Auf einmal ist nichts mehr, wie es noch am Vormittag war: Der Fellbacher Hürdensprinter muss bei den europäischen U-23-Titelkämpfen in Tallinn nach dem Vorlauf aufgeben.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Tallinn - Stefan Volzer hat sich am Samstagabend im Stadion in Tallinn das Finale über die 110 Meter Hürden angeschaut. Das war für ihn auch noch in emotionaler Hinsicht schmerzlich. Zu gern hätte sich der junge Fellbacher in diesem Endlauf aus dem Startblock gestemmt. Er hätte im Halbfinale am Freitagabend eine reelle Chance gehabt, sich für den Endlauf zu qualifizieren. Doch ihm blieb diese Chance so unerwartet wie niederschmetternd versagt. Denn vor dem zweiten Auftritt bei den U-23-Europameisterschaften in Estland stellten sich unversehens Kniebeschwerden ein, die in Konsequenz eben diesen zweiten Auftritt verhinderten. „Ich hatte beim Warmmachen plötzlich Megaschmerzen. Wir haben dann entschieden, dass ich nicht laufe, um nicht das Risiko einzugehen, etwas kaputtzumachen“, sagte Stefan Volzer. Ihm blieb nurmehr die Rolle des Zuschauers. Auf der Leichtathletik-Laufbahn sprinteten bloß die anderen – jene, mit denen er sich am Freitag- und am Samstagabend messen wollte – um Lorbeeren unter den Besten des Kontinents.

 

Vor dem Halbfinale kommen plötzlich Kniebeschwerden auf

Am Freitagmorgen war die Welt für den Europameisterschaftsteilnehmer Stefan Volzer noch in Ordnung. Er stürmte über die zehn 1,067 Meter hohen Hürden als Dritter seines Vorlaufs in die nächste Runde. Auch mit seiner Zeit (14,00 Sekunden) war der 20-Jährige für den Anfang bei diesen internationalen Titelkämpfen unbedingt zufrieden. Selbst die Medaillenanwärter waren zum Auftakt gar nicht so viel schneller. „Ich habe mich richtig gut gefühlt, und auch der Lauf hat sich gut angefühlt“, sagte der Bundeskaderathlet.

Doch der Gefühlszustand sollte sich an diesem Tag noch rapide verändern. Schon bei der Rückkehr ins Hotel am Freitagmittag versandte das rechte Knie Warnhinweise; wenig später war nichts mehr, wie es vorher gewesen war. Auch die rasche physiotherapeutische Behandlung konnte dem mehrmaligen deutschen Nachwuchsmeister nicht mehr zurück in den Wettkampf verhelfen. „Wir haben wirklich alles versucht. Aber da war nichts mehr zu machen. Ich habe mich nicht mehr getraut, das Knie zu belasten“, sagte Stefan Volzer. In Tallinn war er auch am Wochenende unter ärztlicher Obhut, in den nächsten Tagen soll zu Hause abgeklärt werden, wo genau das Problem liegt im aufsässigen Knie. Für ihn wie überhaupt für das deutsche Team in dieser Leichtathletik-Disziplin war es eine unschöne Woche. Tim Eikermann, sein Kumpel und Weggefährte über die 110 Meter Hürden, verletzte sich am Montag, direkt vor den Titelkämpfen in Tallinn, an seiner Trainingsstätte in Leverkusen und konnte deshalb die Reise nicht mit antreten.

Für Stefan Volzer ist der internationale Auftritt abrupt vorbei

So werden die U-23-Europameisterschaften in der Hauptstadt Estlands bei den beiden in eher schlechter Erinnerung bleiben. Für Stefan Volzer war das vierte internationale Großereignis viel zu abrupt beendet. Davor war der Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums schon im Sommer 2017, mit noch 16, bei den globalen U-18-Titelkämpfen in Kenia auf den siebten Platz gerast. Ein Jahr später war er erneut auf der größtmöglichen Wettkampfbühne, die seine Sportart ihm als Teenager bieten konnte, schied diesmal, bei den U-20-Weltmeisterschaften in Finnland, aber unglücklich in der Zwischenrunde aus. Im Juni 2019 preschte Stefan Volzer bei den U-20-Europameisterschaften in Schweden auf den fünften Platz.

Am Samstag in Estland hat der ansonsten so flinke Fellbacher nur betrübt zuschauen können, wie der famose Spanier Asier Martinez das Finale über 110 Meter Hürden in 13,34 Sekunden vor dem Belgier Michael Obasuyi (13,40 Sekunden) für sich entschied. Mit den hinteren zwei, drei unter den acht schnellsten Hürdensprintern Europas in diesem U-23-Klassement hätte Stefan Volzer durchaus konkurrieren können. Gesund und ohne die Megaschmerzen im rechten Knie.