Leichtathletin Lisa Hartmann hat ein abwechslungsreiches Jahr hinter sich mit umjubelten Staffelsiegen sowie einer herben Enttäuschung bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin.

Als „nicht ganz so erfreulich“ stuft Lisa Hartmann ihre abgelaufene Leichtathletiksaison ein. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Renningerin im Trikot des VfL Sindelfingen beim Saisonhöhepunkt im Juni bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin nicht ihre erhoffte Leistung abrufen konnte. Nachdem sie bei einem Sportfest in Regensburg ihre persönliche Bestzeit über 400 Meter auf 53,20 Sekunden gesteigert hatte, lief sie die Stadionrunde auf der blauen Laufbahn des Berliner Olympiastadions nur in 53,96 Sekunden – also mehr als eine halbe Sekunde langsamer. In ihrem Halbfinale bedeutete das Rang drei, acht Hundertstel hinter Annkathrin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen), die sich als Zweitplatzierte noch direkt für das Finale qualifizierte. Und auch über die Zeitregelung aller drei Halbfinalläufe reichte es nicht, dabei fehlten Lisa Hartmann rund 0,4 Sekunden für den Finaleinzug.

 

„Man kann seine Bestleistung einfach nicht auf Knopfdruck abrufen“, kommentierte die 23-Jährige ihr enttäuschendes Ergebnis. Ebenfalls um 0,4 Sekunden hatte die Renningerin bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig den Einzug ins Finale verfehlt. Dabei hatte sich Lisa Hartmann in dieser Saison mehr oder weniger komplett auf die flache Stadionrunde konzentriert und die 400 Meter Hürden zurückgestellt. „Technisch und rhythmisch hat es einfach nicht geklappt“, erklärt sie.

Erfolge konnte die 23-Jährige dafür bei ihren Staffelstarts feiern. In Berlin landete sie mit der 4x100 Meter-Staffel der Frauen des VfL Sindelfingen in 45,13 Sekunden auf dem Bronzerang, nur sieben Hundertstel hinter dem Quartett der MTG Mannheim. Noch besser lief es bei den Deutschen Meisterschaften der Langstaffeln in Mainz: Neben Gold in der 4x400 Meter-Staffel der Frauen in 3:39,74 Minuten und mehr als vier Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte LG Nord Berlin gab es auch einen Sieg bei der erstmals bei Deutschen Meisterschaften ausgetragenen 4x400 Meter-Mixed-Staffel. Zusammen mit ihren Vereinskollegen Carolina Krafzik, Max Dillitzer und Yannic Krings ließ sie der Konkurrenz bei dem Premieren-Rennen keine Chance und lief mit der VfL-Staffel in 3:24,52 Minuten überlegen auf Rang eins – mit fast drei Sekunden Vorsprung auf den TSV Bayer 04 Leverkusen (3:27,40 Minuten).

Starts über 400 m Hürden werden seltener

Die Erfolge von Lisa Hartmann verdienen umso mehr Respekt, wenn man weiß, dass die Renningerin erst in den U-18-Jahrgängen leistungsorientiert Leichtathletik betrieben hat. Bei der SpVgg Renningen hatte sie zwar schon im Alter von fünf Jahren – angeleitet von ihrer ebenfalls in der Leichtathletik erfolgreichen Mutter – mit dem Laufen begonnen, gleichzeitig aber auch auf hohem Niveau geturnt. 2018 wechselte sie dann auf Anraten ihrer Mutter zum VfL Sindelfingen, wo sie sechs Trainingseinheiten pro Woche beim renommierten Lauftrainer Werner Späth absolviert.

Eigentlich fühlt sie sich über die 400 Meter Hürden besonders wohl. „Das hat sicher auch mit meiner überdurchschnittlichen Schrittlänge von 2,15 Meter zu tun“, erklärt die 1,71 Meter große Läuferin. Zudem sei in dieser Disziplin die Konkurrenz kleiner als über die flache Stadionrunde, sodass sich schnell Erfolge eingestellt hätten. Auf solche hofft sie auch im kommenden Jahr – vor allem bei den Deutschen Meisterschaften 2023, die Anfang Juli in Kassel ausgetragen werden.

Neben der Leichtathletik-Karriere treibt die 23-Jährige auch ihr Lehramtsstudium in Sport und Mathematik in Tübingen voran, derzeit ist sie im siebten Semester. Und immerhin sind ihre Erfolge in diesem Jahr auch noch auf anderer Ebene gewürdigt worden: Bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres der Stadt Renningen landete Lisa Hartmann auf dem ersten Platz.