Wie kann die Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit wach gehalten werden? Schilder könnten an zentralen Orten von Leinfelden-Echterdingen aufgestellt werden, sagen SPD-Politiker. Und schreiben einen Brief an den Rathauschef.

Leinfelden-Echterdingen - Im November vor 74 Jahren wurden 600 jüdische Menschen in das Echterdinger Außenlager des KZ Natzweiler verlegt, um auf den Fildern Zwangsarbeit zu verrichten. Sie mussten Verbindungswege zur Autobahn bauen, Kriegsschäden am Flughafen beseitigen und in verschiedenen Steinbrüchen arbeiten. Mindestens 119 von ihnen starben an Hunger, Kälte und Erschöpfung. „Wir wissen, dass die Häftlinge in Kolonnen durch die Plieninger Straße und die Bernhäuser Straße in Echterdingen sowie die Echterdinger Straße in Leinfelden gelaufen sind, um den Steinbruch im Gebiet des heutigen Brahmsweg zu erreichen“, heißt es in einer Pressemitteilung der örtlichen SPD-Fraktion.

 

Die Sozialdemokraten können sich gut vorstellen, die Wege der jüdischen Zwangsarbeiter, die auch durch Bernhausen führten, sichtbar zu machen und dafür „Hinweistafeln an zentralen Orten aufzustellen“, wie Barbara Sinner-Bartels, die Vize-Fraktionsvorsitzende, unserer Zeitung sagt.

Wege der Erinnerung schaffen, die sichtbar sind

Das erklärte Ziel: Die SPD-Fraktion will diesen Teil der örtlichen Geschichte noch stärker in den Alltag der Bürger einbinden. Die Kommunalpolitiker wollen „Wege der Erinnerung schaffen, die sichtbar sind“. Deshalb hat Sinner-Bartels im Auftrag der Fraktion einen Brief an Oberbürgermeister Roland Klenk geschrieben. Die SPD-Politiker bitten die Verwaltung, zusammen mit der Stadt Filderstadt und dem Rat der Stiftung beider Kommunen „Gemeinsame Erinnerung – gemeinsame Verantwortung“ zu überlegen, wie auf diese Weise die Erinnerung vertieft und sichtbar gemacht werden kann“.

Dazu passt das Anliegen von Willfried Nobel, dem Vorsitzenden der Stiftung. Er möchte seit Langem erreichen, dass sich die Verantwortlichen der Städte Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt an der Hand nehmen, um die KZ-Gedenkstätte an der Zufahrt zum US-Airfield zu erweitern. So wie dies die Künstlerin Dagmar Pachter – sie hat das Mahnmal einst entworfen – von Anfang an auch vorgesehen hatte. Die Gedenkstätte erinnert an die 600 Häftlinge, die zwischen November 1944 und Januar 1945 in einem Hangar des KZ-Außenlager Echterdingen eingesperrt waren.

Stiftung feiert am Donnerstag runden Geburtstag

Die Stiftung feiert an diesem Donnerstag einen runden Geburtstag. Sie wurde am 10. November 2008 – also vor zehn Jahren – durch Roland Klenk, den Rathauschef von L.-E., sowie die damalige Filderstädter Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker ins Leben gerufen.

Mehr als 25 000 Euro wurden seit der Gründung an Menschen und Projekte verteilt, die sich dafür einsetzen, dass sich ein Unrecht, wie es in der NS-Zeit geschehen ist, nicht wiederholt. Am Donnerstag findet die diesjährige Preisverleihung statt.

Der Geburtstag der Stiftung und die Preisverleihung war ein Anlass für die SPD-Fraktion, den Brief an Rathauschef Klenk zu schreiben. Sich an die Vergangenheit zu erinnern, sei heute wichtiger denn je, sagen die Sozialdemokraten. „Rassismus und Ausgrenzung nehmen leider auch in unserer Stadt in einem erschreckenden Maß zu“, schreiben sie in ihrer Mitteilung. Hier will die SPD-Fraktion mit einer klaren Position gegenhalten.