Leo Neugebauer von den Fildern Neuer schwäbischer Zehnkamp-Held?
Vor zwei Jahren zog Leo Neugebauer von Stetten nach Austin (Texas). An der Uni dort findet der Sportler optimale Bedingungen. Mit 8131 Punkten nimmt er Kurs auf die EM.
Vor zwei Jahren zog Leo Neugebauer von Stetten nach Austin (Texas). An der Uni dort findet der Sportler optimale Bedingungen. Mit 8131 Punkten nimmt er Kurs auf die EM.
Auf den Fildern vor den Toren Stuttgarts wurde ein beträchtliches Stück deutsche Zehnkampfgeschichte geschrieben. Guido Kratschmer (Mainz) und Jürgen Hingsen (Leverkusen) sorgten in den 80er Jahren im Sog der Flugzeuge über Stuttgart für Weltrekorde. Das Zehnkampf-Mekka hat Spuren hinterlassen bis heute. Fünf Minuten vom Fleinsbachstadion entfernt wuchs ein junger Sportler auf, der zuletzt bei den Texas Relays in den USA mit einer Leistungsexplosion um über 300 Zähler auf 8131 Punkte Aufsehen erregte.
Leo Neugebauer aus Stetten auf den Fildern machte als 13-Jähriger erste Schritte im Dreikampf. Die Frage, ob er in der Leichtathletik oder im Fußball landen würde, war bald geklärt. Bei der U18-WM in Kenia feierte der 17-jährige Schwabenpfeil mit Bronze seine ersten internationalen Erfolg. Mit 19 wechselte er auf die Uni in Austin (Texas), der US-Hauptstadt der Live-Musik, aber auch mit einer großen Sport-Tradition. „Ich habe hier beste Bedingungen, werde optimal gefördert“, sagt der inzwischen 21-Jährige Modellathlet mit Gardemaßen (zwei Meter, 104 Kilo).
Die Verbindung von Sport und Studium ist eng verknüpft und ganz anders geregelt als in der Bundesrepublik. „Inzwischen ist der Weg in die amerikanischen Unis ein weltweites Phänomen, die Studenten kommen inzwischen auch aus Afrika und Australien“, sagt Simon Stützel, der seit mehreren Jahren auch deutsche Leistungssportler mit Stipendien in die USA vermittelt. „Der große Vorteil ist, dass die Sportler nach ihrer Karriere auch einen Uniabschluss mitbringen, wenn sie nach Deutschland zurückkehren“, nennt Stützel einen wesentlichen Vorteil dieser Laufbahn. Die räumliche Nähe von Trainingsstätten und Hörsälen sowie eine umfangreiche Trainerbetreuung sind weitere.
Lesen Sie aus unserem Angebot: "Ich habe gewusst, was ich drauf habe"
Bereits Mitte März hatte der Schwabe Neugebauer in der Halle in Birmingham (Alabama) mit 6148 Punkten im Siebenkampf und einer Bronzemedaille bei den US-Collegemeisterschaften auf sich aufmerksam gemacht, und sich auf Platz sechs der ewigen deutschen Bestenliste vor Guido Kratschmer gesetzt. Neugebauers beachtliche Stärken liegen im 400-Meter-Lauf, dem Diskus, Weitsprung und Kugelstoßen. Abstellen muss er vor allem die Schwäche im Speerwerfen.
„Die 8131 Punkte waren ganz solide, aber ich habe noch viel Potenzial“, ist er von sich überzeugt. Die Norm für die Europameisterschaften in München (15. bis 21. August, 8100 Punkte) hat er schon mal geschafft. „Im Sommer dort im Olympiastadion zu starten, das wäre natürlich was“, sagt er mit Blick über den Teich zurück in die Heimat.
„Mit seinem starken Wettkampf von Austin ist er im Zehnkampf angekommen“, würdigt Frank Müller, Leitender Bundestrainer Mehrkampf, die Leistungen des Youngsters. Müller dämpft gleichzeitig eine etwaige Euphorie: „Bis zur WM in Eugene und die EM in München ist noch ein langer Weg“.
Weil Neugebauer mit seinem Stipendium im US-Fördersystem steckt, ist er noch nicht mal in einem DLV-Kader. Die Wege in die Weltspitze können ganz unterschiedlich sein. Das erfährt derzeit auch der Mann von den Fildern.