderte Norm. Ihr Pech: Über beide Distanzen bedeuteten ihre Zeiten unter allen deutschen Nachwuchsstarterinnen jeweils Rang vier – doch nur die drei Besten duften bei der U 20-EM an den Start. „Immerhin war ich die Beste meiner Altersklasse“, nahm Kira Weis ihr Pech sportlich. Kleiner Trost: Bei der Sparkassengala in Regensburg Mitte Juni durfte sie über 5000 Meter gegen Olympiasiegerin Caster Semenya aus Südafrika und die Deutschen Meisterin Denise Krebs antreten und konnte so schon mal bei den ganz Großen reinschnuppern.

Den internationalen Start will sie in diesem Jahr nachholen. Die U 20-Weltmeisterschaft im kolumbianischen Cali hat sie sich zum großen Ziel gesetzt. „Auf die Norm fehlen mir nur vier Sekunden, aber die Zeit muss man im richtigen Moment abrufen können“, ist sie sich bewusst. Ihr Traum wäre irgendwann einmal ein Start bei Olympia. „Aber man muss sehen, wie weit man kommt. Wichtig ist, dass ich beim Laufen den Spaß nie verliere“, sagt die bodenständige 17-Jährige, die sich bei der KSG Gerlingen pudelwohl fühlt und einen Wechsel zu einem anderen Verein kategorisch ausschließt.

Naturwissenschaftliches Studium im Blick

Kira Weis ist nicht nur eine herausragende Leichtathletin, sondern auch eine sehr gute Schülerin – zuletzt betrug ihr Notendurchschnitt 1,2. Nach dem Abitur im nächsten Jahr schwebt ihr ein naturwissenschaftliches Studium vor. „Ich finde es hochinteressant, dass man mit Naturwissenschaften alles erklären kann“, sagt die Gebersheimerin, die als Kind auch Schwimmen, Tischtennis und Fußball ausprobiert hat. Ihre Liebe aber gilt dem Laufen. Als ihre größte Stärke sieht sie ihre Fähigkeit an, ein hohes Tempo über eine lange Strecke durchhalten zu können. Genau das will Kira Weis auch in diesem Jahr wieder untermauern.