Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat gut zwei Jahre nach der Geburt ihrer Zwillinge noch einmal Bronze erkämpft - nach dem Coup in Doha bejubelte die 33-Jährige die ersehnte Medaille.

Doha - Christina Schwanitz schnappte sich freudestrahlend die schwarz-rot-goldene Fahne und posierte mit feuchten Augen für die Fotografen: Deutschlands stärkste Mama hat erstmals nach ihrer Babypause bei einer WM zugeschlagen und dem DLV-Team mit Bronze im Kugelstoßen die zweite Medaille in Doha beschert. Die 33 Jahre alte Zwillingsmutter genoss das pure Glück nach ihrer Rückkehr in die Weltspitze in vollen Zügen.

 

„Dieses Bronze ist mein persönliches Gold“, sagte Schwanitz, die vor vier Jahren in Peking Weltmeisterin geworden war, unter Freudentränen in der ARD. Jetzt, in einer anderen Ära ihres Sportlerlebens, musste sich die charismatische Athletin aus Sachsen mit 19,17 m nur Titelverteidigerin Gong Lijiao (China/19,55) und der Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,47) geschlagen geben.

Selbst in der Hitze von Katar stieß Schwanitz mit einem langarmigen Trikot, nachdem ihr im klimatisierten Stadion während der Qualifikation am Vortag kalt gewesen war. „Ich bin eben eine Frostbeule“, sagte sie, lief dann aber im Wettkampf heiß. 

Schwanitz setzte die „Muttertage“ von Doha fort

Schwanitz schob sich im zweiten Versuch einer spannenden Konkurrenz mit 18,87 m auf den Bronzerang vor, verlor ihn in Runde vier und holte ihn mit dem vorletzten, ihrem weitesten Stoß zurück. Während sich Gong und Thomas-Dodd ein Duell um den Titel lieferten, bissen sich die restlichen Konkurrentinnen an Schwanitz’ Marke die Zähne aus.

„Ich bin überglücklich. Jetzt hat sie den kompletten Medaillensatz. Nach der Saison ist das aller Ehren wert“, sagte ihr Trainer Sven Lang: „Sie hat gezeigt, dass sie wieder da ist. Sie ist eine Powerfrau, sie macht einen Superjob.“

Schwanitz setzte die „Muttertage“ von Doha fort. Am Sonntag hatten die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (100 m) und Allyson Felix aus den USA (4x400 m Mixed), die ebenfalls nach Babypausen zurückgekehrt waren, bereits vielbeachtete Triumphe gefeiert. „Ich wusste, dass hier schon zwei Muttis Goldmedaillen rausgeholt haben“, sagte Schwanitz, die diese zum Vorbild machte und auch 14 Jahre nach ihrem WM-Debüt als Teenager in Helsinki auf ganz großer Bühne glänzte.

Schwanitz musste sich neu erfinden

Trotz aller sportlicher Routine musste sich Schwanitz in den vergangenen zwei Jahren neu erfinden. Im Sommer 2017 waren sie und ihr Mann Tomas Eltern von Zwillingen geworden, die beiden „Krümel“, wie Schwanitz ihren Nachwuchs nennt, halten sie seitdem mächtig auf Trab. „Aber deshalb habe ich ja auch wieder angefangen. Um zu zeigen, dass man auch mit Kindern in der Weltspitze sein kann“, sagte sie.

Im Vorjahr feierte Schwanitz ein starkes Comeback. Zwar kam sie an ihre besten Weiten und ihren Hausrekord von 20,77 vom WM-Triumph in Peking nicht mehr heran, ist aber in Deutschland weiterhin unangefochten die Nummer eins. Bei der EM 2018 in Berlin holte sie Silber.

Schwanitz wollte mit ihrem Auftritt unterstreichen, dass man auch als Mutter alles erreichen kann. „Sonst wäre ich ja nicht hier“, sagte sie: „Natürlich ist es viel, viel schwerer. Man muss sich sehr organisieren und seinen Tag strukturieren.“

Sie trete in Doha nicht nur für sich an: „Daran sollen sich auch viele andere Mütter ein Beispiel nehmen, die sagen, weil ich ein Kind habe, kann ich nicht arbeiten, eine Führungsposition übernehmen. Das ist Blödsinn.“