Ärzte aus der ukrainischen Partnerstadt Poltawa besuchen Leinfelden-Echterdingen. Sie erzählen vom Krieg in ihrer Heimat und davon, wie die deutschen Partner Kindern aus der Ukraine helfen.

Leinfelden-Echterdingen - Nein, Verwundete aus der umkämpften Donbassregion würden nicht in Poltawa behandelt, sagt Olga Tertychna von der Stadtverwaltung der zentralukrainischen Stadt. Sie würden in die Kliniken der nächstgelegenen Großstadt Dnipro eingeliefert, sagt sie. Fragen zur angespannten Lage in dem osteuropäischen Land beantworten die Gäste aus Poltawa erst am Ende ihres Treffens mit Eva Noller, der Ersten Bürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen. Tertychna gibt sachlich Auskunft über die Auswirkungen des Krieges im Osten der Ukraine auf ihre Stadt und die Gesundheitsversorgung.

 

Wie viele andere Gemeinden in der Ukraine beherbergt die circa 300 000 Einwohner zählende Stadt eine große Anzahl an Binnenflüchtlingen. Seit Beginn des Krieges 2014 zählen die Vereinten Nationen in der ganzen Ukraine circa 2,7 Millionen Vertriebene. Trotz des Minsker Abkommens, das im Februar 2015 eine Waffenruhe vorsah, gehen die Kämpfe in der Ostukraine weiter. Mehr als 10 000 Menschen sind bereits in dem Stellungskrieg gestorben. Die Stadtverwaltung kümmere sich in Poltawa darum, dass die vielen Flüchtlinge Plätze in Wohnheimen oder im besten Fall eigene Wohnungen finden, sagt Tertychna. Alle Flüchtlinge hätten Zugang zur staatlichen medizinischen Versorgung der Ukraine, fügt sie hinzu.

Ukraine reformiert Gesundheitswesen

Für die ukrainischen Ärzte bedeutet die hohe Zahl an Flüchtlingen letztlich, dass sie sich mit denselben Ressourcen um mehr Patienten kümmern müssen. Die Ukraine reformiere gerade ihr Gesundheitswesen, erzählen die Ärzte aus Poltawa. Die Gesundheitsversorgung soll stärker dezentralisiert werden, berichten sie. Das deutsche Modell mit der hohen Bedeutung von Hausarztpraxen sei deshalb interessant für die Ärztedelegation, meint sie. Die Ärzte aus Poltawa wollen sich außer den Alltag in einer deutschen Hausarztpraxis, die Notaufnahme in der Filderklinik und das Stuttgarter Hospiz anschauen. So wollen sie einen Eindruck gewinnen, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert. Das Hospizwesen etwa sei erst in Ansätzen in der Ukraine verbreitet, berichten die Ärzte aus Poltawa.

Sie loben die Hilfe aus der deutschen Partnerstadt für die Menschen in der Ukraine. Im vergangenen Jahr konnten traumatisierte Flüchtlingskinder sich im Sommer unweit von Leinfelden-Echterdingen erholen. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Tertychna.