Lassen sich Bahngleise mit Häusern überbauen? Diese Idee wird auf den Fildern gerade durchgespielt. Denn in Leinfelden-Echterdingen könnten mit dieser Bauart zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Annäherung an eine visionäre Idee.

Leinfelden-Echterdingen - Das ist eine wirkliche Überraschung. Und zwar nach der Art, wie sie Planer selten in ein kommunales Gremium mitbringen – außer es handelt sich um Kostensteigerungen bei Bauprojekten. Doch das war in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses in Echterdingen anders. Eigentlich ging es nur um den Schallschutz für Stuttgart 21, wenn in einigen Jahren Fernzüge durch Leinfelden-Echterdingen rauschen. Die Deutsche Bahn kommt nur für die Standardversion auf – Lärmschutzwände. Und eben solche wären eigentlich auch im Bereich des Echterdinger Bahnhofs vorgesehen.

 

Doch es könnte, so zumindest der Vorschlag des Landschaftsarchitekten Christof Luz und des Stadtplaners Matthias Schuster, anders aussehen – schon fast visionär. Warum nicht die Bahnstrecke nutzen und überbauen? Genau das haben sich die Planer auch gefragt und dem Gremium ein Konzept präsentiert. Demnach könnte das bestehende, allerdings in die Jahre gekommene Parkhaus erweitert werden und dann deutlich mehr Stellplätze bieten – Lärmschutz inklusive.

Bauland könnte gewonnen werden

Noch viel mutiger ist jedoch eine ganz andere Variante: die Gleise bis zum Kreisverkehr an der Plieninger Straße überdeckeln und Häuser darauf bauen. Schließlich fehlen in Echterdingen wie andernorts in der Region Stuttgart Flächen für den Neubau von Wohnungen und Gewerbebetrieben. „4500 Quadratmeter Bauland könnten an dieser Stelle gewonnen werden“, so Schuster. Bei einem fünfgeschossigen Bau – wie von den Planern vorgestellt – würden gut 14 000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen.

Die Idee habe Potenzial

Nimmt man die durchschnittliche Wohnungsgröße in Deutschland, die zurzeit bei gut 90 Quadratmetern liegt, könnten hier also knapp 160 Wohnungen entstehen. Eine erkleckliche Zahl. Rund 15,8 Millionen Euro würde die Überbauung kosten, haben die Planer ausgerechnet, was eine Investition von 1120 Euro pro Quadratmeter bedeutet.

Nimmt man die aktuellen Marktpreise in Leinfelden-Echterdingen, dann könnte sich die Überbauung lohnen. Denn für jeden Quadratmeter Wohnfläche muss man aktuell zwischen 5500 und 6500 Euro bezahlen, der Bau liegt bei 3300 Euro. Blieben bei dem Gedankenspiel der Planer also als Gewinn etwa 1000 bis 2000 Euro. Die Baubürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen, Eva Noller, bezeichnete das auf Nachfrage als „nicht unmöglich“, geht allerdings von einem ziemlich komplizierten Genehmigungsverfahren aus, da es sich um ein Tunnelbauwerk handeln würde. „Die Idee“, sagt Noller, „hat jedoch Potenzial“.