Vor 50 Jahre gründet eine Gruppe im Zeichensaal der Realschule eine neue Abteilung in Gerlingen, der sich schnell hundert Mitglieder anschließen.

Gerlingen - Der Gerlinger Manfred „Manne“ Zimmermann wird in seiner sportlichen Heimatstadt in erster Linie mit dem Fußball in Verbindung gebracht. Doch ein Blick in die Annalen der Kultur- und Sportgemeinde zeigt, dass der mittlerweile 81-Jährige Senior in den 60er-Jahren zunächst ganz andere Interessen verfolgt hat. Vor 50 Jahren, im Juni 1967, gründete eine kleine Gruppe im Zeichensaal der Realschule die Leichtathletik-Abteilung der KSG Gerlingen. Der Hauptinitiator ist der damalige Gerlinger Bürgermeister Wilhelm Eberhard gewesen. Mit am Tisch saßen neben Zimmerman auch Emil Beck, der damalige Vorsitzende der KSG Gerlingen, dessen Gattin als Kassiererin des Hauptvereins sowie Dietrich Schönfelder als Vertreter der Stadt. Der erste Abteilungsleiter der Leichtathleten war Manfred Zimmermann.

 

Die Zahlen sprachen für sich. Nach kürzester Zeit hatte die Abteilung bereits hundert Mitglieder, mehr als die Hälfte waren Schülerinnen und Schüler. Bereits im Gründungsjahr fiel der Startschuss für den ersten Staffellauf durch die Innenstadt. Ein Jahr später richtete die KSG die Kreis- und Bezirks-Waldlaufmeisterschaften mit mehr als 600 Teilnehmern aus. Was die Infrastruktur betraf, bekamen die Leichtathleten Unterstützung vom Bürgermeister Wilhelm Eberhard. Er machte sich für eine Tartanbahn im Breitwiesenstadion stark. Diese wurde 1972 eröffnet. Damit konnten die Gerlinger auch württembergische Meisterschaften ausrichten.

Aus vier Vereinen entsteht die LG Glems

Auf württembergischer Ebene war damals der junge Helmut Maier ganz vorne dabei. Dreimal wurde er Sprint-Vizemeister über die hundert Meter, sprang als 16-Jähriger fast sieben Meter weit. Ein Meilenstein für die KSG Gerlingen war 1970 die Gründung der Leichtathletik-Gemeinschaft LG Glems mit vier weiteren Vereinen, um bei Wettkämpfen die Kräfte bündeln zu können. Neben den Gerlingern schlossen sich die TSG Leonberg, TSV Eltingen, TSF Ditzingen und der TSV Münchingen dieser Zweckgemeinschaft an.

„Vor rund zwei Jahren sind wir wieder ausgetreten, weil sich das Modell für uns überholt hat, es bringt uns keinen Nutzen mehr“, sagt Robert Meier, der seit 2016 KSG-Abteilungsleiter ist. Er lobt im gleichen Atemzug die Arbeit des jungen Gerlinger Laufteams. 2012 hatten Ralph Sagasser und Ann-Kristina Trottnow das Schlumpflaufteam gegründet. Dem Schlumpf-Alter sind einige längst entwachsen, sie wollen verständlicherweise auch nicht mehr so genannt werden. Allen voran macht beispielsweise Manuel Schwartz derzeit auf der Mittelstrecke von sich reden. So holte er Anfang Juli bei den süddeutschen Meisterschaften den Titel über 3000 Meter – dies war ihm auch schon in der Halle gelungen. „Die jungen Athleten werden noch viele Schlagzeilen machen“, ist sich Robert Meier sicher.

Der Gerlinger Lauftreff entsteht 1983

Manfred Zimmermann zog es nach acht Jahren zurück zum Fußball. Sein Nachfolger, Siegried Steinbach, gründete 1983 den Gerlinger Lauftreff. Die Langstreckler waren eine ambitionierte Gruppe. Beispielsweise lief der damals 56-jährige Hans Zipfel den Marathon in 2:47 Stunden. Einige Jahre später, 1996, wurden die Herren der Altersklasse M 60 württembergischer Mannschaftsmeister.

Anton Engel war von 1985 bis 1995 der Steuermann der Leichtathleten. Unter seiner Leitung wurde 1986 der Solitudelauf ins Leben gerufen. Stark gemacht hatten sich der damalige KSG-Gesamtvorsitzende Wolfgang Luck sowie der Geschäftsführer Siegfried Brändle. Gleich bei der ersten Auflage meldeten sich 450 Teilnehmer an. Später kam der Ärztelauf im Terminkalender hinzu. Ebenfalls 1986 initiierte der KSG-Lauftreff einen Stafettenlauf von Gerlingen in die französische Partnerstadt Vesoul. Ein weiterer folgte nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit Seaham. Die 1300 Kilometer nach England werden die Gerlinger erneut 2018 absolvieren – dann besteht die Städte-Freundschaft 30 Jahre.