Akkurat aufgereihte Leih-Scooter, die Gehwege in Stuttgart versperren, lassen einen Verdacht über die Hintergründe des systemischen Falschparkens aufkeimen.

Vaihingen/Stuttgart - Gedankenlos sei es, E-Scooter einfach auf dem Gehweg abzustellen, meint Susanne Simon. Sie ist oft zwischen dem Vaihinger Bahnhof und der Rohrer Höhe unterwegs. Bis vor einem Jahr hat sie dort regelmäßig ihre Mutter mit dem Rollstuhl spazieren gefahren. „Da wusste man nie, wie man an den Dingern vorbeikommt, auf der einen Seite ist gleich eine Hecke und auf der anderen Seite Parkplätze, auf die man ja auch nicht ausweichen kann“, sagt Simon. Was sie daran besonders ärgert: Die E-Scooter würden oft akkurat aufgereiht dort stehen, sodass ihr der Verdacht kam, dass nicht die Nutzer, sondern die Mitarbeiter der Verleiher die Fahrzeuge in den Weg stellen. Jüngstes Beispiel von Simon: vier E-Scooter am Vaihinger Stadtpark in Richtung Bahnhof, die fein säuberlich aufgereiht stehen und die Hälfte des Gehwegs versperren. Ein ähnliches Bild bot sich vor Kurzem an der Kronprinzstraße: Sechs Leihroller parkten genau auf dem Radweg.

 

Das System erstelle automatisch Abstellorte

Die besagten Fahrzeuge am Vaihinger Stadtpark gehören der Firma Lime. Diese teilt auf Anfrage mit, dass es ab und zu sein könne, „dass unsere Mitarbeiter die E-Scooter an Orten abstellen, die dafür weniger geeignet sind“. Das habe offenbar zwei Gründe: Wenn die GPS-Daten ungenau sind, kann es sein, dass der richtige Abstellort eigentlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist, in der App aber falsch angezeigt wird.

Außerdem erstelle das System nach Auskunft von Lime automatisch neue Abstellorte, um die Verteilung der Fahrzeuge zu optimieren. Dabei werden offensichtlich manchmal auch ungünstige Abstellmöglichkeiten generiert. „Natürlich hat es für Lime höchste Priorität, die geltenden Regeln für das Abstellen der E-Scooter zu beachten“, sagt Florian Anders, ein Sprecher von Lime, „außerdem werden alle Abstellorte sorgfältig ausgewählt, bevor dort die Fahrzeuge verteilt werden“.

Auf Platz für Rollstühle und Kinderwagen achten

Der Platz am Rande des Vaihinger Stadtparks wurde laut Lime automatisch vom System erstellt. „Ich habe nun den Abstellort entfernen lassen, da er nicht den Vorgaben entspricht“, sagt Anders. Grundsätzlich gelte in Stuttgart die Regel, dass mindestens zwei Meter eines Gehwegs sowie die Bordsteinkante freigehalten werden müssen. Außerdem sei auf ausreichend Platz für Kinderwagen und Rollstühle zu achten.

Zwei Meter freie Gehwegbreite will auch der Anbieter Voi einhalten, dem die falsch geparkten E-Scooter an der Kronprinzstraße gehören. „Da es keine Kennzeichnung des Radweges durch andersfarbigen Untergrund, Beschilderung oder Bodenmarkierungen gibt und außerdem direkt daneben ein großes Fußgängerzonenschild steht, könnte es in diesem Fall zu einer Verwechslung gekommen sein“, erklärt Claus Unterkircher von Voi die auf dem Radweg stehenden Roller. Er bittet in seinem Schreiben an unsere Zeitung, falsch abgestellte E-Scooter beim Ordnungsamt zu melden. „Wir schicken dann sofort ein Team los und parken sie binnen maximal vier Stunden um“, sagt er. Genau wie Lime zeigt sich Voi dankbar für den Hinweis und entschuldigt sich für die falsch geparkten Fahrzeuge.