„Wir sind wegen der 30-Minuten-Regelung in Verhandlungen“, bestätigt eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage. Der bestehende Vertrag mit der Stadt laufe aber nicht zum Jahresende, sondern bereits Ende September aus. Warum die Bahn dennoch die vertraglich vereinbarten Freifahrten bereits von Juni an einseitig aussetzen will, war am Montag nicht zu erfahren. „Unsere Geschäftsführung wird mit der Stadt sprechen“, so eine Bahn-Sprecherin. „Wir möchten die Verhandlungen rasch im Sinne unserer Kunden abschließen.“

 

92 Prozent der Fahrten unter 30 Minuten

Die Bahn verlangt in den Verhandlungen mit der Stadt allerdings erheblich mehr Geld, weil die Stuttgarter Leihräderflotte dem Schienenkonzern bis jetzt ein hohes Defizit beschert hat. Laut einer Broschüre des Bundesverkehrsministeriums über „Innovative Fahrradverleihsysteme“ dauern 50 Prozent der Ausleihen in Stuttgart höchstens elf Minuten. Der Löwenanteil aller Leihradtouren liegt mit 92 Prozent innerhalb der kostenlosen halben Stunde. „In der 28. Minute wechsele ich das Rad und fahre mit einem anderen umsonst weiter“, erklärt ein Profiradler sein Konzept. Denn die Stuttgarter Call-a-Bike-Kundschaft muss erst nach der ersten halben Stunde acht Cent für jede weitere Minute bezahlen. Angeblich sollen der Bahn Betriebskosten von mehr als 200 000 Euro im Jahr entstehen.

Die DB Rent hatte bereits 2012 Probleme mit einem vom Bundesverkehrsministerium mit 1,25 Millionen Euro geförderten Stuttgarter Pilotversuch. Darin sollten 100 Pedelecs zum Laufen gebracht werden. Doch statt der vorgesehenen 100 Pedelecs war bisher nur etwa die Hälfte davon in der wärmeren Jahreszeit im Einsatz. Viele Elektroräder erwiesen sich zudem als reparaturanfällig. Vor allen die Akkus waren der Topografie der Landeshauptstadt nicht gewachsen. Dabei sollten die Leihpedelecs laut Gemeinderatsvorlage „vor allem höher gelegene Stadtbezirke“ erschließen.