Bei Starkregen staut sich Wasser im Garten von Monika Bair-Ivenz in Musberg (Leinfelden-Echterdingen). Sie macht die Stadt dafür verantwortlich, weil diese eine Garage genehmigt hatte.

Musberg - Den Wetterbericht verfolgt Monika Bair-Ivenz aus Musberg aufmerksam. Wann immer sich Regen ankündigt, schaut sie sorgenvoll nach Norden aufs Feld, das an ihren Garten anschließt. Wird es so schlimm werden wie im Juni 2018, als sich im Starkregen ein Gemisch aus Wasser und Schlamm trotz einer Spundwand in ihren Keller ergoss und etliche Möbel unbrauchbar machte? „Ich musste alles wegwerfen“, sagt die 73-Jährige. Auf 10 000 Euro habe sich der Schaden summiert.

 

Stehe auf dem Feld Mais, sei es besonders schlimm

Dass Regenwasser vom abschüssigen Acker auf die Reihenhäuser an der Klingenstraße zufließt, ist nicht neu. Monika Bair-Ivenz legt mehrere Fotos von Schlammlachen vor, die zeigen, welche Auswirkungen Wind und Wetter seit Jahr und Tag haben. Stehe Mais auf dem Feld, sei es besonders schlimm, „Mais hält kein Wasser“. Bislang habe eine Mauer das Ärgste von den Häusern abgehalten und in die Wolfstraße abgeleitet. Seit einigen Jahren jedoch steht dort, wo die Mauer auf die Wolfstraße traf, eine Garage. Monika Bair-Ivenz, die das letzte Haus davor bewohnt, spricht von einem verheerenden Effekt. Durch das Bauwerk staue sich das Wasser – und ergieße sich in ihren Garten. Schutzmaßnahmen, die Nachbarn ergriffen hätten, verstärkten das Ganze noch mit einer Art Dominoeffekt. „Die Schräge geht direkt auf mich zu. Den Letzten beißen die Hunde“, sagt sie.

Das Szenario hatte Monika Bair-Ivenz bereits vor Jahren vorhergesagt. In einem Widerspruch gegen den Garagenbau hatte sie 2011 das Baurechtsamt vor einer „Katastrophe“ gewarnt, und „das, was ich beschrieben habe, ist zu 100 Prozent eingetreten“. Ihr Vorschlag, das Bauwerk etwas zu versetzen, wurde nicht berücksichtigt. „Die Stadt hat mich reingeritten, jetzt erwarte ich, dass sie mir wieder raushilft“, sagt die Seniorin.

Die Bauherren der Garage äußern sich nicht. Im Rathaus weist man die Vorwürfe indes zurück. Gisela Fechner, die Sprecherin, teilt nach Rücksprache mit den Ämtern mit: „Wir sind nicht in der Pflicht und nicht in der Haftung.“ Die Genehmigung sei rechtens gewesen, „die Garage darf da stehen“. Vielmehr verweist sie auf eine Verpflichtung zum Selbstschutz, wenngleich sie hinzufügt: „Das Thema Starkregen war damals nicht so im Fokus.“

Sie hat 3000 Euro ausgegeben, um sich zu schützen

Die Schlammbrühe hat im Juni 2018 nicht nur Möbel im Keller der ehemaligen Berufsmusikerin zerstört. „Ich war immer taff, aber das hat mir fast das Kreuz gebrochen.“ Seinerzeit habe sie einen Zusammenbruch erlitten, seither sei sie nicht mehr verreist. 3000 Euro habe sie in ihren Schutz investiert, sich die Spundwand, einen Gully und eine Mauer einbauen lassen. Da wirkt es auf Monika Bair-Ivenz wie Hohn, dass die Stadt in den Schelmenäckern aktuell besondere Vorsicht walten lässt. Die Stiftung Froehlich will ein Kunstdepot einrichten, jedoch besteht die Gefahr, dass bei Starkregen Land unter ist. „Die Entwässerung muss funktionieren“, sagte die Bürgermeisterin Eva Noller jüngst unserer Zeitung. „Und hier hat es keinen interessiert“, klagt Monika Bair-Ivenz.

Experten rechnen aufgrund des Klimawandels für die Zukunft mit mehr Wetterextremen. Auch im Baurechtsamt geht man laut Gisela Fechner davon aus, dass es mehr Regen geben wird. Für Monika Bair-Ivenz könnte dieses neue Bewusstsein ein Vorteil sein. Ein Gutachterbüro erstellt für die Stadt aktuell eine Starkregensimulation, um gefährdete Gebiete und Maßnahmen festzulegen. Schon jetzt steht laut Gisela Fechner fest, dass die Klingenstraße in Musberg sowie Oberaichen dazugehören. Auch die Landesanstalt für Umwelt verweist auf die Notwendigkeit eines kommunalen Starkregenrisikomanagements. Mitte des Jahres soll ein Handlungsleitfaden vorliegen. Sollte sich daraus ein Handlungsbedarf ableiten, müsse der Gemeinderat dies genehmigen.