Ein Roman, ganz viele Leser und zig Veranstaltungen, die das Thema aufgreifen: Im April gibt es in Leinfelden-Echterdingen die zweite Auflage von „Ein Buch bewegt LE“. Die Autorin erzählt von Dingen, die unter der Oberfläche verborgen liegen...

Leinfelden-Echterdingen - Warten, nichts als Warten: Wie erträgt ein Mensch, dass die Zeit vergeht, wenn er dazu gezwungen ist, nichts zu tun? Diese Frage hat die Autorin Jenny Erpenbeck in ihrem Buch „Gehen, ging, gegangen“ aufgegriffen. Richard, ein Professor, sucht bei Asylsuchenden auf dem Oranienplatz Fragen auf seine Antworten. Die jungen Flüchtlinge aus Afrika sind in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt.

 

Der Bestseller, der im August 2015 erschienen ist, erzählt vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und vom Krieg und von dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt. Die Bürgerstiftung L.-E. hat nun just dieses Werk für ihre diesjährige Aktion „Ein Buch bewegt LE“ ausgewählt. Sie hat 150 Exemplare angeschafft und an Schulen sowie Literaturkreise verteilt.

Flucht und menschliche Schicksale im Blick

Möglichst viele Bürger aus L.-E. sollen ihre Nase in das Werk stecken, das mittlerweile auch als Taschenbuch zu haben ist. Und sich dann in Gesprächskreisen und am Rande von Vorträgen dazu – auch mit Flüchtlingen – austauschen. Die Stiftung hat die Aktion im Herbst 2015 ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stand damals die Erzählung „Der wiedergefundene Freund“ des Stuttgarter Autors Fred Uhlmann. Die zweite Auflage von „Ein Buch bewegt LE“ ist losgelöst von der Lesezeit in Leinfelden-Echterdingen, die seit Jahren im Herbst veranstaltet wird.

Von April an bieten die Kooperationspartner Bürgerstiftung, Volkshochschule, der örtliche Buchhandel, Schulen und Kirchengemeinden sowie das Amt für soziale Dienste mit der Kontaktstelle für Integration einen Veranstaltungsreigen an, der das Thema Flucht und menschliche Schicksale in den Blick nimmt. Und das obwohl immer weniger Menschen an die Tore Deutschlands klopfen und auch in L.-E. Flüchtlingsunterkünfte abgebaut werden.

„Die Integration von Flüchtlingen ist noch immer ein großes Thema in Deutschland und auch in Leinfelden-Echterdingen“, sagt Margot Vees von der Bürgerstiftung. Es gelte ein Schlaglicht auf die Probleme der Zuwanderer zu werfen, die vielleicht so noch nicht in der Presse standen. „Die Flüchtlinge haben bereits viel hinter sich, wenn sie in Leinfelden-Echterdingen ankommen. Sie schließen hier Freundschaften“, sagt die Stifterin. Diese Bekanntschaften werden dann aber wieder auseinandergerissen, weil die Freunde in unterschiedliche Unterkünfte verlegt werden.

Auch kleine Probleme beleuchten

Margot Vees weiß, von was sie spricht. Die Frau des Stiftungsvorsitzenden Edelbert Vees kümmert sich um zwei Flüchtlingskinder, hilft ihnen bei den Hausaufgaben und hat dabei freilich auch deren Familie näher kennengelernt. Die Mutter ihrer Schützlinge muss jeden Tag mit den jüngeren Geschwistern eine halbe Stunde lang zum Kindergarten hin und wieder zurück gehen, weil bisher kein Platz in einer wohnortnahen Einrichtung frei war. „Es sind die kleinen Probleme, die wir ansprechen müssen“, sagt Vees.

Das Programm für „Ein Buch bewegt LE“ wird gerade festgezurrt. Fest steht bereits: Die Volkshochschule wird über die Flüchtlingssituation in der Welt und deren Ursachen aufklären. Es wird auch eine Veranstaltung zum Thema Arabischer Frühling geben. In der Echterdinger Zehntscheuer werden verschiedene Vorträge angeboten. Das Echterdinger Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium wird sich mit einem Kunstprojekt beteiligen. Flüchtlinge werden bei verschiedenen Programmpunkten integriert.

Der Auftaktabend ist für Montag, 9. April, terminiert. Veranstaltungsort wird der Neue Markt in Leinfelden sein. Der Abschlussabend wird am Donnerstag, 17. Mai, im Leinfelder Immanuel-Kant-Gymnasium über die Bühne gehen.