Die Musikschule in Leinfelden-Echterdingen will ein Zeichen setzen. Bei ihren beiden neuen Projekten geht es um nichts Geringeres als um die Identifikation mit Europa. Was es damit auf sich hat, erklären die Verantwortlichen hier.

Leinfelden-Echterdingen - Die Europäische Union steckt in einer tiefen Identitätskrise. Der Brexit hat ein politisches Beben ausgelöst, Rechtspopulisten und EU-Skeptiker lassen die etablierten Parteien zittern, und in der Flüchtlingspolitik setzen die europäischen Länder immer mehr auf Abschottung. Diese Stimmung greift die Musikschule in Leinfelden-Echterdingen für zwei neue Projekte auf.

 

Für diese Projekte kooperiert die Musikschule mit dem Europa-Zentrum Baden-Württemberg. „Europas Herz ist die Kultur. Die europäische Musik verbindet uns trotz aller politischen Ungereimtheiten“, sagt Joachim Spohn. Der Musiklehrer, der bereits seit 1980 an der Musikschule in L.-E. unterrichtet, hat die beiden Projekte gemeinsam mit Nils Bunjes vom Europa-Zentrum initiiert. Mit den Veranstaltungsreihen „Musikkulturen Europas“ und „Sounds of Europe“ wollen die Männer die Bedeutung und den Wert der europäischen Musikkultur betonen.

Jugendliche Musiker stehen im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt beider Projekte stehen jugendliche Musiker. Die Reihe „Musikkulturen Europas“ hat im vergangenen Jahr begonnen. Lehrer und Schüler der Musikschule stellen dafür in einem zweijährigen Turnus die Musik eines Landes vor. Das Europa-Zentrum wird hierfür entsprechende Hintergrundinformationen zu dem jeweiligen Land geben. Ziel sei es, den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Musikkultur für junge Menschen erlebbar zu machen, erklärt Spohn bei der Vorstellung der Projekte.

Den Auftakt in dieser neuen Reihe macht das Land Belgien, 2018 wird Italien thematisiert. Die zweite Reihe, nämlich „Sounds of Europe“, hatte vor Kurzem Premiere. Schüler der Musikschule haben dabei eine Auswahl an europäischen Kompositionen zum Besten gegeben: Zu hören waren Stücke von Händel, Rachmaninow bis hin zu Elton John und Ed Sheeran.

Es geht um die Identifikation mit Europas

Die Veranstaltungsreihe ist im jährlichen Turnus vorgesehen. „Im Ausland genießt die europäische Musikkultur eine sehr große Wertschätzung, während die Europäer selbst nicht mehr wissen, auf welcher Schatztruhe sie sitzen“, bedauert Joachim Spohn. Um der zunehmenden Entfremdung und Geringschätzung der eigenen Musikkultur entgegenzuwirken, wolle man mit den Projekten wieder das Bewusstsein dafür wecken. „Die Politik lädt aktuell leider selten zur Identifikation mit Europa ein“, so Nils Bunjes.

Die gemeinsame Entwicklung der europäischen Musik mit all ihren Eigenheiten und Strömungen sei hingegen identitätsstiftend. „Musik kennt keine Grenzen und geht direkt ins Herz“, so Bunjes. Joachim Spohn fügt hinzu: „Europa ist kein Selbstläufer, man muss kämpfen, um die Werte zu erhalten. Das tun wir mit einer musikalischen Tradition, die uns verbindet.“